Vor nicht allzu langer Zeit galt Spitze, aus Garn in unterbrochenen Mustern gestickt oder gewebt, als der ganz besondere Zierrat für Stoffe und Kleider.
Von diesem ehemaligen Glanz ist wenig übrig geblieben. Heute findet sich das Gewebe vorwiegend als Spitzenunterwäsche in allen erdenklichen Farben und Mustern in Fachgeschäften und es darf durchaus bezweifelt werden, dass das edle Stöffchen ein Verkaufsschlager ist.
Seine Blüte erlebte das Gewebe indes im 19. Jahrhundert im vogtländischen Plauen, nachdem Achim Falke 1881 die maschinengestickte Tüllspitze erfunden hatte. 1912 waren zu Hochzeiten 16.000 Maschinen in Plauen im Einsatz und der Ruf des Gewebes hatte weltweiten Klang, der zwei Weltkriege und den real existierenden Sozialismus überlebte.
Eines der verbliebenen Gebäude aus diesen Zeiten grenzt unmittelbar an den Leuchtsmühlenweg, der seit fast ebenso langer Zeit für den Lkw- und Busbau der Marke Vomag beziehungsweise für die spätere Instandsetzung von maroden Ikarus-Bussen bekannt war.
"Das Bus Modification Center fängt dort an, wo das Serienportfolio endet"
Das 1991 von der Familie Auwärter übernommene Werk erhielt 2009 nach der Schließung des Neoplan-Werks 2 im niederbayerischen Pilsting einen gehörigen Schub. Die Halle mit der Bezeichnung "Plauener Gardine" wurde angemietet, um dort den Endausbau von Starlinern, Citylinern und Doppeldeckern voranzutreiben. Doppeldecker aus Plauen fahren nicht nur in Berlin, sondern auch in Dubai.
Der Aufstieg des letzten deutschen Neoplan-Werkes nahm aber 2014 ein jähes Ende, nachdem sowohl MAN als auch die örtliche Politik noch einiges Geld hineingepumpt hatten. So wurde dort eine der modernsten Lackieranlagen im VW-Reich errichtet, die nun auf neue Aufgaben wartet. Die völlige Schließung wurde abgewendet.
Wie die Plauener Spitze selbst überlebt somit auch ein wertvoller Nukleus des Busbaus am Standort in Gestalt des MAN Bus Modification Centers (BMC). "Das Bus Modification Center fängt dort an, wo das Serienportfolio endet", heißt es bei MAN. Und das wird wie überall weiter standardisiert, um an der Kostenschraube zu drehen.
Die Halle 5, das erst vor wenigen Jahren errichtete vormalige Logistikzentrum, liegt direkt neben der langgezogenen, historischen Produktionshalle, deren Tage aufgrund der Statik gezählt sein dürften. Auf rund 600 Quadratmetern modern eingerichteter Produktionsfläche finden dort drei Fahrzeuge gleichzeitig Platz. Hier erhalten sie Sonderausbauten, die bis hin zu tiefgreifenden Gerippeeingriffen reichen können – zum Beispiel dem Einbau eines Lifts.
Mittlerweile kommen die Busse auf eigener Achse und oft noch ohne kompletten Innenausbau aus dem MAN-Werk Ankara, in dem seit 2012 auch Neoplan-Fahrzeuge gebaut werden. Dort lassen sich zwar einzelne Sonderausbauten und Individualisierungen realisieren. Wenn es aber um aufwendige Ausbauten oder ganze Flotten geht, dann steuert MAN die Fahrzeuge jetzt automatisch in Plauen ein.
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