Was für Europa die Nutzfahrzeug-IAA in Hannover bedeutet, ist in China – dem weltgrößten Lkw-Markt – die Guangzhou Nutzfahrzeugmesse. Die über 16 Millionen Einwohner großen Metropole im Perlflussdelta im Südosten Chinas, auch bekannt als "Fabrik der Welt" stellt die Bühne für die Nabelschau der einheimischen Nutzfahrzeughersteller. Nach stetig steigenden Rekordabsätzen mussten auch die chinesischen Lkw-Hersteller in den letzten vier Jahren herbe Absatzrückgänge bewältigen. Aus gigantischen 1,6 Millionen gebauten Lkw in den Hochjahren pendelt sich die einheimische Nutzfahrzeugproduktion nach schweren Absatzdellen im vergangenen Jahr bei rund 850.000 Einheiten ein. Immer noch eine respektheischende Absatzmenge, die in der "alten Welt" ihresgleichen sucht.
Was auf der großen China-Messe einmal mehr deutlich wird, ist die eigenständige Einwicklung des chinesischen Marktes, der mittlerweile nicht nur auf den asiatischen Absatzmarkt größten Einfluss hat. Nach erfolgreicher Fahrzeugkolonialisierung in der Region streben die Chinesen nun ins sanktionsgeplagte Russland sowie auf den südamerikanischen und afrikanischen Markt. Die ersten High-Tech-Hersteller klopfen mit durchaus ernst zu nehmenden Produkten auch schon in Europa an.
Rolle der E-Mobilität in China
Dabei spielt der Technologiewandel vom Diesel zur Elektromobilität den Chinesen optimal in die Karten. Bislang waren die Fernost-Hersteller bei der Verbrennungsmotorentechnologie dem Westen weit unterlegen und setzten auf Zukauf oder Lizenzfertigung fremder Einbaumotoren. Wobei die Dominanz der dieselgetriebenen Fahrzeuge langsam ins Wanken gerät. Das um 20 Prozent günstigere LNG-Gas amortisiert die überschaubaren Mehrkosten für die LNG-Technik im Langstreckeneinsatz innerhalb eines halben Jahres. Der Boom der deutlich günstigeren LNG-Trucks ebnet damit den Weg der einheimischen Hersteller zum nächsten großen Technologieschritt – der Elektromobilität im schweren Lkw.
Wobei die Chinesen nicht nur im Pkw-Segment hier mit Siebenmeilenstiefeln unterwegs sind: Während sich europäische Lkw-Fabrikanten wegen fehlender E-Subventionen ihre Absatz-Wunden lecken, legen die E-Trucks in China auch im schweren Segment kräftig zu. Dank innovativer Batterietechnologie aus eigener Entwicklung und dem Aufbau einer Batteriewechsel-Infrastruktur, die es möglich macht, innerhalb von fünf Minuten einen Batteriesatz gegen einen frisch geladenen zu wechseln, sind die bei uns allfälligen Reichweiten-Diskussionen in Fernost kein echtes Thema. Mit Zuwächsen um die 140 Prozent gegenüber dem Vorjahr haben die E-Trucks in China in neun Monaten des vergangenen Jahres knapp 40.000 Einheiten erreicht – das ist einsame Weltspitze. Zum Vergleich: Im größten europäischen Elektrofahrzeug Markt Deutschland waren es im selben Zeitraum gerade mal 780 neue E-Trucks über 16 Tonnen…
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