Es hat etwas von einem Sandkastenspiel, ist aber gar nichts für Kinder. Zwei schwarz lackierte Scania-Kipper ziehen munter ihre Bahn auf einem gut fußballfeldgroßen Areal innerhalb des Scania-Testgeländes und demonstrieren eine neue Art des Transports, die derzeit in aller Munde ist: autonomes Fahren. Das scheint in der Ära nach Euro 6 nun der Entwickler liebstes Kind, auch wenn vieles daran heute noch eher nach Glasperlenspiel denn nach greifbar naher Zukunft aussieht. Selbst die Scania-Forscher schränken ein und sagen, sie gingen "nicht davon aus, dass sich selbstfahrende Fahrzeuge in absehbarer Zeit auf der Straße durchsetzen werden". Allenfalls Platooning, so sagen die Entwickler weiter, könnte als eine Art Lightversion des autonomen Fahrens vielleicht mal Einzug auf Europas Straßen halten.
Sie weisen im gleichen Atemzug aber darauf hin, dass selbstfahrende Lkw sich anderweitig durchaus schon in naher Zukunft nützlich machen könnten: "Große Tagebau-Mine" seien ein typisches Beispiel, "Containertransport in großen Häfen" ein weiteres. So kommt es, dass das Scania-Testgelände für einen Tag zur Bühne wird, auf der die schwarz lackierten Kipper schon mal zeigen, wie das gehen könnte. Weit hinten, sozusagen aus Torwartsicht an der linken gegnerischen Eckfahne, da wird geladen. Dann gibt es einen kurvenreichen Flankenlauf – aus dortiger Sicht auf Linksaußenposition –, der an einem Haufen Schotter innerhalb des angenommenen 16-Meter-Raumes endet. Den umkurvt der Dreiachser, stößt – weiterhin von Geisterhand gelenkt wie geschaltet – zurück und kippt den von drüben angekarrten Schotter punktgenau dem schon vorhandenen Haufen des gleichen Materials vor die Füße.
Demofahrer ist nur zum Aufpassen da
Ganz wie ein Großer macht er mit aufgestellter Kippbrücke einen kleinen Satz nach vorn samt scharfer Bremsung, um eventuell noch anhaftender Reste ledig zu werden. Bringt anschließend die Brücke wieder in die Horizontale und lädt ein, doch mal eine Runde mitzufahren. Da kann man nicht Nein sagen. Also schnell in die besucherfreundlich hergerichtete R-Kabine geklettert, um dem Spektakel aus nächster Nähe beizuwohnen. "Der tut nichts", sagt der eine über den anderen Demofahrer, und zwar über den, der hinterm Lenkrad sitzt. Aufpassen muss halt schon noch einer, falls eben doch was schiefgeht.
Demonstrativ verschränkt der denn gleich auch seine Arme, als sich die Fuhre in Bewegung setzt, um die nächste Runde anzugehen. Der autonom fahrende Kipper stellt sich patent an: Den Anfahrgang eingelegt, setzt sich das Gefährt sachte in Bewegung, beschleunigt nicht zu viel und nicht zu wenig, kurvt seinerseits in großem, vom Weg vorgebenen Bogen in Linksaußenmanier wieder auf die Ladestelle zu.
Sehr viel von all dem Hightech ist innen gar nicht zu sehen. Klar, dass unten im Maschinenraum eine elektrohydraulische Lenkung werkeln muss. Wie sonst könnte das Fahrzeug ohne Zutun des Fahrers immer schön auf dem rechten Weg wandeln? Mittig auf der Armaturenbrüstung fällt eine Box auf, in der mehr als nur der Spurwächter sitzt: Sie beherbergt eine sogenannte Multilinsenkamera, die den Bereich vor dem Fahrzeug stereoskopisch begutachtet. So erkennt sie Objekte, Fahrzeuge sowie Fußgänger und Fahrbahnmarkierungen. Was sie wahrnimmt, das kann der Fahrer auf einem großen Display im rechten Ausleger des Cockpits noch einmal sehen. Schaut er gleich zur Frontscheibe hinaus, sieht er ungefähr das Gleiche.
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