Auch in Deutschland beginnt das Zeitalter der Wasserstoff-Lkw. Nachdem einige dieser Fahrzeuge bereits erfolgreich in der Entsorgung laufen, steht für dieses Jahr die Premiere im klassischen Speditionseinsatz an. Der Frischedienstleister Meyer Logistik aus Friedrichsdorf hat beim Hersteller Hyundai Hydrogen Mobility (HHM) ein Modell des Typs Xcient Fuel Cell geordert. Das Bundesamt für Güterverkehr (BAG) habe den Förderantrag genehmigt, teilt der Logistikdienstleister gegenüber eurotransport.de mit.
Gemäß dem Programm Klimafreundliche Nutzfahrzeuge des Bundes winkt Flottenbetreibern hierzulande eine Erstattung von bis zu 80 Prozent der Mehrkosten gegenüber einem Diesel-Lkw. Elektro-Lkw, und dazu zählen auch die Wasserstoff-Brennstoffzellen-Lkw, sind in Deutschland ferner von der Maut befreit. In der Schweiz sind bereits knapp 50 dieser Fahrzeuge unterwegs – dort tanken die Unternehmen grünen Wasserstoff. Auch dort bezahlen die Betreiber keine Leistungsabhängige Schwerverkehrsabgabe (LSVA), also Straßengebühr.
Meyer Logistik: Option für Tankstelle bei Berlin
Wo die Fahrzeuge hierzulande zum Einsatz kommen, werde gerade geprüft, teilt Meyer Logistik-Geschäftsführer Matthias Strehl mit. „Es hängt unabdingbar davon ab, wo wir die entsprechende Tank-Infrastruktur vorfinden. Die Evaluierung hierzu läuft gerade“, sagt er. Es gebe die Option, eine entsprechende Infrastruktur auf dem Betriebsgelände in Grünheide-Freienbrink bei Berlin aufzubauen.
Der Lieferant Hyundai will sich dafür einsetzen, dass Betreiber wie in der Schweiz ausschließlich grünen Wasserstoff tanken können. „Wir verkaufen nicht nur die Lkw, sondern ein Sorglos-Paket“, sagte der neue HHM-CEO Beat Hirschi im Herbst gegenüber der Fachzeitschrift lastauto omnibus. „Wir prüfen, wo der Wasserstoff herkommt, welche Tankstellen verfügbar sind, und bieten Service und Unterhalt für das Fahrzeug mit an“, erläuterte er. Es ergebe keinen Sinn, mit einem Kohlekraftwerk Wasserstoff zu produzieren. „Das unterstützen wir nicht, wir setzen ausschließlich auf erneuerbare Energien.“
Vorgesehen sei, dass dieses Jahr bereits mehr als 100 Xcient-Fuel-Cell-Lkw nach Deutschland kommen. Für die Schweiz plant das Unternehmen ebenfalls mit 100 Fahrzeugen, die dort zusätzlich auf die Straße kommen sollen. Nach dem Zweiachs-Modell werde jetzt auch ein dreiachsiger Lkw vermarktet, der mehr Nutzlast transportieren könne, berichtete Hirschi. Auch mit Kunden in weiteren EU-Ländern sei man im Gespräch, heißt es.
Was die Motivation hinter der Bestellung bei Meyer Logistik angeht: Die Verantwortlichen im Unternehmen wollen wissen, ob die Technologie eine „wirkliche“ Alternative zum Diesel werden kann. „Dabei spielen die Total Costs of Ownership in der Betrachtung eine große Rolle. Aber auch der tägliche Einsatz bei den Kunden, das Handling an den Standorten des Fahrzeugs und auf der Strecke sowie die Zuverlässigkeit der Technologie sollen betrachtet werden“, sagt Matthias Strehl. Letztlich spielten auch die Akzeptanz in der Operative und beim Kunden eine besondere Rolle, erläutert Strehl.
Meyer Logistik ist in Deutschland einer der Vorreiter beim Einsatz alternativer Antriebe und hat das komplette Spektrum an verfügbaren Technologien im Einsatz. Dazu zählen LNG, CNG, reine Elektro-Lkw, Hybrid-Fahrzeuge, Oberleitungs-Lkw – und nun also die Wasserstoff-Brennstoffzelle. Insgesamt hat das Unternehmen mehr als 1.200 eigene Lkw im Einsatz. „Es geht darum, Erfahrungen mit neuen Technologien zu sammeln und damit fit für Evolutionen im Straßengüterverkehr zu sein. Das ist auch dem Verantwortungsbewusstsein der Gesellschaft und nächsten Generation gegenüber geschuldet“, erläutert der Meyer Logistik-Geschäftsführer.