16. Wiehler Forum von Bergische Achsen (BPW)

16. Wiehler Forum von Bergische Achsen (BPW)
Investitionen in die Zukunft der Logistik

Leicht hat es die Logistikbranche in den vergangenen Jahren sicherlich nicht – eine Krise folgt auf die nächste. Doch trotzdem gilt, weiter in die Zukunft zu investieren. Das 16. Wiehler Forum lud die Branche einmal mehr zum regen Austausch ein.

Auf dem 16. Wiehler Forum von BPW kam die Logistik zum Austausch wieder einmal zusammen.
Foto: Van Mackenbach / BPW

Ready to invest? Ready to survive! Das war das Motto der 16. Auflage des Wiehler Forums, zudem BPW Bergische Achsen seine Gäste eingeladen hat. Dabei rückte vor allem die Frage „Mit welchen Investitionen können Sie die Zukunft Ihres Unternehmens positiv beeinflussen?“ in den Vordergrund. Garniert von knappen Budgets und einer schwierigen Marktlage, stellen Zukunftsinvestitionen die Branche vor große Herausforderungen. Begriffe wie Digitalisierung, Nachhaltigkeit oder Antriebswende allein greifen dabei zu kurz. Daher ging es auf dem Wiehler Forum vor allem darum, eine sachliche Einordnung sowie konkrete Beispiele für erfolgreiche und weniger erfolgreiche Umsetzungen aufzuzeigen und damit schließlich neue Denkanstöße zu geben.

Prof. Dr. Christoph Tripp, Professor für Distributions- und Handelslogistiker bei der TH Nürnberg, stellt beispielsweise seine fünf Trends und Thesen zur Zukunft der Handelslogistik vor. Dabei formulierte Tripp bei seiner ersten These nüchtern: „Die Anzahl der Negativ-Events bleibt hoch.“ Die Branche müsse sich also darauf einstellen, präventive Maßnahmen zu ergreifen, anstatt dann zu agieren, wenn bereits etwas passiert ist. Dabei seien vor allem Netzwerke und Kooperationen in Zukunft unabdingbar. Bei seiner zweiten These rückte er das Thema ökologische Nachhaltigkeit in den Vordergrund. Dieses Ziel ist aufgrund der fordernden Marksituation in den Hintergrund geraten, allerdings müsse das Thema künftig generell als Business im Unternehmen integriert werden. Denn in Zukunft steigt der Druck auf die Unternehmen in diesem Bereich weiter.

Bei seinem dritten Punkt rückte Tripp das Thema Technologie in den Vordergrund. Gerade das Thema KI hat sich dort als nächste große Entwicklung herauskristallisiert. Das führte allerdings dazu, dass einige der großen Unternehmen auf „KI first“ statt auf neue Mitarbeiter setzen. Dennoch sei es unabdingbar, in die Weiterbildung von Mitarbeitern massiv zu investieren. Dort ergeben sich auch neue Chancen für neue Berufsfelder im Umkreis der KI. Ergänzend dazu erklärte Tripp, das Feld Kunden und Markt. Händler wollen laut ihm eigene, starke Marken werden. Kunden einerseits und der Wettbewerb andererseits befeuern zusätzlich die logistische Komplexität. Hier müsse ein Trend entstehen, in der Logistik wieder zu entschleunigen und langsamere Lieferungen anzubieten.

Auf dem 16. Wiehler Forum von BPW kam die Logistik zum Austausch wieder einmal zusammen.
Van Mackenbach / BPW

Prof. Dr. Christoph Tripp von der TH Nürnberg stellt seine 5 Thesen und Trends zur Zukunft der Handelslogistik vor.

Schließlich stellte der Professor der TH Nürnberg seine letzte These zum Thema „Outsourcing“ vor. Der Handel vertikalisiere sich immer weiter und baut dadurch seinen Markt in der Logistik weiter aus. Wichtig sei es daher für Logistiker, ihren „eigenen Platz am Tisch“ beim Handel und der Industrie zu besetzen. Die Logistik werde künftig noch mehr zu einem zentralen Element, wodurch mehr Kooperationen erforderlich, nahezu unabdingbar sind.

Logistik fordert Planungssicherheit

In der anschließenden Podiumsdiskussion debattierten die Teilnehmer über das Thema Planungssicherheit. Dabei richtete sich die Frage auch an die Politik und welche mittelfristigen
Effekte die Transport- und Logistikbranche zum Beispiel von den Fördermillionen für die Infrastruktur erwarten kann. Praktisch sei es dabei, einen gewissen Zeithorizont vorzugeben. Eine Legislaturperiode ist dabei manchmal zu kurz, besonders wenn Investitionen über einen Zeitraum von 5 bis 6 Jahren erfolgen. Die Logistik sieht besonders im Infrastrukturausbau noch deutlich Luft nach oben.

Hinzukommen die Herausforderungen in Form von bürokratischen Akten, mit denen sich viele Unternehmen konfrontiert sehen. So stellten Bund und Länder zwar Mittel zur Verfügung, allerdings war es mittelständischen Unternehmen trotzdem teilweise nicht möglich – vor allem aufgrund der bürokratischen Hürden – einen Antrag zu stellen. Im Zweifelsfall versuchten dann wiederum viele Unternehmen pragmatisch, eigene Lösungen zu finden.

Lösungsansätze in der Logistik

So berichtete etwa Nicolas Gallenkamp, Geschäftsführer bei Nosta Holding, dass beim Güterverkehr die verschiedenen Technologien weiter berücksichtigt werden müssen. Zumal der Anteil an Straße im Güterverkehr noch immer sehr hoch ist. Insgesamt sei der Gesamtgüterverkehr sogar massiv gestiegen, wodurch insgesamt kein wirklicher Rückgang bei den CO₂-Emissionen zu erkennen war. Die Straße bleibe zudem der Hauptverkehrsträger, spätestens auf der letzten Meile. Allerdings bleibt Gallenkamp positiv gestimmt: „Die Technologie entwickelt sich in die richtige Richtung, allerdings deutlich verspätet.“ Ohne eine Kooperation mit Verladern lasse sich nicht alles auf dem Rücken der Logistik stemmen. Sein Unternehmen benutzt derzeit EcoFlex-Trailer, E-Lkw und nutzt Strom durch PV-Anlagen auf dem eigenen Dach. Er appelliert aber auch an die Branche, dass das Thema Datenqualität ein wichtiger Faktor sei, da entsprechende Programme den Aufwand in Sachen Digitalisierung in Zukunft erheblich reduzieren.

Katrin Herda, Head of Energy Solutions bei E-Mobility, erklärte ergänzend dazu, wie eine entsprechende Ladeinfrastruktur aufgebaut werden kann. So setze man bei E-Mobility auf E-Ladestellen, die 400 kW Ladesäulen verbaut haben und so als eine Art Tankstelle fungieren. Ergänzend dazu müsse es Ladeparks geben, die als eine Art Autohof mit Übernachtungsmöglichkeit herhalten, entsprechend bieten sie dann 240 kW Ladesäulen an, da das Fahrzeug hier auch über Nacht geladen werden soll. Darüber hinaus arbeite das Unternehmen an dem Konzept „Entladen, Beladen, Geladen“, was dann im Jahr 2026 technisch umgesetzt werden soll. Allerdings zeigen sich dabei auch Hindernisse wie zu hohe Energiepreise oder fehlende geeignete Standorte.

Ausblick in die Zukunft der Logistik

Wie sieht es also in der Zukunft aus? Die Umstellung auf alternative Antriebe ist keine triviale Sache. Wichtig bleiben in der Logistikbranche die Themen Technologieoffenheit, Investmententscheidungen und Anforderungen an die Logistik, die unter Umständen auch angepasst werden müssen. Dafür braucht es einen Dialog und mehr Kommunikation. Eine Hürde bei der Elektrifizierung der Lkw-Flotten bleibt allerdings die Tatsache, dass viele Spediteure keine festgelegten Strecken haben – E-Lkw hingegen benötigen am besten eine vorgelegte Strecke für die Ladepausen.

Dort könnten auch weitere Kooperationen helfen, wie zum Beispiel ein vorhandenes Ladenetz gemeinsam zu nutzen. Denn in solchen Fällen könnte eine großflächigere Elektrifizierung der Flotten spannend sein. Auf absehbare Zeit werden aber weiterhin auch Diesel-Lkw gefahren – die Fahrer müssen unabhängig von der ganzen Thematik weiter unterwegs sein. Wichtig sei es aber auch, Bedingungen zu schaffen, damit auch Kleinunternehmer von der E-Mobilität profitieren können.

Letztlich bleibt also festzuhalten, dass die Branche sich klare Vorgaben und schnelle Entscheidungen zur Umsetzung und Nutzung von Fördermitteln wünscht – sei es beim Straßenbau, dem Erhalt von Brücken oder sogar der Schiene. Markus Schell, persönlich haftender geschäftsführender Gesellschafter der BPW Bergische Achsen KG, wünscht sich zudem mehr Pragmatismus. Dabei helfen könnte eine Unterstützung der Branche bei den Antragsprozessen. Denn die Durststrecke in der Industrie ist mittlerweile sehr lang – mittelständische Unternehmen stehen vor enormen Herausforderungen. Wichtig ist es allerdings auch weiterhin, den ersten Schritt zu machen und nicht still zu stehen.