Der amerikanische Zulieferer Allison Transmission trägt das Produkt, für das er auf der ganzen Welt bekannt ist, sogar schon im (vollen) Namen: Transmission, zu deutsch Getriebe. Wer an Vollautomatikgetriebe in mittelschweren und schweren Nutzfahrzeugen denkt, denkt an Allison. Doch wer an die Zukunft der Branche denkt, an alternative Antriebe und die Elektromobilität, der hat die komplexen Zahnradmaschinen kaum mehr im Sinn.
"In Zukunft werden Sechs- oder Sieben-Gang-Getriebe in den meisten elektrifizierten Anwendungen keine große Rolle mehr spielen", sagt auch Alexander Schey, Geschäftsführer für Kommerzialisierung und Strategie der Elektrifizierung bei Allison. "In Verbindung mit dem elektrifizierten Antrieb werden wir bei mittelschweren und schweren Nutzfahrzeugen eine geringere Anzahl an Gängen benötigen."
Der Getriebebauer kann sich also nicht neu erfinden, er muss. Und er nimmt dafür viel Geld in die Hand: Ende vorigen Jahres hat Allison eigens für die E-Achsen der hauseigenen eGen Power Familie eine neue Fertigungsstraße im Werk in Auburn Hills im US-Bundesstaat Michigan in Gang gesetzt. Gut 10.000 Quadratmeter misst das Areal, das mit automatisierten Montagevorrichtungen ausgestattet ist und so eine Serienproduktion möglich macht. Allison bezeichnet die Investitionen in Entwicklung und Produktion und in die Prüfstände für die E-Achsen als beträchtlich.
E-Achse vereint alle Komponenten in einem Produkt
Mit Blick auf den aktuellen Markt sind die Volumina laut Elektrifizierungs-Spezialist Schey begrenzt. Aber man könne eine neue Fertigung nicht in einer Woche herbeizaubern. Man müsse im Vorfeld investieren. Schey sieht in der E-Achse eine große Chance. "Sie vereint alle Komponenten in einem Produkt – Motor, Getriebe, Software. So können wir unser Know-how einbringen und das Geschäft ausbauen." Die erste elektrische Allison Achse – die eGen Power 100D – befindet sich noch im Vorserienstatus. Interne Tests und Erprobungen bei den Kunden seien absolviert, im Laufe des Jahres will der Getriebebauer die Stückzahlen ausbauen. Im Fokus stehen zunächst schwere 4x2- und 6x2-Fahrzeuge für den amerikanischen Markt – sei es nun im Fernverkehr oder in Sonderanwendungen wie der Müllentsorgung.

Mit zwei Motoren bringt es die eGen Power 100D in der Spitze auf 652 kW, mehr als ausreichend auch für Europa. Die Achslast aber fällt mit rund 10,4 Tonnen zu knapp aus für die hierzulande dominierenden Sattelzüge samt 4x2-Zugmaschine. Dafür wird Allison die eGen Power 130D nachschießen, die über die gleichen Leistungsdaten verfügt wie die 100D und bis zu 13 Tonnen schultert. Und auch eine Achse mit einem Motor samt 326 kW befindet sich in der Entwicklung, die 100S – ein Produkt für schwere 6x4-Sattelzugmaschinen, Fahrzeuge mit Tandem-Achsen sowie mittelschwere Lkw und amerikanische Schulbusse.
Allen drei Achsen gleich ist der vollintegrierte Ansatz, soll heißen: Alle mechanischen Komponenten sind in der Achse vereint. Allison will es den Herstellern so ermöglichen, die eGen Power-Familie mit minimalem Aufwand in ihre bestehende Architekturen integrieren zu können, ohne kostspielig neue Fahrzeug-Plattformen entwickeln zu müssen. Das universelle Zentralgehäuse der E-Achsen wird durch Achsschenkelmodule ergänzt. Diese ermöglichen verschiedene Spurweiten und Fahrwerkskonfigurationen. Durch die standardisierten Montagepunkte, Panhardstäbe und Radköpfe sind die Achsen laut Allison zudem mit vielen bestehenden Fahrgestell- und Aufhängungskonstruktionen kompatibel. Aber auch für neue Entwicklungen der Lkw-Bauer ist die eGen Power Familie laut dem Geschäftsführer Elektrifizierung attraktiv.
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