Der Logistikdienstleister Johann Mader mit Hauptsitz im bayerischen Ansbach kooperiert mit der indischen Spedition Fretlog. Diese Zusammenarbeit lässt aufhorchen. Es handelt sich um die erste des mehr als 150 Jahre alten Familienunternehmens mit einem Unternehmen, das auf einem anderen Kontinent agiert. Für weitere Kooperationen dieser Art ist Philipp Thiele, Geschäftsführender Gesellschafter bei Johann Mader, offen.
Am Standort Nürnberg übernimmt Mader die Logistik für die Kunden der indischen Spedition, die aus der Automobilindustrie stammen – vom Hafen bis zur Übergabe der Güter an die KEP-Dienstleister. „Der indische Markt der Autozulieferer wächst stetig“, sagt Jürgen Behr, Prokurist bei Mader und fürs Business Development zuständig.
Da Mader für seine Kunden auch die Verzollung übernimmt, ist ein offenes Zolllager am Standort Nürnberg geplant. „Im vierten Quartal sind wir so weit“, sagt Behr im Gespräch mit trans aktuell. Am Standort Stuttgart ist bereits ein Zolllager in Betrieb. Das in Heidelberg ruhe momentan. „Das Know-how ist also schon da“, so Behr.
Automotive umsatzstärkste Branche
Automotive bildet laut Behr die umsatzstärkste Branche des Unternehmens. Mader unterteilt sich in die drei Geschäftsfelder Kontraktlogistik, Mehrwegbehälter-Logistik und E-Commerce. An der Zusammenarbeit mit Fretlog zeigt sich, wie Kontraktlogistik und Behältermanagement ineinandergreifen.
Mader organisiert den Container-Nachlauf, entlädt die Ware, kümmert sich um Verzollung und Lagerung, das Umpacken in Mehrwegbehälter sowie die Reinigung der Teile und Behälter mit chemischen Emulsionen. Die Umsätze des Unternehmens verteilen sich nach Angaben von Behr auf die ersten beiden Geschäftsfelder. „Im Bereich E-Commerce wollen wir noch weiterwachsen.“ Die Fulfillment-Lösungen im jüngsten Geschäftsfeld sind für Start-ups, Großhändler und Industriebetriebe konzipiert.

„Im Bereich E-Commerce wollen wir noch weiterwachsen.“ Jürgen Behr, Prokurist/Business Development bei Johann Mader
Für alle drei Bereiche sind Innovationen geplant und Erweiterungen der Standorte notwendig. „Anfang 2025 wird der Standort Ansbach vergrößert“, sagt Behr. Neue Niederlassungen in Süddeutschland neben den bereits bestehenden in Ansbach, Nürnberg, Ditzingen-Heimerdingen bei Stuttgart und Heidelberg sind langfristig ebenfalls geplant. „Die Standorte sollen maximal drei Autostunden voneinander entfernt sein, damit wir im Projektmanagement schnell reagieren können“, sagt Philipp Thiele, der Johann Mader Logistik gemeinsam mit Matthias Irion führt.
Lokal bestens vernetzt
Die neuen Niederlassungsleiter der Standorte Ansbach und Stuttgart sind laut Thiele aus der Region und lokal bestens vernetzt. Merkmale, auf die die Geschäftsführung Wert legt. Bislang führten die beiden Geschäftsführenden Gesellschafter die beiden Standorte mit. Thiele war selbst jahrelang Niederlassungsleiter in Stuttgart, bevor er in die Zentrale nach Ansbach wechselte. Nun leitet Markus Muser den Standort Ansbach und Markus Strunk-Lingscheidt den in Stuttgart. Eine strategische Entscheidung: Die Chefs können sich somit noch mehr auf die Bereiche Strategie und Innovation und auf die Branchen Automotive, E-Commerce und Healthcare konzentrieren.
Was Strategie und Innovation betrifft, hat Mader drei Treiber für die Zukunft identifiziert: Automatisierung, Visualisierung und Recruiting. Automatisierte Lösungen entwickelt das Unternehmen zum Beispiel für das Sortieren und Sichten von Behältern. Bei der Visualisierung kommt Künstliche Intelligenz (KI) zum Einsatz, etwa zur Datenauswertung, bei Prognosezahlen von Kunden, bei der Auslastung des Fuhrparks oder um Mitarbeiter zu steuern. „Die Bereitstellung der Daten in Echtzeit ist das Ziel“, sagt Thiele.
Vor allem Lkw-Fahrer fehlen
Der dritte Treiber, das Recruiting, ist eine Reaktion auf den Fachkräftemangel. Es fehlen vor allem Lkw-Fahrer, aber auch Stapler-Fahrer und Lagermitarbeitende. „Es wird immer schwieriger, gutes und qualifiziertes Personal zu finden“, so Thiele. Mithilfe eines Projekts am Standort Heidelberg will Mader Lkw-Fahrer aus dem Ausland anwerben. Das Unternehmen hat im FTL 20 eigene Fahrzeuge im Einsatz, die alle geleast und auf dem neuesten technischen Stand sind. Sie machen rund 80 Prozent des gesamten Fuhrparks im FTL aus.

„Bei uns hat jeder die Chance, sich etwas zu erarbeiten.“ Philipp Thiele, geschäftsführender Gesellschafter bei Johann Mader
Um die rund 400 Mitarbeitenden zu halten, gibt es ein Benefit-Programm, Events wie den „Madersday“ und die Möglichkeit zu Weiterbildungen. Im Schnitt bleiben die Mitarbeitenden zehn Jahre im Unternehmen. „Bei uns steht der Mensch im Mittelpunkt“, sagt Thiele. Im Familienunternehmen sei es wichtig, wie es den Mitarbeitenden gehe.
„Bei uns hat jeder die Chance, sich etwas zu erarbeiten“, sagt Thiele. Er selbst startete 2013 als Projektmanager. Sein Co-Chef, Matthias Irion, begann bei Mader als Azubi und lernte das Unternehmen von der Pike auf kennen.
Eine Strategie, die aufgeht: Das zeigen die jährlich steigenden Jahresumsätze. „2023 war unser umsatzstärkstes Jahr“, sagt Thiele. Die 27,5 Millionen Euro Jahresumsatz führ er auch auf Neukunden und das Business Development zurück. „Auch in diesem Jahr sind wir wieder stabil.“ Die Zusammenarbeit mit der indischen Spedition Fretlog hat sich bereits als erfolgreiches Geschäftsmodell erwiesen.
Das Unternehmen
- Johann Mader gründete das gleichnamige Unternehmen im Jahr 1873. Mittlerweile gehört es den geschäftsführenden Gesellschaftern Philipp Thiele und Matthias Irion.
- Mit einem Jahresumsatz von 27,5 Millionen Euro war 2023 das umsatzstärkste Jahr der Unternehmensgeschichte.
- Drei Geschäftsfelder: Kontraktlogistik, Mehrwertbehälter-Logistik, E-Commerce
- Hauptsitz in Ansbach, weitere Standorte in Nürnberg, Heidelberg und Ditzingen-Heimerdingen bei Stuttgart
- Rund 400 Mitarbeitende, etwa 50 Mitarbeitende am Hauptsitz in Ansbach