Fast untergegangen ist im großen Trubel um Digitaldisplay und Mirror-Cam eine weitere Finesse des neuen Actros. Sie hört auf den Namen "PPC Interurban", was zu Deutsch einem vorausschauenden Tempomaten für die Landstraße entspricht. Dinge wie Kurven, Ortsdurchfahrten und ein schönes Hin und Her bei den Geschwindigkeitsbegrenzungen: Das hatte der Lkw mit Tempomat und PPC bisher wortwörtlich nicht auf dem Schirm. Nun funktioniert es. Obendrein gibt es noch eine neue Funktion, die als Active Drive Assist das Lenken in gewissen Grenzen übernehmen kann. Beides zusammen preist Mercedes auch gleich an als "teilautonomes Fahren in Serie". Ist das Digitale dafür klug genug?
Testrunde um den Mummelsee
Anspruchsvoller könnte der Testparcours kaum sein: Zwischen den Tiefen des Rheintals und dem Örtchen Kniebis erstreckt sich die knapp 100 Kilometer lange Testrunde, die gespickt ist mit Serpentinen sowie strengem Auf und Ab. Sie streift auch den sagenumwobenen Mummelsee auf rund 1.000 Meter Höhe. "Es orgelt im Rohr und es klirret im Schilf", beschwor der Dichter Eduard Mörike vor knapp 200 Jahren die Magie des einst so geheimnisvollen Bergsees, den heute die Reisebusse scharenweise mit Touristen aus aller Herren Länder fluten. Heutzutage sind es andere Dinge, die der Gegend eine leicht makabre Note verleihen. Früher berühmte Hotels stehen leer und rotten vor sich hin. Und mit Sturzhelmen behangene Kreuze am Straßenrand, von denen es viele gibt, fungieren düster als Mahnmal und Mahnung zugleich. Die Geister vom Mummelsee: Sie haben es heute noch in sich. Und sie stellen auch PPC Interurban in unserem Testwagen 1846 auf eine harte Probe früh am Tag. Probieren wir es doch gleich einmal mit dem Active Drive Assist, der das Fahrzeug wie von Geisterhand gelenkt auf der Bahn halten soll.
ADA lautet das Kürzel für diese ganz neue Funktion, die sich aber nur aktivieren lässt, wenn der Abstandsregeltempomat eingeschaltet ist. Der heißt jetzt übrigens AHA, was für Abstandshalteassistent steht. Klingt süß, treibt einem aber auch an so einem kalten Herbstmorgen wie diesem mitunter den Schweiß auf die Stirn. Denn die Geister, die da lenken: Sie wollen nicht so, wie es der Mann hinterm Steuer gern hätte. Ob sie mehr mittig, mehr rechts oder links segeln sollen, darauf kann man sie per Eingabe eichen. Aus diesen verschiedenen Optionen aber einen sauberen Strich zu zaubern, das kriegen sie nicht hin. Stur halten sie stattdessen den eingeimpften Kurs. So bleibt es nicht aus, dass der Mensch und die Maschine schnell in den Clinch geraten. Denn Ersterer wird immer versuchen, eine S-Kurve in beiden Schwingen außen anzufahren. Der digitale Dämon aber möchte lieber die ihm eingehämmerte Bahn halten. Und da gibt es eben nur streng mittig oder wahlweise exakt fünf Prozent links oder rechts davon. So kommt es, dass einiges an Nachdruck aufzuwenden ist, um die Fuhre in eine dem Fahrerherzen genehme Bahn zu zwingen.
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