Simon Sander: Airbrush ist Mainstream - hier wird gesprayt

Simon Sander
Airbrush ist Mainstream - hier wird gesprayt

Simon Sander ist Lkw-Fahrer aus Leidenschaft. Den Spruch hört man zwar oft, doch bei ihm trifft er auf jeden Fall zu. Denn auch nach einem schweren Unfall ließ er sein Ziel nicht aus den Augen, irgendwann am Steuer zu sitzen.

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Foto: NIKOLAI FROMM

Der Plan war klar: Mit 21 beginnt Simon Sander mit dem Lkw-Führerschein. Dann der Schock: Nach einem schweren Verkehrsunfall ist ein Arm gelähmt. Sein Führerschein liegt auf Eis, und eine spannende Reise durch allerhand Berufe beginnt. Statt des Lkw-Lenkrads dreht Simon erst einmal den Schraubenzieher und arbeitet als Elektriker. Doch auch das ist mit dem Arm eher schwierig. Es folgen einige weitere Stationen, unter anderem eine Ausbildung zum Rettungssanitäter. Darauf folgt – eine weitere Wendung – die Arbeit beim Bestatter.

Gleichzeitig beginnt damit für Simon nach all den Umwegen der Weg zurück in die Lkw-Kabine. Denn irgendwie ist der Weg ja nicht mehr weit vom Bestatter zu dem Menschen, der die Gräber aushebt. Simon wechselt den Arbeitgeber und ist fortan bei der Stadt angestellt als Friedhofsgräber und mit dem Bagger unterwegs. Und wie es das Schicksal so will, braucht die Stadt nicht nur einen Baggerprofi für den Friedhof, sondern auch jemanden, der beim Winterdienst mit anpackt. Der Arm macht mittlerweile schon wieder ein ganzes Stück besser mit. Nächster Halt für Simon ist also die Lkw-Fahrschule, um im Winterdienst mit Unimog und Co. zu streuen. Von dort geht es weiter zur Baywa als Tankwagenfahrer mitsamt ADR-Schein. Also eigentlich alles dufte, oder? Nicht ganz, sagt Simon, denn dort sei er im Schichtdienst auf immer wechselnden Lkw unterwegs gewesen, die von den Kollegen teils nicht optimal behandelt wurden.

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Simon Sander
Simon Sander (44) aus Mehrstetten: "Das Lkw-Fahren war ein Kindheitstraum von mir. Mit Ende 30 wurde er endlich wahr. Auch meine Familie, meine Frau und unsere drei Kinder sind voll mit Diesel infiziert."

Farbe wird per Spraydose aufgetragen

Dann ergibt sich für ihn endlich der Sprung zur Spedition Denkinger nach Ehingen – noch zu Winterdienstzeiten fuhr Simon dort aushilfsweise – mit eigenem Lkw im Fernverkehr mit Silotrailer. Schon seinen ersten Truck, einen Volvo, hat sich Simon hübsch eingerichtet. Doch Ende 2021 kommt der Chef auf ihn zu: Ein neuer MAN ist bestellt, und der soll etwas ganz Besonderes werden. "Airbrush hat jeder", sagt der Chef. Den Truck von Simon soll die Tätowiererin Janine Kanik (Evil Kaneedle Tattoostudio) veredeln. Spannend: Die Farbe wird per Spraydose aufgetragen. "Die Lackierung kannst du richtig spüren", sagt Simon. Die Künstlerin hat in die Graffiti-Motive nicht nur das Firmenlogo integriert, sondern wichtige Symbole aus der Firmengeschichte von Denkinger eingebaut. Auf der Beifahrerseite prangt eine Flugente. Der Firmengründer Josef Denkinger war begeisterter Jäger und wählte damals die Flugente als Logo: "Transport wie im Flug". Die Rose im Schnabel und auch einzeln auf dem Fahrerhaus ist eine Hommage an das elterliche Gasthaus Rose. Das sehr moderne und abstrakte Herz steht für den heutigen Leitsatz des Unternehmens: "Logistics with Love". Simon kann zu Recht stolz sein auf seinen alles andere als alltäglichen Zug. Allzeit gute Fahrt – oder besser: guten Flug?