Massimo lässt sich den Stress, der auf ihm uns seinem Team lastet nicht anmerken. Denn auch wenn es „nur“ dreißig Kilometer Strecke sind: dieser Schwertransport hat es wirklich auf sich. Massimo Carlini, sitzt seit 28 Jahren am Steuer spezieller Trucks für besonders spezielle Transporte. Da sollte man schon alles einmal erlebt haben, aber von wegen! „Jeder Transport ist anders, und stellt ganz eigene Anforderungen an Team und Technik!“.
Über seine Jahre bei der Schwertransportfirma Geo Trasporti aus Ardea bei Rom hat er es bis zum Technischen Leiter gebracht, das Steuer mag er aber immer noch nicht aus der Hand geben. Heute lenkt er ganz langsam und mit zentimetergenauer Präzision eine Astra-Schwerlastzugmaschine aus dem Hafengelände im süditalienischen Brindisi, am Absatz des italienischen Stiefels, heraus. Denn hinter seiner vierachsigen Zugmaschine streckt sich ein 80 Meter langer Rotorflügel in einem rund 30 Grad steilen Winkel in die Hafenluft. Allein das Rotorblatt, obwohl aus Verbundwerkstoffen und Kohlefaser so leicht wie möglich gefertigt, wiegt mehr als drei ausgeladene Lastzüge. Nur in der teilaufgerichteten Position lässt sich das gigantische Flügelelement überhaupt über die Kurven und Kreisverkehre einer normalen Straße bewegen.
Akribische Vorbereitung für die Tour
Wie bei jedem Schwertransport ist die wochenlange, akribische Vorbereitung hier das A und O zum Gelingen des Unternehmens. Auch wenn es „nur“ 30 Kilometer sind, die das Geo-Team zu bewältigen hat. Nach einer präzisen Machbarkeitsstudie rückt das Vorausteam aus und sorgt für möglichst freie Fahrt. Oberleitungen müssen abgehängt werden, Barrieren oder Hindernisse auf der geplanten Transportroute entschärft. Massimos Bruder Roberto Carlini hat seine Hausaufgaben als Projektmanager gut gemacht.
Allzu komplex ist das Ankuppeln der Schwerlastzugmaschine mit dem zwölfachsigen Goldhofer-Spezialtrailer dafür nicht, denn da Rotorblatt kam bereits mit vormontiertem Kopfmodul aus dem Bauch des Frachters. Das zweiachsige Kopfmodul des Memminger Spezialfahrzeugherstellers ist mit der so genannten FTV Flügel-Transport-Vorrichtung gekoppelt, die über ein maximales Hubmoment von gigantischen 850 Metertonnen verfügt. Nur damit lässt sich das 80 Meter lange Rotorblatt überhaupt mit bis zu 60 Grad Aufrichtung aus der horizontalen Lage hydraulisch in die Fahrposition heben. Je nach Last und Format der Transportaufgabe wird der Rest der mit bis zu 55 Grad einlenkbaren Achsen des speziell für den Transport von Windkraftanlagenblätter konzipierten Schwerlasttrailers modular zusammengestellt. So übernimmt heute der vordere Teil mit sechs Achslinien und einer Tragfähigkeit von jeweils 45 Tonnen die Hauptarbeit. Je nach Anstellwinkel des Flügels kann man die Achsspur in Breiten zwischen 3,5 und 4 Meter einstellen. Denn schon eine leichte Brise kann dafür Sorgen dass das Propellerblatt schon jetzt auf ganz und gar unerwünschte Art seine Arbeit aufnehmen möchte und den ganzen Schwerlastzug ins Wanken bringt. Deswegen hallt auch wieder Massimos Motto in den Ohren – „gaaaaanz langsam!“.
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