Ford F-Line Premiere: Ein Lkw für den Mittelstand

Ford F-Line Premiere
Ein Lkw für den Mittelstand

Mit einer feierlichen Zeremonie hat F-Trucks die Deutschland-Premiere der F-Line begangen. Hochgestochen präsentiert sich die neue Baureihe an sich aber keineswegs. Sie ist vielmehr der robuste Kumpel-Typ für Kunden alter Schule.

Ford Trucks F-Line Deutschland 2024
Foto: Julian Hoffmann

Die bisher erreichten Meilensteine nochmal aufzulisten zur Premiere des Ford F-Line, das ist den Geschäftsführern von F-Trucks Deutschland zweifellos ein Fest. Erst 2021 mit dem Vertrieb des F-Max gestartet, konnten Alex Kröper und Bernhard Kerscher bereits Ende letzten Jahres das tausendste Modell in Kundenhand übergeben. Der Marktanteil bei den 4x2-Sattelzugmaschinen lag 2023 laut Ford Trucks schon bei 1,2 Prozent. Das Wachstum ist beeindruckend und es fußt auf vielen Mittelständlern, konkret mehr als 400 Transportunternehmern. Auf der anderen Seite stehen hierzulande mittlerweile über 70 Vertragspartner für die Marke Ford Trucks ein, europaweit sind es mehr als 350.

Das Geschäft läuft und das, obwohl Bernhard Kerscher frei raus sagt, dass auf eine achte Lkw-Marke in unseren Breiten kein Mensch gewartet habe. Der Generalimporteur F-Trucks konnte die Kunden trotzdem überzeugen mit der Erfahrung der Stegmaier-Gruppe im Rücken, einem Plan für den Service, einem attraktiven Preis-Leistungs-Verhältnis und nicht zuletzt dem F-Max als Lkw, der sich vor den Mitbewerbern nicht verstecken muss – von der Verarbeitungs- und Materialqualität über das Platzangebot bis hin zur Antriebstechnik und der Fülle an Sicherheitssystemen. "Die Gesamtkosten über die Lebensdauer des Lkw, aber auch die Zufriedenheit der Fahrer, sind die bestimmenden Themen", sagt Kerscher.

Neue Rahmenbedingungen für die F-Line

Als außenstehender Beobachter will man jetzt aber, zur Erweiterung des Portfolios um die F-Line, neue Rahmenbedingungen unterstellen. Auf diesen Lkw nämlich könnten Unternehmer mit kleinen Verteiler-Fuhrparks und solche im Bau-Gewerbe tatsächlich gewartet haben, auch wenn das Segment mit treuen Marken-Stammkunden nicht einfach zu erobern sein wird. Ein einfach gehaltener Truck mit solider Technik zum Vorzugspreis, das ist kaum mehr zu haben in Deutschland. Wer im Lkw in der Hauptsache ein Werkzeug sieht, das den Job zuverlässig machen soll, ohne Allüren und Schnickschnack – der könnte sich mit der F-Line so gut bedient fühlen wie lange nicht. Auch weil Kerscher und Kröper nah am Kunden sind und eine erfrischende Bodenständigkeit verkörpern.

"Die F-Line ist eine Baureihe für die Unternehmer, die Deutschland stark machen: die Mittelständler", sagt Kerscher. Für F-Trucks sei der Lkw wiederum wichtig, weil Fahrgestelle rund 50 Prozent des Marktes ausmachen bei den Nutzfahrzeugen über 16 Tonnen. "Um die 30.000 Neuzulassungen pro Jahr entfallen in Deutschland auf Fahrgestelle", erklärt Kerscher.

Geschäftsführer, die wissen, was sie tun

Dass die Geschäftsführer wissen, was sie tun, zeigt sich nicht zuletzt an den Premieren-Trucks. Mit einer Scheinwerfer-Show und passendem Soundtrack wurden sie in Anwesenheit der Topmanager des Herstellers aus der Türkei im Hangar Event Airport in Crailsheim enthüllt. Ein 6x2-Fahrgestell mit 420 PS aus 12,7 Litern Hubraum und dem hauseigenen, automatisierten 16-Gang-Getriebe – das war die Nummer eins. Die Nummer zwei: ein 8x4-Baustellen-Truck mit der gleichen Motor-Getriebe-Kombi und Drei-Seiten-Kippaufbau von Meiller. Kerscher: "Mit dem Fahrzeug kommen wir leer auf 14,4 Tonnen. Damit sind wir mindestens auf Augenhöhe mit den Mitbewerbern." Nichts Besonderes also? Ja, und genau das ist entscheidend. Der Kunde nämlich soll von F-Trucks nicht mit neuen Eigenheiten belästigt werden oder Einschränkungen in Kauf nehmen müssen. Stattdessen setzt der Generalimporteur auf etablierte Aufbau-Partner und eine breite Variantenvielfalt.

"Der Fahrgestell-Markt ist komplex, was Achsvariationen angeht, Nebenabtriebe und Aufbauten. Aber wir stellen uns der Aufgabe mit einem entsprechenden Angebot. Wir wollen F-Line als Abroller, Absetzer, mit Kran-Aufbauten, Drei-Seiten-Kippern und als Betonmischer schaffen. Für den Verteilverkehr wird es Fahrzeuge mit Plane/Spriegel geben, Koffer und Kühlkoffer, mit Ladebordwand und Co. Alles ist möglich", sagt Kerscher. "Neben den Fahrgestellen ist die kompakte F-Line-Sattelzugmaschine dazu ideal für Einsätze, bei denen die Kunden beispielsweise unter Silos fahren müssen oder mit Schubboden unterwegs sind."

Dieselmotoren mit 330 bis 450 PS

Konkret ist das neue F-Line-Angebot in drei Stränge unterteilt: Sattelzugmaschine, Bau und Straße. Die Sattelzugmaschine tritt mit 4x2-Achsformel an, sie ist vorn mit Parabelfedern und hinten mit einer Luftfederung ausgestattet. Für den Vortrieb kommt das hauseigene Ecotorq-Triebwerk mit 450 PS und 2.300 Nm aus 12,7 Litern Hubraum auf. Auch das automatisierte 16-Gang-Getriebe entstammt dem Ford Trucks-Regal. Die Motorbremsleistung gibt der Hersteller mit 320 kW an, optional gibt’s einen Voith-Retarder mit 450 kW. Das Leergewicht soll bei knapp acht Tonnen liegen. Serie ist ein 600-Liter-Dieseltank, gegen Aufpreis wird ein zweiter 450-Liter-Tank on top montiert. Spannend: Auch eine 6x4-Sattelzugmaschine für den Bau wird Ford Trucks fertigen, dann mit 480 PS und einer Parabelfederung hinten.

Fahrgestelle für den Baustellen-Einsatz sind mit 4x2, 6x2, 6x4 und 8x4 zu haben. Im Antriebskapitel haben die Kunden hier eine breite Wahl. Die Basis markiert der Ecotorq-Motor mit neun Litern Hubraum, 330 PS und 1.400 Nm. Seine Motorbremsleistung liegt bei 220 kW. Er wird kombiniert mit automatisierten Neunganggetrieben. Darüber rangiert wieder die 12,7-Liter-Maschine samt automatisiertem 16-Gang-Getriebe. Sie kommt in den Bau-Fahrgestellen in zwei Varianten auf 420 PS / 2.150 Nm oder 450 PS / 2.500 Nm. Ford Trucks hat zudem motor- und getriebeseitige Nebenabtriebe im Programm. Im Fahrwerkskapitel gibt’s je nach Konfiguration unterschiedliche mechanische Federungen, außerdem sind sowohl Hypoid- als auch Außenplanetenachsen verfügbar. Selbst klassische manuelle Getriebe lassen sich für einige F-Line-Versionen ordern.

Verteiler als 4x2, 6x2 und Lowliner

Bei den Verteiler-Trucks sind 4x2- und 6x2-Fahrgestelle zu haben, auch Lowliner-Varianten listet Ford Trucks auf. Eine Luftfederung gibt’s aktuell nur hinten, für Einsätze mit Wechselbrücken sollen aber auch Versionen mit vorderen Luftfedern entwickelt werden. Die Nachlaufachsen können lenk- und liftbar ausgeführt werden. Antriebsseitig kommt wieder wahlweise die Neunliter-Maschine mit 330 PS / 1.400 Nm in Kombi mit einem automatisierten Neungang-Getriebe zum Einsatz oder der 12,7-Liter-Motor mit 420 PS / 2.150 Nm und automatisierter 16-Gang-Box.Die F-Line-Fahrerhäuser sind grundsätzlich 2,3 Meter breit und auf Luftfedern gelagert. Ford Trucks hat sowohl eine niedrige Ausführung im Programm als auch eine Hochdachversion, die Höhe variiert je nach Konfiguration zwischen 3.064 und 3.947 Millimetern. Außerdem gibt es die Kabine in kurzer und langer Ausführung, mit einem oder zwei Betten. Aktuell sind Spiegel montiert, in Zukunft sollen auch Kamerasysteme zu haben sein.

Als Fahrer nimmt man Platz auf einem luftgefederten Sitz samt Sitzheizung. Der Getriebewählhebel ist rechts vom Multifunktionslenkrad angebracht. Zwischen Fahrer- und Beifahrerseite macht sich ein voluminöser Motortunnel breit, die Mittelkonsole wird dominiert von einem Neun-Zoll-Touchscreen samt Navigation und Bluetooth-Freisprecheinrichtung. Das System lässt sich via Apple CarPlay oder Android Auto mit dem Smartphone koppeln, zur Stromversorgung gibt’s USB-Anschlüsse. Die Vorführfahrzeuge können aktuell nur eine manuelle Klimaanlage vorweisen, nächstes Jahr soll eine Klima-automatik folgen.

Fit für die GSR und neue Antriebe

Was die Assistenzsysteme angeht, listet Ford Trucks all das auf, was mit der neuen europäischen General Safety Regulation (GSR) ohnehin an Bord sein muss. Die F-Line kann also serienmäßig mit Features aufwarten wie Toter-Winkel-Warner, Rückfahrkamera, Verkehrszeichenerkennung, Reifendrucküberwachung, Spurhalte- und Notbremsassistent. Auch eine Alkohol-Lock-Vorbereitung ist generell installiert. Mit dem Technologie-Paket halten gegen Aufpreis zusätzlich ein Notbremsassistent mit Fußgängererkennung Einzug, automatisch abblendende Fernscheinwerfer und ein adaptiver Tempomat samt Stop&Go-Funktion.

Aber nicht nur im Sicherheitskapitel will Ford Trucks auf Augenhöhe mit den Mitbewerbern vorfahren. Selim Yazici und Fatih Çeken, bei Ford Trucks Managing Director und Sales Manager für die deutschsprachige Region, geben auch einen Ausblick auf alternative Antriebe. 2025 soll der erste E-Lkw im mittelschweren Segment starten, außerdem arbeite man an der Brennstoffzelle und dem Wasserstoff-Motor. Es bleibt also spannend, zumal mit F-Line und F-Max fürs Erste weiter Rückenwind zu erwarten ist.