Schönberger: In Summe sehr positiv. Wir hatten ja sozusagen vier Jahre Planungszeit! Tatsächlich sind wir super überrascht, wie der Markt das Angebot annimmt: Aus den zehn teilweise großzügig angelegten Messehallen von 2019 sind jetzt zehn Hallen geworden, die komplett voll gebucht sind. Was die Besucheranzahl angeht, können wir erst am Ende der Messe etwas sagen, die Tendenz zu Spätanmeldungen nimmt ja zu. Aber die Zahl der Besucher ist auch in der Regel für die Zufriedenheit der Aussteller weniger entscheidend als die Qualität – wichtig ist, dass die Unternehmen Vertreter mit Einkaufskraft und Entscheidungsbefugnis schicken.
Die damalige Online-Konferenz mit drei Tagen Programm und Company-Sessions zu Zeiten des Lockdowns wurde gut angenommen. Aber heute würde sich dazu niemand mehr bereiterklären, es hat auch niemand nach einer hybriden Veranstaltung nachgefragt. Die Aussteller haben die Erwartungshaltung, dass die Besucher nach München kommen, dem wollen wir gerecht werden. Die Erfahrung aus 2021 hat uns aber auch die Bedeutung eines guten Konferenzprogramms mit Austausch und Interaktion gezeigt – und den Wunsch, von einer Veranstaltung wie der Messe auch Know-how mitzunehmen. Deswegen haben wir einen stärkeren Fokus auf das Konferenzprogramm gelegt. Mit mehr als 50 Sessions ist für jeden etwas dabei.
Er beschreibt, was unsere Messe ausmacht – die weltweit größte Logistikmesse für alle Verkehrsträger, die die Angebote der Anbieter mit den Anforderungen von Verladern und Dienstleistern verknüpft, aber auch auf der persönlichen Ebene Verbindungen zwischen Menschen schafft. Denn die Logistik ist immer ein People‘s Business.
Ich denke, die Trends lassen sich gut aus den Vorschlägen der fachlichen Träger des Konferenzprogramms ablesen. Das sind nach wie vor Themen wie Nachhaltigkeit und Energieeffizienz, alternative Antriebe, Infrastruktur; aber ganz klar auch Herausforderungen wie Resilienz und globale Lieferketten – das sind die Themen, die am Ende an den Ständen und auf den Gängen der Messe diskutiert werden.
Der Index kann immer nur eine Momentaufnahme sein, und die Befragten sind eine sehr diverse Gruppe – Dienstleister Verlader, Aussteller, Besucher, national und international. Dementsprechend vielfältig sind die Antworten. Sie zeigen, dass sich gesamtwirtschaftliche Themen nicht so leicht ändern lassen, aber dass die Branche bei Dingen, die sie selbst in der Hand hat, optimistisch ist – damit bestätigt sich die Problemlöser-Mentalität der Logistik. Ein Ergebnis der Befragung war aber auch die hohe Wertschätzung für Live-Events; das finde ich für uns und alle anderen Veranstalter ein wichtiges Signal für die Zukunft.
Egal wie die wirtschaftliche Erwartung ausfällt – die Vorfreude der Aussteller auf die Messe ist enorm, dass motiviert uns sehr. Alle freuen sich, wieder nach München zu kommen und die tolle Community zu erleben.
Die Messe ist ja nicht nur Leistungsschau, sondern auch ein tolles Schaufenster für die Branche selbst – auch für junge Menschen. Wir laden daher am „Karriere-Freitag“ junge Menschen auf die Messe ein. Für Nachwuchskräfte und Studenten haben wir ein spezielles Konferenzprogramm sowie zusammen mit den Wirtschaftsmachern ein Programm für Schüler und Berufsschulen erstellt. Wir appellieren gezielt auch an Unternehmen, mit ihren HR-Verantwortlichen teilzunehmen. Wir müssen zeigen, dass vor und nach dem Lkw eine ganze Kette an Möglichkeiten liegt. Junge Menschen sollen sich auf der Messe von der Größe der Branche und der Bedeutung für den Wirtschaftsstandort Deutschland überraschen lassen.
Sicherlich die Eröffnungsrede am Dienstag um 11 Uhr durch Bundesverkehrsminister Volker Wissing – ein wichtiges Signal auch dafür, dass Deutschland führend in der Logistik ist und die wichtigste Logistikmesse hat. Viele Höhepunkte erwarte ich auch aus dem Konferenzprogramm mit seinen vielen Facetten – Immobilien, Konsumgüter, Pharmaindustrie und mehr. Und natürlich gehören immer auch die Standempfänge am Abend und der Austausch dazu. Aber ein besonderes Highlight habe ich tatsächlich dieses Jahr.
Ein Herzensprojekt von mir ist eine Konferenz am Freitag, die von und für weibliche Studierende veranstaltet wird – drei Sessions mit Impro-Talks zu von den Studierenden vorgeschlagenen Thesen. Das soll abseits der üblichen Karriereformate Gelegenheit zum Austausch bieten. Denn unser Eindruck ist, dass es zwar an den Hochschulen viele Studentinnen in der Logistik gibt, sie aber auf den Branchenplattformen und damit noch nicht in den Führungsebenen sichtbar sind. Dieser Sache wollen wir auf den Grund gehen.
Wenn das Wetter gut ist, auf jeden Fall ein Biergartenbesuch, entweder im Augustiner-Keller in der Nähe des Bahnhofs oder im Hofbräukeller am Wiener Patz. Es gibt nichts Schöneres nach einem anstrengenden Messetag als ein frisches Helles und eine Brez’n. Auch das macht München aus.
Zur Person
- Dr.Robert Schönberger ist seit 2015 bei der Messe München für die beiden Themencluster Transport Logistic und Ceramitec Messen zuständig
- Davor war der „Logistik-Netzwerker“ bei Unternehmen in Bremen, Frankfurt und Augsburg beschäftigt
- Studiert hat Schönberger – mit Aufenthalten in Buenos Aires und Atlanta – an der Technischen Universität Darmstadt, er promovierte bei Prof. Hans-Christian Pfohl
Die Messe
- Die Transport Logistic, internationale Fachmesse für Logistik, Mobilität, IT und Supply Chain, findet vom 9. bis 12. Mai 2023 in München statt
- Im Rahmen des Konferenzprogramms veranstaltet trans aktuell eine Podiumsdiskussion unter dem Titel „Dekarbonisierung im Straßenfernverkehr: Wasserstoff-Lkw als Heilsbringer?“ Die einstündige Veranstaltung startet um 13.30 Uhr in Halle B2/329
