Hektische Betriebsamkeit sonntagmorgens um neun Uhr auf dem Betriebshof des Nutzfahrzeug- und Baumaschinenhändlers Alga im niedersächsischen Sittensen. In Reih und Glied stehen dort 45 historische Lastwagen und Omnibusse, aber auch alte Baumaschinen und Anhänger. Der Himmel ist grau und es hat angefangen zu regnen. Einen Moment lang scheint es so, als würde selbst der Himmel dieser bedeutenden Lkw-Sammlung, die unmittelbar vor ihrer Abreise in den PS.Speicher steht, manche Träne nachweinen.
Die aufgestellten Fahrzeuge sind Teil einer 120 Fahrzeuge umfassenden Sammlung, die einst Emil Bölling zusammengetragen hat. Bislang waren sie bei Alga als mobiles Museum untergebracht. Aber nach Böllings plötzlichem Tod im Februar stellte sich die Frage nach der Zukunft der einzigartigen Ausstellung.
Laster-Legenden die mächtig ächzen und qualmen
Auch Alga-Geschäftsführer Horst Gassmann kann es irgendwie noch nicht glauben, dass die wertvollen Truck-Legenden künftig nicht mehr in Sittensen zu Hause sein werden. Und das, was er vor Augen hat, ist ja nur ein Teil der Sammlung, die hier lange gestanden hat. Es ist ein überwältigendes Bild. Laster-Legenden, die mächtig ächzen und qualmen. Fertig zur Abreise. Gestiefelt und gespornt. Es wirkt so, als wüssten sie selbst nicht, wie es mit ihnen weitergeht.
In diesem Moment ist Horst Gassmann emotional so betroffen, dass er nicht einmal darauf antworten kann, ob er den Konvoi, der sich unter Polizeibegleitung langsam mit einer Geschwindigkeit von 35 km/h in Bewegung setzt, überhaupt begleiten wird. "Emil ist tot. Die Sammlung verlässt Sittensen. Eine gute Zeit geht zu Ende, aber man kann sie nicht zurückdrehen. Doch ich bin unendlich froh, dass wir es im letzten Moment geschafft haben, dass alle Lkw zusammenbleiben."
Karl-Heinz Rehkopf, Gründer des Einbecker PS.Speicher, hatte die Sammlung von Emil Bölling in buchstäblich letzter Sekunde gekauft. "Es gab eine ganze Flut an internationalen Interessenten. Doch die meisten wollten nur einzelne Fahrzeuge", berichtet Rehkopf. Sein Engagement war die einzige Chance, die Exponate in ihrer Gesamtheit zu erhalten. "Es wäre ein Jammer gewesen, wenn das Lebenswerk von Emil Bölling in alle Windrichtungen zerstreut worden wäre. Denn dann hätte es nie wieder die Chance gegeben, so viele wertvolle Nutzfahrzeuge auf einen Schlag zu präsentieren", sagt der 78-jährige Unternehmer. Insgesamt hatte das Team des PS.Speicher für die Überführung in
einer Art Bewerbungsverfahren rund 70 Fahrerinnen und Fahrer rekrutiert und vor Fahrtantritt gründlich eingewiesen. 150 Bewerber hatte es gegeben. Für viele der zwischen 27 und 79 Jahre alten Fahrer ging mit der stundenlangen Tour über niedersächsische Landstraßen ein Kindheitstraum in Erfüllung.
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