Blinker links. Der grüngelbe Lkw mit dem auffälligen 40-Fuß-Container im Schlepp biegt auf die Autobahn 96 bei Penzing ein. Wie er beschleunigt, wie er mit dem Kraftstoff umgeht – das ist heute völlig nebensächlich. Denn kaum steht die Tachonadel auf 80, drückt der Testfahrer den alles entscheidenden Knopf. Und legt zumindest sprichwörtlich die Hände in den Schoß. Ab jetzt übernimmt Kollege Computer das Lenkrad. Und alle Pedale. Und den Blick auf die Straße samt der anderen Verkehrsteilnehmer. Wir sind nun autonom unterwegs nach SAE-Level 4. Das Kraftfahrtbundesamt spricht hierbei in der Definition schon vom „Passagier“ und nicht mehr vom Fahrer oder Nutzer wie bei niedrigeren Stufen.
Tatsächlich hat der Testfahrer seine Hände aber aus Sicherheitsgründen sehr dicht am Steuer, um jederzeit eingreifen zu können. Denn serienreif ist dieser Truck noch nicht. Vielmehr ist er das Ergebnis aus drei Jahren Entwicklungsarbeit im Projekt ATLAS-L4 (Automatisierter Transport zwischen Logistikzentren auf Schnellstraßen im Level 4). Und der Kollege Computer nimmt aktuell noch knapp ein Drittel der Liege hinter den Sitzen ein, steckt in einem Turm bis zum Dach und wird über Schläuche aus der Dachklimaanlage belüftet. In der Serie soll das natürlich deutlich kompakter und dann flüssigkeitsgekühlt auch ruhiger sein, erklärt uns der zweite Ingenieur, der vom Beifahrersitz aus die Systeme überwacht. Die Test-Lkw sind in der Regel doppelt besetzt. So kann sich der Fahrer auf seine Aufgaben konzentrieren, während der Kollege per Laptop die Systeme und Testfälle triggert.
Projekt mit knapp 60 Millionen Euro gefördert
Nach der kurzen Etappe biegen wir wieder ein auf das Testgelände im bayrischen Penzing. Das ehemalige Flugfeld war über die Projektlaufzeit die zweite Heimat der Ingenieurinnen und Ingenieure. Und gleichzeitig nun auch der Schauplatz für den feierlichen Abschluss des Projekts, zu dem zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter der zwölf Projektteilnehmer zusammengekommen sind.
ATLAS-L4 wurde vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz mit insgesamt 59,1 Millionen Euro gefördert. Damit soll neben den vordergründigen Zielen auch Deutschland als Technologiestandort im Bereich des autonomen Fahrens gestärkt werden. Grundlage ist das 2021 in Kraft getretene Gesetz zum autonomen Fahren, das den Betrieb automatisierter Fahrzeuge auf definierten Strecken unter technischer Aufsicht erstmals gesetzlich erlaubt – ein international einzigartiger Rahmen, der dem Land eine Vorreiterrolle verschafft habe, so das Projektkonsortium.
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