Die Zahl scheint willkürlich gewählt, hat aber eine gewichtige Bedeutung in der Welt des Schwertransports. Sie lautet 250 Tonnen. Gemeint damit ist das Zuggewicht für seriennahe Schwerlastzugmaschinen. 250 Tonnen müssen es sein, um in diesem speziellen Transportsegment eine Rolle spielen zu dürfen. Dies gilt selbst in Deutschland, wo eine einzelne Zugmaschine maximal 180 Tonnen auf öffentlichen Straßen ziehen darf. Doch egal ob 180 oder 250 Tonnen – in beiden Fällen geht es um Gewichte, die mindestens das 4,5-Fache eines Standardlastzugs betragen. Der hat in den meisten Fällen 400 bis 500 PS, zwölf Gänge und eine angetriebene Achse. Anfahren kann ein solcher Lastzug in 18 Prozent Steigung so gerade noch und scheitert schon deutlich früher, wenn der Untergrund auch nur mit ein paar Schneeflocken bedeckt ist.
Mercedes SLT: Synergieeffekte durch Seriennähe
Die Idee hinter den seriennahen Schwerlastzugmaschinen ist, Komponenten aus der Serienproduktion zu nutzen – also jene Motoren, Getriebe, Chassis und Achsen, die auch im 40-Tonner ihren Dienst antreten. Tatsächlich definiert sich eine Schwerlastzugmaschine hauptsächlich über ihre seriennahe, aber teilweise ganz spezielle Antriebstechnik. Das fängt bei drehmomentstarken Motoren und entsprechenden Getrieben an, setzt sich fort über spezielle Kupplungen und endet bei robusten Achsantrieben. Die Achslasten? 2 x 13 oder 2 x 16 Tonnen hinten, vorne acht oder neun Tonnen und generell acht für die Vorlaufachse. Macht beim Vierachser bis zu 41 Tonnen technisches Gesamtgewicht, die bei solchen Fahrzeugen durchaus üblich sind, auf deutschen Straßen allerdings Theorie bleiben. 35 Tonnen sind erlaubt. Rund 14 Tonnen wiegt der vollgetankte (900 Liter) 8x4-Vierachser Mercedes Actros SLT.
Beim SLT-Motor setzt Mercedes konsequent auf den mächtigsten Gusskameraden im Programm – auf den 15,6 Liter großen Reihensechszylinder OM473, der von Detroit Diesel auch als DD16 vermarktet wird und in den Trucks von Western Star und Freightliner zum Einsatz kommt. Dieser für die USA typische Langhuber (171 Millimeter bei 139 Millimeter Bohrung) leistet als OM473 zwischen 517 und 625 PS (380 und 460 kW) und schafft in der stärksten Ausführung 3.000 Nm Drehmoment. Seine Nennleistung erreicht der OM473 schon bei 1.650/min und damit deutlich früher als der zuvor im SLT eingesetzte Achtzylinder OM502. Die jetzt fülligere Leistungskurve passt bestens zu hohen Zuggewichten. Aufgebaut ist er ähnlich wie die kleineren Sechszylinder (12,8 Liter Hubraum) in Actros und Arocs, verfügt also über einen einteiligen Zylinderkopf mit zwei obenliegenden Nockenwellen, einen stabilen Motorblock und die X-Pulse genannte Common-Rail-Einspritzung. Deren markantes Kennzeichen ist die sogenannte Druckverstärkung – maximal 900 bar entstehen im gemeinsamen Rail, auf bis zu 2.100 bar verstärken die sechs Injektoren den Einspritzdruck. Komplettiert wird das Ganze von einem Turbocompound-System. Ein zweiter Turbolader, dem Waste-Gate-Lader nachgeordnet, überträgt weitere Abgasenergie via Welle und Hydrokupplung auf den Rädertrieb des Motors. Das ergibt etwa 50 "kostenlose" Zusatz-PS, die sich – weil sie überwiegend bei hoher Last anfallen – bestens für Schwertransporte nutzen lassen.
- Zugang zu allen Webseiteninhalten
- Kostenloser PDF-Download der Ausgaben
- Preisvorteil für Schulungen und im Shop
Sie haben bereits ein Digitalabo? Hier einloggen.
* Sie sind DEKRA-Mitglied? Dann loggen Sie sich ein und ergänzen ggf. in Ihrem Profil Ihre DEKRA-Mitglieds-Nummer.
Mitgliedsnummer ergänzen* Jahrespreis 22,65 Euro, Preis für FERNFAHRER Flexabo Digital in Deutschland,flexible Laufzeit, jederzeit kündbar.
Weiter zum Kauf