Stärken und Schwächen der Mirrorcam

Mirrorcam im Mercedes Actros
Stärken und Schwächen des Systems

Kamera statt direkter Sicht, Display anstelle von Spiegelglas: Die Mirrorcam des Actros wagt sich weit vor beim Blick nach hinten.

Stärken und Schwächen des Systems
Foto: Daimler Truck AG

Der Kleine namens Sony IMX290 hat’s in sich: Zwar misst er nur 6,46 Millimeter in der Diagonale, doch dieser Sensor erfasst auf einer Fläche von gerade mal gut 1,7 Quadratzentimetern immerhin etwas mehr als zwei Millionen Pixel. Die wiederum fluten beim neuen Actros, sofern mit Mirrorcam bestückt, mit Bilddaten einen Monitor, der seinerseits ein deutlich größeres Format besitzt: Eine Elle in der Höhe und eine gute Handbreit in der Horizontale misst der Bildschirm an der A-Säule.

In nur vier Jahren zur Serienreife

Im direkten Vergleich zum menschlichen Auge aber tritt da doch ein ziemlich kleiner David gegen einen ausgewachsenen Goliath an. Denn die menschliche Netzhaut führt pro Auge auf knapp zehn Quadratzentimetern die immense Zahl von mehr als 125 Millionen Fotorezeptoren ins Feld, die dem Menschen die Welt ins Bild setzen. Dagegen nimmt sich natürlich mickrig aus, was diese beim Lkw ganz neue und erstmals digitale Aufbereitung der Sicht namens Mirrorcam zu bieten hat.

Wozu allerdings zu sagen wäre: Die Natur hat sich knapp 600 Millionen Jahre Zeit gelassen, um dem Auge seinen heutigen Schliff zu geben. Bei den Mirrorcam-Kooperationspartnern Daimler und Mekra Lang ging die Sache etwas fixer: Ums Jahr 2010 nehmen der damalige Stern-Entwicklungschef Georg Weiberg sowie Dr. Werner Lang und Jan Snel vom Spiegelspezialisten Mekra Lang (heute Geschäftsführer und Vertriebschef) die Entwicklung dieser Mirrorcam ins Visier. 2012 war bereits die Vorentwicklung bei Daimler damit befasst. Grünes Licht für die Umsetzung gab im Jahr 2015 Mercedes-Entwicklungschef Uwe Baake. Und nur vier Jahre später startete schon die Serienproduktion.

Kann das gut gehen, wenn der Mensch in nur neun Jahren etwas fabriziert, wozu die Natur Millionen von Jahren braucht? Man könnte es meinen: Bis jetzt findet das serienmäßig in allen Mirrorcam-fähigen Actros verbaute System jedenfalls so großen Zuspruch, dass nur ungefähr zehn Prozent der Auslieferungen noch mit den herkömmlichen Spiegeln auf dem Hof der Käufer vorfahren. Und weil diese zehn Prozent laut Liste obendrein rund 1.200 Euro günstiger zu haben sind, muss wohl mehr an Faszination hinter der Mirrorcam stecken als bloß der Reiz des Neuen.

Tatsächlich definiert das System die Sicht nach hinten und zur Seite in mancherlei Hinsicht neu. Dabei hat es aber auch ein paar Nachteile gegenüber der konventionellen Paarung Auge und Spiegel. Die Auflösung des Displays beträgt die heute monitorüblichen 1.920 mal 1.080 Pixel. Beim Fernseher oder Monitor heißt solch eine Rasterung gemeinhin "Full-HD" (Full High Definition). Allerdings hat das Bild auf dem Actros-Spiegel-Display zum Beispiel in puncto Schärfe noch merkbar Luft nach oben gegenüber dem, was Heimgeräte dieser Kragenweite zu bieten haben. Dieses Schwächeln bei der Scharfzeichnung ist schnell erklärt: "All die für den automobilen Einsatz nötigen Kriterien und Sicherheitsanforderungen zu erfüllen", erläutert Mekra-Lang-Experte Jan Snel den Unterschied, "geht wegen des Angebots an entsprechend qualifizierten Komponenten nicht ohne gewisse Abstriche in diesem Bereich."

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