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Truck Race-Auftakt in Misano: Norbert Kiss legt massiv vor

Truck Race-Auftakt in Misano
Norbert Kiss legt massiv vor

Der Startschuss für die Saison 2025 in der FIA ETRC ist gefallen. In Misano kristallisieren sich schon jetzt die Favoriten heraus.

ETRC 2025 Misano
Foto: Richard Kienberger

Mit einem munteren Auftakt starteten die Truckracer in ihre neue Europameisterschaftsrunde. Das Eröffnungswochenende fand wie gewohnt auf dem Circuit Santa Monica an der italienischen Adriaküste statt. Ebenso gewohnt ist inzwischen das Bild, das sich nach einem Rennwochenende bei einem Blick ins Gesamtklassement bietet: Obwohl er nicht viermal als erster über die Ziellinie kam, führt der sechsfache Champion Norbert Kiss mit einer makellosen Bilanz von vier Siegen in vier Wertungsläufen und 60 Punkten vor Jochen Hahn.

Es sei immer ein Risiko, ein neues Rennfahrzeug zu bauen, beteuerte Kiss vor dem ersten Ausritt. Na ja, mag sein, dass der Ungar das so sieht. Einen kurzen Moment lang schien es sogar so, als könnte er damit recht behalten. Doch alles andere als wieder einmal ein überlegener Auftritt des Dominators wäre für Fans und Konkurrenten eine große Überraschung gewesen. Nach der sah es nur im ersten Zeittraining aus – ein technisches Problem verhinderte seinen Einsatz im Qualifying. Im ersten Championshiprace des Jahres musste Kiss daher vom Ende des Feldes starten. Was aber nicht weiter ins Gewicht fiel. Denn von ganz hinten pflügte sich der rote MAN – getauft „Balu junior“ –unwiderstehlich durchs Feld und schoss nach zwölf Runden knapp hinter Jochen Hahn über die Ziellinie. Hahn, der ebenfalls mit neuem Truck antritt, durfte sich zwar auf dem Siegerpodest noch ganz oben hinstellen. Wenig später brummten ihm die Rennkommissare allerdings eine Fünf-Sekunden-Strafe auf, so dass der Altensteiger im Final Result auf dem zweiten Platz rangiert.

Kiss ist nicht zu bremsen

Den Rest des Wochenendes startete Kiss mal aus der Mitte des Feldes – in den Rennen 2 und 4 mit reverse grid – oder von der Spitze (im Rennen 3, nachdem er sich im Sonntags-Qualifying die Pole Position geholt hatte), wurde aber in allen Fällen als Sieger abgewunken. Angesichts der ungebrochenen Dominanz seines Kontrahenten dürfte es schwer werden für Jochen Hahn, sich den siebten Titel noch vor Kiss zu sichern. Klar ist aber auch, dass vom Rest des Feldes niemand in der Lage ist, den beiden Top-Akteuren am Ende des Jahres ihre Führungsposition streitig zu machen.

Steffi Halm, unverändert die einzige Frau im Racetruck, zeigte sich zum Saisonauftakt gut in Form und musste im ersten Championshiprace nur den Fahrer mit der Startnummer 1 passieren lassen. Diesem dritten Platz ließ sie Rang vier im zweiten Samstagsrennen folgen. Den Sonntag schloss die Schwabentruck-Fahrerin ebenfalls mit den Plätzen 4 und 3 ab. Damit rangiert sie in der Gesamtwertung vor Rückkehrer René Reinert, der den letztjährigen Truck von Norbert Kiss erworben hat, was offenbar ein guter Griff war. Sascha Lenz fiel am Sonntag im Championshiprace 3 aus, seine Punkteausbeute blieb damit überschaubar. Lenz‘ Top-Resultat war der Bronzeplatz im zweiten Samstagsrennen.

Viel Kleinholz im letzten Rennen

Der Sonntagnachmittag brachte dann noch einmal viel Arbeit für etliche Mechaniker mit sich. Im abschließenden Rennen blieben bei mehreren Unfällen die Briten Luke Garrett und Mark Taylor sowie der Spanier Antonio Albacete buchstäblich auf der Strecke, ihre Renngeräte wurden zum Teil erheblich beschädigt. Also Sonderschichten für die Crews, da der nächste Lauf schon am kommenden Wochenende auf dem Lausitzring stattfindet.

Mit Christian Ruppert kam zu Saisonbeginn ein weiterer deutscher Truckracer in die EM, für ihn war das Debüt eine aufregende Sache, aber am Ende eines ereignisreichen Wochenendes war Ruppert rundum happy: „Es war eine super Entscheidung, in der Racetruck-EM zu fahren!“

Renndebüt von Christian Ruppert

FERNFAHRER-Mitarbeiterin Bettina Pfeffer fragte Christian Ruppert am Sonntagabend nach dem Debüt in der ETRC nach seinen Eindrücken. Der Wertung „Young Drivers“ ist Ruppert zwar längst entwachsen, aber trotz einer langen Motorsportkarriere war der Einstieg ins Truckracing für den Bayern eine aufregende Geschichte:

„Vor dem ersten Rennen war ich mächtig aufgeregt. Es ist halt was anderes, wenn dir bewusst wird, dass man hier bei den GROSSEN mitspielt. Vor dem ersten Rennen bin ich zu Norbi, da er ja wegen des nicht absolvierten Zeittrainings hinter mir starten musste, und habe ihm gesagt, dass ich früher auf die Bremse gehe. Nur dass er darauf gefasst ist. Daraufhin hat er sich für den Hinweis bedankt und mir auf die Schulter geklopft. Beim zweiten und dritten Rennen war ich schon viel sicherer, aber immer noch aufgeregt. Im letzten Rennen stimmte etwas mit der Bremse nicht und da ich die Situation schlecht einschätzen konnte, ging Sicherheit vor Risiko und ich fuhr in der ersten Runde vorsichtshalber raus. Mein Resümee: Viel gelernt, aber noch viel mehr zu lernen.

Am Lausitzring bin ich mit der IDM-Sidecar schon mal Rennen gefahren. Die Strecke kenne ich daher schon, das macht mich etwas lockerer.

Durch die Bank haben mich viele Fahrerkollegen ermutigt und mein Fahren gelobt, das hat mich gefreut. Und es ist wie immer: Aller Anfang ist schwer und man muss sich erst mal reinfuchsen.“