Mit der Übernahme des Münchner Autonomiespezialisten Fernride baut Quantum Systems seine Position im Markt für KI-gestützte unbemannte Systeme deutlich aus. Das Unternehmen, bislang vor allem für luftgestützte Aufklärungs- und Missionssysteme bekannt, erweitert sein Portfolio damit erstmals systematisch auf autonome Mobilität am Boden. Ziel ist ein vernetztes Angebot für domänenübergreifende unbemannte Systeme, von der Luft bis zur Logistik am Boden.
Quantum Systems gilt als europäischer Marktführer für KI-basierte unbemannte Systeme. Mit Fernride holt sich das Unternehmen eine Softwareplattform ins Haus, die bereits heute in Containerterminals, Yard-Operationen, der Defence-Logistik sowie im autonomen Fahren eingesetzt wird. Die Technologie ist nicht mehr im Entwicklungsstadium, sondern bei namhaften Kunden produktiv im Einsatz.
Fernride bringt industrielle Reife und regulatorische Erfahrung ein
Fernride hat sich in den vergangenen Jahren als einer der technologischen Vorreiter für autonome Nutzfahrzeuge in Europa etabliert. 2025 erreichte das Unternehmen als erstes in Europa eine Zulassung für autonome Lkw. Zudem wurden die Systeme bereits in ersten Tests mit der Bundeswehr eingesetzt. Parallel dazu hat Fernride sein Portfolio gezielt in Richtung Defence Logistics erweitert. Diese operative und regulatorische Erfahrung gilt als zentraler Baustein der Übernahme. Während autonome Bodensysteme im zivilen Umfeld bislang häufig an rechtlichen und sicherheitstechnischen Hürden scheitern, hat Fernride nachweislich gezeigt, dass skalierbare Autonomie auch unter realen Einsatzbedingungen umsetzbar ist.
Integration in Missionssoftware soll Multi-Domain-Ansatz ermöglichen
Kern der strategischen Neuausrichtung ist die Integration der Fernride-Technologie in Mosaic UXS, die Missionssoftware von Quantum Systems. Damit sollen unbemannte Systeme künftig nicht isoliert agieren, sondern Luft- und Bodenrobotik gemeinsam planen, kommunizieren und handeln. „Fernride hat eine der fortschrittlichsten und skalierbarsten autonomen Bodenplattformen entwickelt“, erklärt Florian Seibel, Co-CEO und Co-Gründer von Quantum Systems. Durch die Integration in Mosaic UXS wolle man ein Ökosystem schaffen, in dem unbemannte Systeme domänenübergreifend als Einheit operieren. Quantum Systems verweist dabei auch auf eigene operative Erfahrungen, insbesondere aus der Ukraine. Dort habe sich gezeigt, wie entscheidend das Zusammenspiel von luftgestützter Aufklärung und bodengebundener Mobilität für Situationsbewusstsein und Entscheidungsfindung sei.
Verteidigungslogistik als kurzfristiger Wachstumstreiber
Während autonome Logistiklösungen im zivilen Bereich häufig schrittweise eingeführt werden, sehen beide Unternehmen den Verteidigungssektor als derzeit dynamischstes Einsatzfeld. Hendrik Kramer, CEO und Mitgründer von Fernride, betont die strategische Dimension der Übernahme: Europa benötige dringend souveräne Autonomielösungen, insbesondere vor dem Hintergrund geopolitischer Spannungen. „Gemeinsam mit Quantum Systems beschleunigen wir den Einsatz unserer Plattform im europäischen Verteidigungsbereich“, erklärt Hendrik Kramer. Die dort gewonnenen Erfahrungen sollen langfristig wieder in zivile Logistikanwendungen zurückfließen und diese robuster und sicherer machen.
Autonome Systeme als strategische Infrastrukturtechnologie
Mit der Übernahme positioniert sich Quantum Systems nicht nur breiter, sondern auch politisch-strategisch: Autonome Systeme werden zunehmend als kritische Infrastrukturtechnologie verstanden, sowohl für militärische als auch für zivile Anwendungen. Die Kombination aus KI, interoperabler Software und domänenübergreifender Autonomie adressiert genau diesen Bedarf. Zu den finanziellen Details der Transaktion machten die Unternehmen keine Angaben.
Hintergrund
Quantum Systems entwickelt und liefert autonome, KI-gestützte unbemannte Systeme für Militär, Behörden und kommerzielle Kunden. Das Portfolio reicht von luftgestützter Aufklärung bis zu integrierten Missionslösungen.
Fernride wurde 2019 nach langjähriger Forschung an der TU München gegründet und bietet eine skalierbare Boden-Autonomieplattform für industrielle und sicherheitskritische Anwendungen. Das Unternehmen wurde bislang mit rund 75 Millionen Euro Venture Capital finanziert.
