Heinz Friedrich im Interview: Daimler Buses als integrierter Mobilitätsdienstleister

Heinz Friedrich im Interview
Daimler Buses als integrierter Mobilitätsdienstleister

Heinz Friedrich hat vor rund einem halben Jahr eine der spannendsten Aufgaben bei Daimler Buses übernommen: sein neuer Bereich "Mobility Solutions" darf kreativ sein und querdenken und arbeitet an der Mobilität der Zukunft.

Daimler Buses als integrierter Mobilitätsdienstleister
Foto: Thorsten Wagner
Was genau macht Ihre neue Abteilung "Mobility Solutions" und was ist Status der ersten Projekte?

Friedrich: Wir beschäftigen uns mit einer Bandbreite von Themen in Ökosystemen rund um den Fahrzeugeinsatz. Es geht also um die Interaktion und Kommunikation von Betreiber, Fahrer und Fahrgästen, um den Einsatz noch wirtschaftlicher zu gestalten und das gesamte Mobilitätssystem verlässlicher zu machen. Vor allem wenn wir von Fahrzeug-Daten reden und deren Verwendung. Natürlich müssen hieraus Informationen generiert werden. Aus deren Kombination kommen wir dann zu Anwendungsfällen, mit denen wir tatsächlich einen Mehrwert schaffen. Das heißt, wir müssen ganz operativ die Kundenprobleme kennen. Ein erstes Thema hierbei ist Connectivity, also die Vernetzung der Fahrzeuge, um dadurch zum Beispiel Telediagnose zu ermöglichen. Daher ist auch die Anwendung "Mercedes-Benz Uptime" als Busanwendung bei uns angesiedelt, denn ohne die Vernetzung von Leitstelle, Fahrer und Kunden kommen wir gar nicht viel weiter bei den anderen Themen. Hier arbeiten wir sehr eng mit unserem After Sales und der Entwicklung zusammen, das ist ganz operativ, wir haben ja nicht nur "Flausen im Kopf", um es flapsig zu sagen. Mit der Datenverwendung stehen einfach technologische Möglichkeiten zur Verfügung, die es früher eben noch nicht gab. Daher haben wir auch ein eigenes IT-Team gegründet, das an diesen neuen Möglichkeiten konkret arbeitet und das mit einem sehr kreativen Ansatz. Man schaut hier über den Tellerrand, aber die Mitarbeiter müssen immer teamfähig bleiben. Auch bei den Vorgehensweisen dürfen wir ganz neue Themen wie Scrum-Programmierung oder Hackathons ausprobieren.

In Verbindung mit der Elektromobilität und nicht zuletzt dem autonomen Fahren kommen wir dann zu einem Punkt, an dem wir über das komplette Ökosystem nachdenken müssen. Die Dinge, die wir angehen, müssen daher schon sehr konkret sein, und auch schnell Umsatz bringen. Zudem arbeiten wir funktional übergreifend und berichten direkt an die Leitung von Daimler Buses. Wir haben also die ganzheitliche Perspektive "End to End", von der Idee bis zur Kundenanwendung. Dazu brauchen wir neue Partner, aber auch Voraussetzungen wie eine sichere Datenübertragung. Unser Team besteht derzeit aus 14 Mitarbeitern, im nächsten Schritt werden es 23 werden. Kern der Aktivität ist aktuell Europa, auch wenn es Optionen darüber hinaus gibt und auch schon gewisse Innovationshubs weltweit gibt.

Welchen Ansatz haben Sie beim Thema Elektromobilität, eines Ihrer Fokusthemen, und mit wie vielen Unternehmen sind sie konkret schon in Gesprächen?

Friedrich: Hier denken wir von Anfang an über das Fahrzeug alleine hinaus und suchen nach Konzepten, mit denen eine komplette elektrische Flotte funktionieren kann. Es geht also um das gesamte System, also über das Fahrzeug hinaus: Ladeinfrastruktur, aber auch Kommunikation und Energieversorgung. Und wie setze ich all diese Themen in einem Depot auch konkret um? Das muss alles ineinanderfließen und am Ende auch noch für den Kunden bezahlbar bleiben. Dabei gehen wir derzeit von einem umfassenden Beratungsansatz aus, weil es auch immer sehr darauf ankommt, wie die Kunden ihre Systeme genau ausrichten werden. Es geht eben nicht mehr um vereinzelte Pilotprojekte, sondern um die konkrete Machbarkeit der Flottenanwendung. Im Moment führen wir Gespräche mit Kunden im mittleren zweistelligen Bereich, und diese Kunden sind sehr interessiert an diesen stufenweisen Lösungen. Dabei abstrahieren wir noch sehr stark vom Fahrzeug und gehen vor allem auf das Thema Energiebedarf ein. Zehn bis zwanzig Prozent der Linien lassen sich meistens ohne Einschränkung im Umlaufplan umstellen und das auch aus dem Depot heraus. Bei ganz langen Linien muss man dann sehen, wie man das lokal emissionsfrei schafft, aber die Wahl der Technologie – wie zum Beispiel Gelegenheitsladen oder die Brennstoffzelle, für die es durchaus rationale Gründe geben könnte auf langen Linien – überlassen wir unserer Entwicklung. Auch Überbrückungsstrategien wie unsere NGT-Antriebe und auch den Euro VI-Diesel besprechen wir natürlich mit dem Kunden. Hier ist ein Stück weit auch der klassische Vertrieb gefragt, was auch ein Grund dafür war, den erfahrenen Vertriebsmann Tammo Voigt an Bord zu nehmen, der als Schnittstelle zum Kunden in Sachen Elektromobilität dient. Wir kümmern uns um die grobe Orientierung des Kunden. Der möchte wissen, in welchen Schritten er zur Elektromobilität gelangt, und vor allem in welchen zeitlichen Abläufen. Auch das Thema Wartungs- und Instandhaltungskonzept hat hohe Bedeutung, zumal neben Sonderwerkzeugen auch Mitarbeiterschulungen notwendig werden. Unser Team berät dabei durch die Erstellung eines individuellen Aftersales-Betreuungskonzepts. Wir decken also bis hin zum Energiemanagement alle Themen ab, die dem Kunden operativ Kopfschmerzen bereiten. 

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