Wie bewerten die Krone-Verantwortlichen das neue Lkw-Austauschprogramm der Bundesregierung, wie ist es um die Auslastung der Werke bestellt und welche Trends gibt es am Markt? Die Krone-Geschäftsführer Dr. Frank Albers und Ingo Geerdes stellen sich den Fragen von eurotransport.de.
Dr. Albers: Insgesamt ist es positiv zu bewerten, dass die Bundesregierung auch Auflieger in das Lkw-Austauchprogramm aufgenommen hat, sodass neben der Zugmaschine auch die Trailereffizienz Berücksichtigung findet. Die Trailerhersteller haben Vorschläge eingebracht, welche Komponenten gefördert werden sollten – Reifendruckkontrolle, Telematik, Aerodynamik und Huckepack-Ausstattung. Mit diesen Maßnahmen kann die Branche einen weiteren CO2-Beitrag leisten. Was wir uns als Trailerhersteller aber wünschen würden, ist eine Entkopplung der Investitionsförderung.
Albers: Aktuell wird der Trailer nur berücksichtigt, wenn gleichzeitig in eine neue Zugmaschine investiert und ein alter Truck – Euro 5 und schlechter – verschrottet wird. Eine Traileranschaffung ohne Bezug zur Zugmaschine beziehungsweise Verschrottung einer alten Zugmaschine ist nicht förderfähig. Wir würden uns wünschen, dass unsere Kunden den Zuschuss für den Trailer unabhängig vom Zugfahrzeug in Anspruch nehmen könnten.

Geerdes: Ein großer Teil der Betreiber von Aufliegern ist aktuell außen vor – denken Sie an die großen Logistikdienstleister oder Kunden des Kombinierten Verkehrs, die keine ziehenden Einheiten haben. Will man ihnen das Programm zugänglich machen, muss man das Ganze entkoppeln. Aufgrund dieser Vorgabe, in ein Zugfahrzeug investieren, befürchten wir, dass der größte Teil der Mittel in die Trucks fließt. Trotzdem ist das Programm eine gute Sache. Wir erkennen an, dass erstmals der Trailer in ein solches Programm integriert wird.
Albers: Jetzt warten wir erst einmal die Resonanz auf das Programm ab. In einigen Wochen wissen wir mehr. Falls dann Anpassungen möglich sind, gehen wir gerne noch einmal in die Diskussion und tragen unseren Wunsch vor.
Albers: Das denken wir schon. Bei De-minimis ist bei 33.000 Euro Schluss. Im Lkw-Austauschprogramm liegt der Förderhöchstbetrag bei 800.000 Euro je Unternehmen. Bei De-minimis werden unserer Wahrnehmung nach sehr stark Reifen und Ladungssicherung gefragt und gefördert – damit ergänzen sich die Programme.
Albers: Ganz wichtig ist es, den Kunden hier richtig zu beraten. Bei der Aerodynamik hat Krone schon 2008 einen Eco Liner mit seitlicher Aerodynamik-Verkleidung vorgestellt, auch gab es 2015 und 2016 Efficiency Runs mit Daimler, bei dem diese Ausrüstung zum Einsatz kam. Je nach Anwendungsfall zeigt sich, dass bei häufigem Aufliegertausch – wie er in der Logistik üblich ist – die Seitenverkleidung anfällig für Rempler ist. Das kann die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung schnell zunichtemachen. Transportunternehmen müssen finanziell in Vorleistung gehen und am Ende geht die Rechnung nicht auf. Anders sieht es mit Heckdiffusern aus, die weniger anfällig sind und ein hohes CO2-Potenzial haben.
Geerdes: Vertriebler sind immer positiv gestimmt. Aber ernsthaft: Die Stimmung ist gut. Krone hat gut zu tun, die Werke sind ausgelastet. Wir haben ordentliche, aber für Kunden akzeptable Lieferzeiten.

Einen außerordentlich guten Auftragseingang haben wir für das Werk Lübtheen bei den Kühlaufliegern zu verzeichnen. Speziell Kühlsattelauflieger erfreuen sich nach wie vor einer hohen Nachfrage und sind aufgrund des Einsatzes in der Lebensmittellogistik krisenresistent. Änliches gibt es für das Werk Herzlake zu berichten, hier jedoch besonders getrieben durch das stark wachsende Online-Geschäft und die weitere Internationalisierung des Wechselbehälters. Für Werlte sehen wir derzeit eine sehr dynamische Entwicklung für die nächsten Monate, sicherlich auch getrieben durch die Automobilindustrie, die sich gerade einer hohen Nachfrage aus Asien gegenüber sieht. Schließlich unser Werk in der Türkei, welches resultierend aus einer starken Inlandnachfrage ebenfalls gut zu tun hat. Obgleich sich die Situation derzeit positiver darstellt als zunächst erwartet, gibt es eine Riesenherausforderung.
Geerdes: Die Rohstoff- und Komponentenpreise bewegen sich leider komplett in die falsche Richtung. Wir erleben auf der einen Seite eine Verknappung seitens der Hersteller, bei gleichzeitig hoher Nachfrage der produzierenden Industrie mit dem Effekt, dass die Preise massiv steigen und die Verfügbarkeit sinkt – sei es bei Stahl, Aluminium oder auch Schäumen, die wir unter anderem für unsere Kühler benötigen. Die Sorge ist, dass wir durch das erhöhte Produktionsvolumen zwar Skaleneffekte erreichen, sie aber wegen der Kostensteigerungen verpuffen. Die Generierung von Effizienzpotenzialen ist unser Daily Business. Klar ist aber auch, dass wir diese massiven Preisaufschläge dadurch nicht komplett allein kompensieren können.
Albers: China und Indien brauchen gerade selbst viel Stahl. Bei den europäischen Stahlherstellern findet eine Transformation statt. Auch durch die Umstellung von schwarzem, also mit Kohle, auf grünen Strom werden zusätzliche Mehrkosten von 256 Euro pro Tonne verursacht. Bei einem Trailer mit 4,5 Tonnen Stahl reden wir also locker über 1.000 Euro zusätzlich. Es muss uns allen bewusst sein, was Energiewende und Klimaschutz dann zur Folge haben.
Geerdes: Es wird kein Weg daran vorbei führen. Die Mehrkosten sind so eklatant, dass diese durch weitere Effizienzsteigerungen nicht ausgeglichen werden können.
Albers: Bereits seit 2018 laufen die Investitionen in die Automatisierung und Kapazitätssteigerung unsers Werkes in Herzlake. Das komplette Investitionsvolumen beträgt 70 Millionen Euro. Ziel ist es, nach Abschluss der Investitionen eine nahezu verdoppelte Kapazität vorzuhalten. Unser klarer Anspruch ist es, unsere Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten und unsere Marktposition zu festigen. Der Marktanteil von Krone bei Wechselbehältern liegt bei über 70 Prozent. Auch unsere Erwartungshaltung ist: Dieses Segment wird weiter wachsen, durch ein starkes Paketgeschäft, einen boomenden E-Commere plus die Internationalisierung des Wechselbehälters.
Geerdes: Früher ja, da waren die relevanten Märkte in und um Deutschland zu finden. Mittlerweile sind Wechselbehälter beispielsweise aber auch in Skandinavien und Polen etabliert. Aktuell konnten wir erstmals auch Aufträge aus dem Baltikum entgegen nehmen. Die großen Logistiker bauen ihre internationalen Systemverkehre weiter aus. Dies führt zu der bereits angesprochenen weiteren Internationalisierung und Standardisierung des Produktes.
Albers: Ein solches Fahrzeug wird derzeit kein Stückzahlenbringer, kann je nach Gegebenheit und Kundeneinsatz aber einen Effizienzgewinn darstellen. Es hängt davon ab, ob der Fahrer das Fahrzeug bedienen kann und ob er sich überhaupt auf die kleine Kabine einlässt, die notwendig ist, um den BO-Kraft-Kreis einzuhalten. Darüber hinaus braucht es die nötige Rangierfläche auf den Umschlagsplätzen. Das Auf- und Abpritschen braucht Zeit und will bei Dunkelheit gelernt sein. Wie wir alle wissen finden wird der ganz große Teil des Volumens während der Nacht abgewickelt.