„Unsere Unternehmen investieren trotz der schwierigen wirtschaftlichen Lage und der geopolitischen Herausforderungen enorme Summen in Forschung und Entwicklung und treiben die Zukunft der klimaneutralen und digitalen Mobilität voran“, erklärt VDA-Präsidentin Hildegard Müller in ihrer Eröffnungsrede zum Mobility Innovation Summit in Berlin vor rund 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmern
VDA-Präsidentin Müller: Innovationskraft fördern
Weiter führt sie aus: „Die Unternehmen der deutschen Automobilindustrie betrachten die Transformation nicht nur als Herausforderung, sondern auch als große Chance. Und während unsere Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit nicht zuletzt durch ihre Innovationskraft unter Beweis stellen, wird die Lage von Tag zu Tag hierzulande schwieriger, denn der deutsche Standort ist international nicht mehr wettbewerbsfähig. Doch dieser Faktor ist entscheidend dafür, wo Investitionen stattfinden, wo neue Arbeitsplätze und neue Wertschöpfung entstehen – auch, wenn es um die Umsetzung von Innovationen geht. Zu oft können Unternehmen neue Produktionen nicht mehr hierzulande aufbauen – die Gründe dafür sind unter anderem die hohen Energiepreise, Bürokratie, Steuern und Abgaben sowie langsame Planungs- und Genehmigungsverfahren.“
Ambitionierte Reformen sind dringend nötig
50 Rednerinnen und Redner behandeln an den beiden Kongresstagen wichtige Themen klimaneutrale Antriebe, das Software-Defined Vehicle oder auch automatisiertes Fahren, oder das wichtige Feld der Cybersicherheit. Schon nach den Keynotes zu Beginn des Kongresses formulieren sie aber immer wieder deutliche Appelle an die Politik. Denn wie Gulliver bei den Lilliputanern, so zeichnet EU-Vertreterin Kerstin Jorna das Bild, ist in vielen Bereichen der EU-Binnenmarkt durch zu viel Regulierung wie niedergezurrt. Es fehlt an Beweglichkeit im einschränkenden Bürokratie- und Regelungskorsett. Dazu bereitet Hildegard Müller ebenfalls schon in ihrem Eingangsstatement die Bühne und unterstreicht, wie wichtig ein politischer Kurswechsel ist.
Kurswechsel: Industrie darf nicht aus Deutschland abwandern
„In aller Deutlichkeit heißt das: Um unsere erfolgreiche Industrie hierzuhalten, braucht es einen umfassenden Kurswechsel und eine ambitionierte Reform-Agenda. Sonst werden erst die Investitionen, dann die Wertschöpfung und die Arbeitsplätze abwandern. Wir wollen das verhindern.“ Ein wichtiger Aspekt betrifft auch die Datennutzung. Hier sind in vielen Bereichen Staaten außerhalb der EU weiter. Diesen Punkt greift VDA-Geschäftsführer Marcus Bollig auf.
Datensicherheit beim Fahrzeug als weiterer Knackpunkt
Ein modernes vernetztes Fahrzeug produziere täglich mehrere Terabyte an Daten. Diese Fahrzeug-generierten Daten seien eine strategische Ressource der Automobilindustrie. Sie ermöglichen demnach technische Innovationen, optimierte Serviceangebote und attraktive neue Geschäftsmodelle. Die wirtschaftliche Nutzung dieser Daten sei jedoch herausfordernd: Die von europäischer Regulierung geforderte Bereitstellung müsse im Interesse aller Beteiligten fair und sicher gestaltet werden, gleichzeitig müssen die Nutzer dabei immer die Kontrolle über ihre Daten behalten.
Übertriebene Regulierung hemmt Standort Deutschland
Grundsätzlich gelte, dass der deutsche beziehungsweise europäische Ansatz in Sachen Datennutzung und künstlicher Intelligenz, alles bis ins letzte Detail zu regulieren, uns international zurückwerfe. „Wenn wir bei dieser Mentalität und Art der Politik blieben, überlassen wir anderen das Feld“, sagt Bollig. „Wir haben ein riesiges Potenzial, unsere Hersteller und Zulieferer bringen alle Voraussetzungen mit, um hier weltweit die Standards und Maßstäbe zu setzen. Entscheidend ist auch hier, die richtige Balance zwischen notwendiger Regulierung und Chancennutzung zu finden. Wir müssen den Mut haben, Entwicklung und Ausprobieren möglich zu machen. Regulierung ist der zweite Schritt. Es darf nicht der erste sein.“