Wettbewerbsstudien für Peterbilt Ein Teufel im Al Capone-Look

Wettbewerbsstudien für Peterbilt Foto: Vasilatos Ianis 6 Bilder

Das kommt dabei heraus, wenn ein Designer aus Draculas Heimat seinen Blick in die Zukunft der US-Hauber richtet.

Al Capone war gegen Ende der Zwanzigerjahre einer der größten Mafiosi in den USA. Banküberfälle, Erpressungen und Morde in Serie gingen auf sein Konto. Doch so gnadenlos der Gangster mit seinen Opfern umsprang, so ausgeprägt war sein eigenes ­Sicherheitsbedürfnis. Al Capone reiste standesgemäß mit einem speziellen Cadillac vom Typ 34-A Town Sedan aus dem Baujahr 1928 mit 90 PS – das erste gepanzerte Privatauto überhaupt.

Peterbilt Sentinel in teuflischem Ornat

Der Designer Vasilatos Ianis hat sich wohl von dem düsteren Charme dieser Ära inspirieren lassen, meinte jedenfalls ein Freund zum Entwurf des Peterbilt Sentinel: "Das ist ein Teufel im Al-Capone-Look", entfuhr es ihm ehrfürchtig. Diese Assoziation kommt beim Anblick des pechschwarzen Ungetüms nicht von ungefähr. Wahrscheinlich liegt es Ianis im Blut. Der Rumäne kam vor 35 Jahren in den transsylvanischen Bergen zur Welt, wo heute noch Knoblauchzöpfe an den Fenstern die Vampire abschrecken sollen.

Sein Vater gestaltete Möbel und finanzierte seinem Sohn erst die Schule, dann das Studium an der Technischen Hochschule. Ianis wurde Ingenieur. Er arbeitet jetzt in Oradea an der ungarischen Grenze als Theater-Manager. "Aber mein Herz gehört den Autos, Lkw und dem Industrie-Design. Die Ingenieur-Ausbildung hat mir sehr geholfen, Design besser zu verstehen."

Zukunft und Vergangenheit vereint

Und plötzlich war da dieser Wettbewerb, den unter anderem Peterbilt ausgeschrieben hatte. Ianis war gleich Feuer und Flamme. "Das gab mir die Chance, etwas zu zeigen. Ich war selber gespannt auf meine Ideen zum Thema Peterbilt. Eine riesige Erfahrung."
Ianis war sich im Klaren: "Es geht beim Design nicht nur um schöne Formen und aufregende Linien. Alles soll passen. Und gerade beim Lkw sind die Beschränkungen, also die Herausforderungen für Visionäre, besonders zahlreich." Ianis wollte mit dem Sentinel nicht nur zeigen, wie ein Pete in der Zukunft aussehen könnte, sondern auch den amerikanischen Mythos zitieren."

Wer die anderen Arbeiten von Ianis kennt, weiß, wovon die Rede ist. Er wagte sich beispielsweise an die Ikone der amerikanischen Motorräder: Indian. Ehrlich gesagt wollte wohl kein Biker jemals auch nur einen Meter mit dieser Skulptur fahren. Der Pilot liegt praktisch auf dem Motor der Gorilla V4, Schräglage gleich null, Auspuff mehr oder weniger auf Straßenhöhe. Trotzdem geht von diesem Entwurf eine gewisse Faszination aus, die auf dem Kontrast von Alt und Neu beruht. Da sind einerseits hochmoderne, nabenlose Räder, aber dann ein Motor in einem geschlossenen Gehäuse, wie es auch BMW bei den legendären Boxermotoren verwendet hat. Die Farbe des feuerroten Lowriders kontrastiert mit reichlich Chrom, ein Pendant zu den "Musclecars" im Stil einer frühen Corvette. Und dann diese alten analogen Instrumente, die in den Lenker eingearbeitet sind.

Aerodynamischer Kniff am Auspufftrakt

Urtümlich auch dieses Zweirad, das aus der Feder des Rumänen stammt: Der Ariel Cruiser hat aktuell die "Local Motors Cruiser Design Challenge" gewonnen und behauptete sich gegenüber 90 Bewerbungen aus 17 Ländern. Der Entwurf erinnert stark an die gute alte Zeit um 1900: Weißwandreifen, Tank mit Lederbändern mitten im Rahmen fixiert, Fahrradpedale, um den Motor bergauf zu unterstützen.

Bei der Gestaltung des Peterbilt waren der Fantasie von Ianis dagegen enge Grenzen gesetzt. Er musste alle gesetzlichen Vorschriften beachten, etwa bei der Anordnung der Scheinwerfer. Er wollte aber auch die typischen Erkennungsmerkmale eines Peterbilt erhalten. Die Marke sollte immer sofort erkennbar sei. Beispiel Auspuffrohre. "Sie sind ungeheuer wichtig bei Peterbilt." Doch nach heutigen Maßstäben der Aerodynamik eigentlich nicht mehr zeitgemäß. Ianis fand mit der riesigen Chromspange zwischen Cockpit und Sleeper seine ganz eigene Interpretation. Auf den ersten Blick hat der Betrachter den Eindruck klassischer Highpipes an der typischen Stelle. Erst beim genaueren Hinsehen entpuppt sich das polierte Blech als aerodynamischer Kniff. Das Abgas könnte selbstverständlich auch verdeckt unter dem Boden entweichen.

Glatt und doch ein echter Peterbilt

"Die Lkw kommen an der Stromlinie nicht vorbei. Sie müssen sparsam sein, weil der Sprit immer teurer wird." Denn ein Peterbilt soll in Amerika große Distanzen zurücklegen. Deshalb ist dieser Entwurf vermutlich der glatteste je gezeichnete Lkw mit dem ovalen roten Firmenlogo.

Damit macht der Sentinel seinem Namen, zu Deutsch Wächter, alle Ehre. Bewahrt er doch die klassische Formensprache der Marke und führt sie trotzdem weiter in die Zukunft. Das zeigt sich auch an der Front mit dem riesigen chromglänzenden Grill und den wuchtigen Kotflügeln über den Vorderrädern.

Tolles Design als Heilmittel für den Fahrermangel

Ianis hat die Kabine wie einen dynamischen Keil nach hinten verbreitert. Das größere Maß kommt zusätzlichen unteren Staukästen zugute. Darüber freuen sich die Kollegen auf den langen Etappen. Ebenso wie über die großen Tanks, die eine hohe Reichweite versprechen. Markierungsleuchten und klassische Seitenfenster zitieren die Vergangenheit. Die Zukunft findet unter dem Dach statt. Hier hat Ianis den Zentralrechner des Lkw und die Navigation untergebracht. Wer würde nicht gerne einen Blick ins Innere werfen? Doch Fehlanzeige, denn Ianis hat noch keine Entwürfe angefertigt. Nur so viel ist sicher: Es muss sehr luxuriös zugehen. Selbstverständlich wird auch das Armaturenbrett vor chromblitzenden Schaltern nur so funkeln – die Amerikaner wollen das eben.

Ianis sieht in gutem Design eine Chance, dem Fahrermangel zu begegnen, der auch den Amerikanern auf den Nägeln brennt. "Ich suchte nach Möglichkeiten, dem Fahrer auf Tour das Leben angenehmer zu gestalten. Ein Beispiel ist die breite und große Kabine. Vielleicht bringt so ein Fahrzeug junge Menschen dazu, diesen Beruf zu ergreifen." Ianis liebt das Thema: "Ich wohne in Europa, und das wird auch so bleiben. Aber eines Tages möchte ich einen echten amerikanischen Truck entwerfen – das ist mein Traum."

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