Der Freitag ist seit jeher ein kritischer Tag in der Transportwirtschaft. Bundesweit stehen am Nachmittag bis in den späten Abend hinein Lkw an irgendwelchen Rampen und warten auf die Beladung. Das sorgt, vor allem bei der jüngeren Fahrergeneration, mitunter für Konflikte mit der Freizeitgestaltung. Bei WLS in Steinhagen ist das ganz anders. Ab Mittag trudeln bereits die ersten blauen Lkw von ihren Touren aus Deutschland und einigen mitteleuropäischen Ländern ein. Gunter Meley etwa war die Woche wieder in Frankreich, Raum Bordeaux. Seit 15 Jahren ist er schon bei WLS, es ist erst seine zweite Arbeitsstelle als Fahrer überhaupt. Davor hat er fünf Jahre lang Küchenmöbel ausgefahren, typisch für Ost-Westfalen. Er fährt einen Volvo mit 500 PS und dem, was der Fahrer braucht: alle Sicherheitspakete, dazu eine Standklimaanlage. "Unser Arbeitsmaterial ist modern", lobt er.
Der Volvo ist sein festes Auto. Er setzt den Mitnahmestapler auf dem Hof ab, tankt, fährt den Zug durch die Waschanlage, parkt den leeren Auflieger und rangiert die Zugmaschine in die Reihe. Nächste Woche geht es wieder nach Frankreich. "Unsere Auflieger werden vorgeladen. Wir haben allerdings keine festen Auflieger. Für jede Tour stellen wir uns den Zug neu zusammen und nehmen dann auch wieder einen anderen Mitnahmestapler mit. Aber auf eins kannst du dich verlassen: Hier ist alles immer tipptopp in Schuss."
Unternehmen an Dr. Oetker-Gruppe verkauft
Hinter der WLS steht eine lange Geschichte. Gründer Heinrich Leimkuhl belieferte 1903 erstmals per Fuhrwerk die Bielefelder. Aus dem Jahr 1994 sind zwei interessante Ereignisse für die Transportbranche bekannt: Die bisherige Bundesanstalt für den Güterfernverkehr wurde in das Bundesamt für Güterverkehr (BAG) umgewandelt (weswegen bis heute viele Fahrer immer noch "die BAG" sagen"). Und in Osnabrück ging die Overnight Tiefkühl-Service GmbH an den Start. Der Grund: Die bisherige Genehmigungspflicht mit ihren verschiedenen Konzessionen für den Güternah- und Fernverkehr war entfallen. "Produzenten mit eigenem Fuhrpark konnten jetzt leichter ein Transportunternehmen gründen, um auch Fracht für Dritte zu fahren", erinnert sich Gerald Honerkamp. Der 46-Jährige hat 1993 als Disponent bei der Conditorei Coppenrath & Wiese angefangen – für ihn persönlich das erste und letzte Jahr im klassischen Werkverkehr.
Rückblick: Zu Beginn der 1970er-Jahre hatten zwei Vettern, der Kaufmann Aloys Coppenrath und der Konditor Josef Wiese, eine Vision. Sie wollten Torten und Kuchen herstellen und in ganz Deutschland über den Lebensmitteleinzelhandel verkaufen. Dazu wurden die Torten erst schockgefrostet und dann zum Einzelhandel transportiert. Seinerzeit eine revolutionäre Idee, die seit damals auf eine heute riesige Produktpalette bis hin zu den beliebten Tiefkühlbrötchen angewachsen ist. Im Jahr 2015 wurde das Unternehmen an die Dr. Oetker-Gruppe verkauft. Bereits 1975 hatte Coppenrath & Wiese mit den ersten eigenen Lkw die Auslieferung der eigenen Produkte begonnen. Das heutige moderne Kühllager mit 40.000 Stellplätzen war schon immer neben der Produktion in Mettingen mit 10.000 Stellplätzen ein Standort für den Frachtumschlag.
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