Berufliche Wiedereingliederung: Neuanfang nach Unfall

Berufliche Wiedereingliederung
Neuanfang nach tragischem Unfall

Seit seinem tragischen Unfall in einem Steinwerk möchte der Lkw-Fahrer Wolfgang Kuchta im Rahmen einer beruflichen Wiedereingliederung der BG Verkehr gerne in der Disposition der Spedition Caspers weiterarbeiten. Sein Seniorchef unterstützt ihn auf außerordentliche Art und Weise.

Brennpunkt berufliche Wiedereingliederung
Foto: Jan Bergrath

Nur einen Meter weiter. Vielleicht auch zwei. Seinen Lkw mit einer Komplettladung von fünfzehn Paletten voll Steinen hatte Wolfgang Kuchta schon im Blick, die Frachtpapiere für die 24 Tonnen in der Hand. Doch seinen DAF XF 480 Planensattelzug der Spedition Caspers aus Wülfrath erreichte er nicht mehr. Aus dem Tor einer Lagerhalle auf seiner rechten Seite kam ein Zwölftonnenstapler. Rückwärts raus, dann Schwenk nach links. Der Stapler traf Wolfgang völlig unerwartet zuerst von hinten und überrollte, nachdem er bereits umgefallen war, mit dem linken Reifen sein rechtes Bein. Es war der 22. November 2023, als Wolfgangs Existenz als Lkw-Fahrer nach fünfzehn Jahren abrupt endete. Er war zur falschen Zeit am falschen Ort.

"Nur durch die sofort eingeleiteten Erste-Hilfe-Maßnahmen konnte Wolfgangs Leben wohl gerettet werden", so schildert es Seniorchef Klaus Caspers bei einem Gespräch vor Ort mit FERNFAHRER. Die Initiative für das Gespräch war von Wolfgang gekommen. "Dennoch musste ihm eine Woche später im BG-Krankenhaus Bergmannsheil Bochum das rechte Bein amputiert werden. Sein Leidens- und Genesungsprozess verlief bislang sehr wechselhaft." Vor drei Jahren hat sich Caspers aus dem operativen Tagesgeschäft des Familienunternehmens mit 50 eigenen Lkw zurückgezogen. Mit viel Zeit kümmert er sich in außerordentlicher Weise um seinen Mitarbeiter.

Wiederbeschäftigung als Berufskraftfahrer ausgeschlossen

"Das Krankenhaus hat alles dafür getan, um mich wieder aufzurichten", ergänzt Wolfgang im Büro. Nachdem ein komplizierter Fußbruch nach einer für ihn gefühlt unendlich langen Zeit im Krankenbett in einem Fixateur verheilt war, bekam er eine spezielle Prothese, die an den Stumpf des Oberschenkels angepasst und insgesamt versteift ist. Mentale Unterstützung bekam er zuerst von seiner Ex-Frau, zwei Freunden und zwei Arbeitskollegen aus der Spedition, in der er sich immer wohlgefühlt hatte. "Damals war mir aber noch nicht klar, welche weiteren Hürden noch auf mich zukommen würden. Denn als Kraftfahrer ist eine Weiterbeschäftigung mit dieser Behinderung für mich leider nicht mehr möglich." Selbst bei der potentiellen Möglichkeit einer für ihn umgebauten Zugmaschine, wofür es in der Branche bei einigen behinderten Kraftfahrern, die immer noch Lkw fahren wollen, immer wieder positive Beispiele gibt – bei Wolfgang ist jede Form der zusätzlichen Arbeit, wie etwa die Plane öffnen oder die Ladung sichern, ausgeschlossen.

Bis heute kann er noch nicht einmal richtig gehen. Zu allem Überfluss wohnt er in Wülfrath, einer Stadt im Bergischen Land, in einer Siedlung auf einem Hügel. Seinen Pkw kann er ohne eine spezielle Automatik nicht mehr fahren, zur nächsten Bushaltestelle geht es bergab. Es klingt beinahe wie aus einem Stück absurden Theaters. "Der Bürgersteig fällt nach links ab", sagt Wolfgang, "mit meiner Prothese kann ich das leider nicht ausgleichen. Und auf der gegenüberliegenden Straßenseite gibt es gar keinen Gehweg." So hat ihn Caspers an diesem Samstagmorgen abgeholt, um über seine tragische Geschichte und über die Möglichkeiten einer Weiterbeschäftigung im Rahmen der beruflichen Wiedereingliederung zu sprechen. Dabei entstand auf dem Gelände neben der Werkstatt auch das Foto mit einem älteren Zwölftonnenstapler, der bei Caspers gelegentlich noch zum Einsatz kommt. Um dessen Größe und Wucht vorstellbar zu machen.

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