Die am inflationärsten gebrauchte Überschrift in der Berichterstattung über Mercedes-Benz dürfte "Sternstunde sein". Und das nicht erst seit gestern. So betitelte bereits in der lastauto omnibus 3/1982 Rainer Rex seinen Testbericht über den 1633 S 4x2 damit. Eine Sternstunde war die Testfahrt wohl tatsächlich, zumindest für den Diesel-Direkteinspritzer OM 422 A, der eindrucksvoll unter Beweis stellte, dass die Zeit der V10-Sauger endgültig vorbei war. "Der turboaufgeladene V8-Zylinder OM 422 A, der bei 2.300/min eine Leistung von 243 kW (330 PS) bereitstellt, trat vor etwas mehr als einem Jahr in die Fußstapfen des legendären V10-Zylinders OM 403, der seine Leistungsspitze von 235 kW (320 PS) bei 2.500/min erreichte", erklärt Rex und hebt hervor: "Gravierender als in der Leistungscharakteristik offenbaren sich die Unterschiede der beiden Triebwerke im Drehmomentenverlauf. Der achtzylindrige Turbo entwickelt bei 1.200/min ein Drehmoment von 1.402 Nm, der zehn-zylindrige Sauger 1.010 Nm bei 1.500/min."
Weniger Kraftstoffverbrauch

Weniger Kraftstoffverbrauch war also schon vor Testbeginn zu erwarten. Im Verlauf der 800 Kilometer langen Testrunde, genauer: "bei der Überwindung des Taunus, des Knüll-Gebirges und des Kaufunger Waldes", schlug jedoch erst recht die Stunde des OM 422 A. "Es bahnte sich wie schon über acht Jahre zuvor beim 1632er-Test eine kleine Sensation an", schreibt der merklich begeisterte Rainer Rex. "Der Mercedes-Benz 1633 schickte sich an, die als außerordentlich sparsam geltenden, aufgeladenen Reihensechszylinder-Diesel von M.A.N., Volvo und DAF im Verbrauch zu unterbieten. Kein Fernverkehrs-Lkw dieser Leistungsklasse fuhr im Test diese schwierige Etappe mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 77,8 km/h, und keiner verbrauchte weniger als 38,0 Liter pro Kilometer." Einziger, zwangsläufiger Nachteil des V8-Turbos im Vergleich zum V10-Sauger: Die Motorbremsleistung hat abgenommen.
Wieder in Stuttgart angekommen, untermauert die Messbilanz die neue Spitzenstellung des 1633 S. Das hervorragende Abschneiden war auch insofern überraschend, als die Redaktion den damals brandneuen 1633 Ende 1980 zusammen mit MAN, Magirus und Ford dem Fernverkehrs-Vergleichstest unterzogen hatte – wobei der 1633 nur den 3. Platz belegte. Der Serienstandard mit Bugschürze, Dachspoiler, abgerundeten Kanten und vollverkleidetem Doll-Auflieger belehrte die Redaktion nun eines Besseren.
An Optimierungen im Vergleich zum alten 1632er flossen neben den neuen Motoren mit 280, 330 oder 380 PS auch Parabelfederung, verbessertes Bremssystem und um 120 Millimeter herabgesetzte Rahmenhöhe ein. Mit Großraumfahrerhaus steht der 1633 für 135.690 D-Mark in der Daimler-Benz Liste – da war der Vorgänger deutlich preiswerter. Dafür lasse die Kabinenausstattung bisweilen vergessen, dass man mit einem Nutzfahrzeug unterwegs sei. Einziges Manko: "Der Mercedes besitzt ein Steuerrad, als wäre die Servolenkung noch nicht erfunden."