Einride verklagt Maersk nach geplatztem Großauftrag

Geplatzter E-Truck-Megadeal
Einride verklagt Logistikkonzern Maersk

Der E-Lkw-Deal ist gescheitert: 300 Elektro-Trucks sollten 2025 im Einsatz sein. Stattdessen stehen sich Maersk und Einride vor Gericht gegenüber – mit harten Vorwürfen auf beiden Seiten.

Einride Falcon Rise Grid
Foto: Einride

Der dänische Logistikkonzern Maersk und das schwedische Tech-Unternehmen Einride wollten gemeinsam eines der größten Elektro-Lkw-Projekte in den USA aufbauen. 300 batterieelektrische Schwerlast-Lkw, dazu 150 Ladestationen und eine digitale Plattform sollten 2025 vollständig im US-Netzwerk von Maersk laufen. Doch statt einer elektrifizierten Flotte landet das Projekt nun vor Gericht.

Wie zuerst von der dänischen Wirtschaftszeitung Børsen berichtet und unter anderem von EVXL und dem Wall Street Journal bestätigt wurde, verklagt Einride seinen ehemaligen Vertragspartner Maersk nach dem Abbruch der Zusammenarbeit.

Ursprüngliches Ziel: Maersks größter E-Lkw-Rollout

Die im Jahr 2022 vereinbarte Kooperation galt als wegweisend:

  • 300 E-Lkw
  • 150 Ladepunkte
  • Einrides digitales Betriebs- und Flottenmanagementsystem

Für Maersk wäre es die größte Lieferung elektrischer Schwerlastwagen in der Unternehmensgeschichte gewesen. Gleichzeitig sollte das Projekt die erste großflächige Nutzung von Einrides digitalem Güterverkehrssystem in den USA werden.

Maersk kündigt Vertrag – Vorwürfe gegen Einride

Doch im November 2024 kündigte Maersk die Vereinbarung. Der Konzern begründete diesen Schritt laut Gerichtsunterlagen mit angeblichen Pflichtverletzungen Einrides:

  • verspätete Lieferung zusätzlicher Fahrzeuge
  • ausstehende Zahlungen an Lieferanten
  • mangelnde Erfüllung vertraglicher Lieferzusagen

Einride widerspricht: Maersk habe eigene E-Ziele verfehlt

Einride stellt die Vorgänge in der Klage jedoch völlig anders dar. Das Start-up argumentiert, Maersk habe sich aus der Vereinbarung zurückgezogen, weil der Konzern seine eigenen Verkaufs- und Ausbauziele für E-Kapazitäten nicht erreichen konnte. Ein zentrales Dokument ist eine E-Mail vom 16. Oktober 2024, in der Maersk laut Klageschrift schreibt, man sehe „keinen Weg, wie wir beide unter den aktuellen Rahmenbedingungen […] ein nachhaltiges Geschäft betreiben können“. Bei einem Treffen Anfang November 2024 in Kopenhagen soll Maersk Einride zudem unter Druck gesetzt haben: Das Unternehmen drohe auszusteigen, wenn Einride keine erheblichen Rabatte gewähre.

Millioneninvestitionen ohne Einsatz? Einride verweist auf Vorleistung

Einride gibt an, aufgrund der Zusagen aus dem Jahr 2022 bereits massiv in:

  • Fahrzeuge
  • Ladestationen
  • Personal in den USA

investiert zu haben. Noch bevor die gesamte Infrastruktur installiert wurde, habe Maersk damit begonnen, seine Aktivitäten im Bereich E-Mobilität in den USA strategisch neu zu bewerten.

Einride fordert Schadensersatz – Projektziel 2025 nicht mehr erreichbar

Die Konsequenz: Einride verklagt Maersk und strebt Schadensersatz sowie weitere Rechtsmittel an. Statt wie ursprünglich geplant 2025 alle 300 E-Lkw in Maersks US-Netzwerk einzusetzen, stehen sich beide Unternehmen nun vor Gericht gegenüber. Der Rechtsstreit könnte Signalwirkung haben – nicht nur für die beiden Unternehmen, sondern auch für die Frage, wie ambitionierte Elektrifizierungsprojekte künftig abgesichert und umgesetzt werden.