Wie die Feuerwehr, die zu einem Einsatz gerufen wird, wenn es brennt – so beschreibt Janus Gersie, selbstständiger Interim-Manager in der Logistik, seinen Job. Im Oktober 2022 hat er Gersie Consulting gegründet und arbeitet nun als „Manager auf Zeit“. Unternehmen holen ihn für eine bestimmte Zeit an Bord – zum Beispiel bei Personalausfall, bei einer vakanten Führungsposition oder um Prozesse zu verbessern. Kunden sind ganz klassisch Logistikdienstleister, Verlader oder Unternehmen der verarbeitenden Industrie mit einer Logistikabteilung.
Lust auf unterschiedliche Themen und Projekte
Die Idee, sich als Interim-Manager selbständig zu machen, hatte er schon ein paar Jahre zuvor. „Ich wollte meine Stärken anders einsetzen und hatte Lust auf viele unterschiedliche Themen und Projekte“, sagt der gelernte Speditionskaufmann im Gespräch mit trans aktuell. Seine Ausbildung absolvierte er bei Koch International in Osnabrück. Anschließend folgten einige Stationen in der Logistikbranche. Mehr als 20 Jahre lang führte er Teams mit bis zu 250 Mitarbeitenden.
„Interim-Manager sollten so gute und so viele Qualifikationen wie möglich haben und über langjährige Führungserfahrung verfügen“, sagt der 61-Jährige. Denn die Aufgaben sind anspruchsvoll. Innerhalb kürzester Zeit müssen sich Interim-Manager in neue Themen einarbeiten und Teams führen. „Du musst extremst wach und schnell sein“, so Gersie. Er liebt das nervöse Kribbeln, wenn er den ersten Tag in einem Unternehmen ist, das projektbezogene Denken und die fehlende Routine. „Jeder Tag bringt eine neue Aufgabe und Herausforderung.“
Längstes Mandat dauerte 14 Monate
Sein bisher längstes Mandat – so heißt im Interim-Management ein Auftrag – ging über 14 Monate. Bei einem Maschinenbauunternehmen war die Position des Logistikleiters vakant. Während der Suche nach einem geeigneten Nachfolger sprang Gersie ein. „Ein Interim-Manager kommt, um zu gehen“, sagt er. Anders als Unternehmensberater sind sie operativ in den Firmen, die sie engagieren, tätig. Dazu benötigen die Manager Fingerspitzengefühl: „Auf der einen Seite musst du ein Team führen, auf der anderen der Geschäftsleitung Rede und Antwort stehen.“

„Interim-Manager sollten so gute und so viele Qualifikationen wie möglich haben und über langjährige Führungserfahrung verfügen“, sagt Interim-Manager Janus Gersie von Gersie Consulting.
Insbesondere, wenn sich das Mandat um Prozessmanagement dreht. Bei einem solchen Auftrag sollte Gersie zum Beispiel nicht nur Schwachstellen in Prozessen aufdecken, sondern auch Personal bewerten. Das erfordere klare, ehrliche und transparente Kommunikation – und eben Fingerspitzengefühl.
Viele seiner Kolleginnen und Kollegen – 2023 gab es nach Angaben der Dachgesellschaft Deutsches Interim Management (DDIM) rund 11.750 Interim-Manager in Deutschland – haben sich auf Krisenmanagement spezialisiert. Das ist bei Gersie nicht der Fall, er besetzt meist vorübergehend vakante Stellen. „In der Logistikbranche wird Personal gesucht – auch in den Führungsetagen“, sagt er.
Dementsprechend rechnet er auch in diesem Jahr mit interessanten Aufträgen. Er ist deutschlandweit im Einsatz. Erfährt er von einem neuen Mandat, geht es meist schnell bis zum ersten Arbeitstag. Sein letztes Mandat bei einem Düngemittelhersteller lief im Dezember aus. Anfang April hat er ein Mandat in der Nähe von München begonnen, das bis Jahresende geplant ist. Es gehe dabei um das operative Hochfahren eines Outsourcing-Projekts.
Keine Festanstellung mehr
Es komme vor, dass die Unternehmen den Interim-Managern die vakanten Stellen nach einer gewissen Zeit anbieten. Gersie will jedoch keine Festanstellung mehr. Er schätzt es, freiberuflich tätig zu sein. Zwischen den Mandaten gönnt er sich in der Regel etwas Zeit, um durchzuatmen.
Mandate bekommt er klassisch über Empfehlungen oder über seine Agentur Atreus Interim Management aus München. Zu Beginn seiner Selbständigkeit musste er eine Durststrecke von sechs Monaten überstehen, bis das erste Mandat kam. „Das ist aber ganz normal, bis der Markenkern steht.“
Seine GmbH, Gersie Consulting, präsentiert er auch auf Linkedin. Eine eigene Website pflegt er ebenfalls. Er nennt das seine „elektronische Visitenkarte“. Aufträge erhalte er darüber aber nicht. „Allerdings ist Linkedin ein unverzichtbares Medium, um wahrgenommen zu werden“, so Gersie. Außerdem sei die Dienstleistung „Interim-Management in der Logistik“ meist erklärungsbedürftig.
Anzahl an Interim-Managern in Deutschland steigt
Generell steigt nach Angaben des DDIM die Anzahl an Interim-Managern in Deutschland. Die Unternehmen können oft unter einigen Bewerbern wählen. Sie zahlen den Managern auf Zeit laut Gersie in der Regel einen Tagessatz von 800 bis 1.200 Euro am Tag. On top erhalten Vermittlungsagenturen wie Atreus Interim Management eine Provision von 30 Prozent pro Tag. Das können sich kleine Unternehmen in der Regel nicht leisten. Gersie arbeitet daher vor allem für mittelständische Unternehmen. Auch große Konzerne setzen auf Interim-Management. In diesem Segment liegen die Tagessätze entsprechend höher.
In der Logistik geht es bodenständiger zu. Das Besondere an Interim-Management in der Logistik sei auch die Vielfalt der Aufgaben und der direkte Kundenkontakt. „Du spürst sofort die Auswirkungen deiner Entscheidungen und erhältst schneller Feedback als in anderen Branchen“, sagt Gersie. Ob der Brand gelöscht ist oder nicht, zeigt sich also schnell.
Zur Person
- Janus Gersie gründete im Oktober 2022 Gersie Consulting, seitdem ist er als Interim-Manager in der Logistik tätig.
- Sitz in Saulheim (Rheinland-Pfalz).
- Zuvor Führungspositionen im Bereich Logistik, unter anderem bei der Schwarz Produktion, der ZF Group und der Praktiker-Gruppe.
- Studium der Verkehrsbetriebswirtschaft an der Hochschule Heilbronn.
- Ausbildung zum Speditionskaufmann bei Koch International in Osnabrück.
Interim-Management im Trend
Eine Online-Umfrage der Dachgesellschaft Deutsches Interim Management (DDIM) aus dem Jahr 2024 zeigt eine zunehmende Nachfrage nach Interim-Managern. Das Marktvolumen erreichte 2023 ein Allzeit-Hoch von 2,7 Milliarden Euro. Im europäischen Vergleich waren die deutschen Interim-Manager mit 89 Prozent mehr ausgelastet als der Durchschnitt. Der durchschnittliche Tagessatz lag bei 1.318 Euro.
5 Argumente für Interim-Manager von Janus Gersie
- Schnelle Verfügbarkeit: meist innerhalb von 48 Stunden einsatzbereit.
- Kalkulierbare Kosten: Der Preis ist fix und über die Laufzeit nachvollziehbar. Keine Sozialabgaben, kein Urlaubs- bzw. Weihnachtsgeld und beim Abschied keine Abfindung.
- Hohe Umsetzungsorientierung und -geschwindigkeit: Der Interim-Manager weiß mit seiner Expertise und Erfahrung sofort, wo und wie angesetzt werden muss.
- Kurze Einarbeitungszeit und Wissenstransfer: keine 100 Tage, sondern 100 Stunden. Dann hat das Unternehmen den ersten Maßnahmenplan zur Diskussion auf dem Tisch. Und am Ende wird der Nachfolger auch noch ordentlich eingearbeitet.
- Frischer Wind durch unabhängigen Blick auf das Unternehmen: Der Blick mit der externen Brille frei von jeglichen Befindlichkeiten ermöglicht und fördert viele neue und konstruktive Ideen.