24plus-Geschäftsführer​ Markus Egerer im Interview: Der Druck ist spürbar​

24plus-Geschäftsführer​ Markus Egerer im Interview
Der Druck ist spürbar​

Steigende Energiekosten und Netzwerkstabilität - 24plus-Geschäftsführer Markus Egerer im Interview.

Der Druck ist spürbar​
Foto: 24plus
trans aktuell: Herr Egerer, der Spritpreis klettert gerade in ungeahnte Höhen. Ziehen die Preise im Stückgut mit?

Egerer: Wenn die Preise langfristig auf dem Niveau bleiben, werden sich natürlich auch die Zustellkonditionen ändern. Eine erste Preisanpassung haben wir bereits am 1. März durchgeführt, daran haben auch alle Mitglieder partizipiert. Wenn die Entwicklung sich so fortsetzt, wird es nicht bei dieser einen Anpassung bleiben, denn die Partner bekommen den Kostendruck unmittelbar zu spüren. Der Nahverkehr ist zwar auch betroffen, aber der Fernverkehr ist stark von den Dieselkosten geprägt. Viele Partner führen daher wieder Gespräche mit den Kunden. Die Mehrheit hat zwar einen Dieselfloater mit ihren Kunden umgesetzt, Knackpunkt ist jedoch der Versatz.

Das bedeutet konkret?

Es kann zwischen einem bis zu teilweise vier Monaten dauern, bis die Erstattung bei den Unternehmen ankommt, was viele nicht stemmen können. Um nicht für ihr übliches Mengenkontingent diese Preise bezahlen zu müssen, lassen viele Unternehmen ihre Fahrer an normalen Tankstellen tanken und nehmen dafür auch einen höheren Preis in Kauf, um die hohen Tankkosten wenigstens auf den ganzen Monat aufsplitten zu können. Aber eines ist klar: Wer seine gestiegenen Kosten nicht zeitnah an den Kunden weitergibt, für den wird es schwierig. Diese Krise wird sicherlich für manche Unternehmen in der Insolvenz enden.

Wie reagieren denn an dieser Stelle die Verlader?

Wir bekommen die Rückmeldung, dass viele auf ihre Transportpartner zugehen und fragen, was sie unternehmen können. Auch im eigenen Interesse, denn die Kapazitätsprobleme von 2021 sind noch gut in Erinnerung, und sie sind bestrebt, ihren Transportpartner zu halten.

Erst Corona, dann dieser Preisanstieg – kein einfacher Einstieg in die Position des Geschäftsführers. Was waren beim Wechsel zu 24plus 2021 Ihre größten Herausforderungen?

Die spezielle Herausforderung bei Kooperationen ist, dass es eine Vielzahl von eigenständigen Unternehmen gibt – bei 24plus sind das mehr als 60 – und jeder eigene Vorstellungen und ganz unterschiedliche Ansprüche hat. Die Kunst ist hier, alle mitzunehmen und zwischen den Interessen zu vermitteln. In meiner vorigen Position als Leiter Operations bei Palletways habe ich die Arbeit in einem Netzwerkgeber aber bereits kennengelernt.

Was ist aktuell die größte Herausforderung für 24plus?

Sicherlich – wie bei allen Kooperationen – das Thema Netzwerkabdeckung. Das hat unterschiedliche Gründe, liegt aber auch daran, dass die Stückgutabfertigung sehr speziell ist. Unternehmen aus dem Ladungsbereich, die sich im Stückgut versucht haben, waren mit einem hohen Aufwand konfrontiert: die notwendige Technik, Statusmeldungen setzen, Sendungen am eigenen Lager umschlagen, POD einscannen und so weiter. Dazu kommt, dass die Stückgutpreise zwar weiter ansteigen, aktuell aber noch nicht in dem Maße, um wirtschaftlich zufriedenstellend arbeiten zu können.

Was muss denn ein Unternehmen mitbringen, um mit Stückgut Geld zu verdienen?

Wer erfolgreich sein will, muss hauptsächlich seine Kapazitäten im Griff haben. Optimal sind voll beladene Fahrzeuge, die zeitnah in die Verteilung starten und auf der Rückfahrt ins Depot wieder voll beladen sind. Dazu braucht es eine ausgereifte Organisation und gute Mitarbeiter und natürlich auch Kunden für das Ausgangsgeschäft. Erfolgreich ist, wer möglichst eine Paarigkeit im eigenen Gebiet hat, wobei der Sendungseingang sicher der schwierigere Part ist.

Das Thema Gebiete ist immer schwierig. Sehen Sie auch bei 24plus den Trend, dass Partner mehrere Netzwerke bedienen?

Ja, auch wir haben Mitglieder, die zwei, drei oder sogar vier Netzwerke bedienen. Der Vorteil ist, dass ein Partner mit mehreren Netzwerken in seinem Gebiet die Stopps verdichten kann und eine höhere Anzahl an Sendungen umschlägt. Der Nachteil ist, dass der Partner versucht, ein für ihn sehr homogenes Gebiet zu bekommen. Aber jedes Netzwerk hat eine völlig unterschiedliche Aufteilung der Postleitzahlgebiete. Verlässt ein Partner das Netzwerk, deckt der nachfolgende Partner selten zu 100 Prozent dieses Gebiet ab. Das ist stets eine Herausforderung für die Systemzentrale, die weiße Flächen verhindern muss.

Welche Aufgaben bringt das laufende Jahr noch für 24plus mit sich?

Die Weiterentwicklung unserer Datendrehscheibe cubit24. Das ist ein Meilenstein für uns, sowohl in der Abwicklung als auch bei der Qualität. Auch die Netzwerkanbindung neuer Partner wird einfacher und die Transparenz besser. Ziel ist auch, in den einzelnen Hubs die Qualität weiter zu verbessern und die Kosten zu minimieren.

Zur Person

  • Markus Egerer ist seit Oktober 2021 Geschäftsführer der 24plus Systemverkehre mit Sitz in Hauneck
  • Davor war Egerer Leiter Operations im Zentralhub Knüllwald von Palletways Deutschland
  • Egerer ist seit mehr als 20 Jahren in der Branche tätig, darunter 18 Jahre beim Logistikunternehmen Hans Geis, zuletzt als Speditionsleiter