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Von der Geschäftsleitung zum Praktikanten Neuer Blickwinkel

Thomas Hoyer Hoyer Gruppe Foto: Hoyer Unternehmensgruppe

Vom Azubi zum Chef, kein ungewöhnlicher Weg. Andersrum – vom Chef zum Praktikanten – schon. Thomas Hoyer hat den Weg als "Undercover Boss" beschritten.

"Undercover Boss" heißt ein Format des Senders RTL, bei dem Manager ihr Unternehmen aus der Perspektive der Mitarbeiter sehen sollen. Hoyer wurde direkt von der Produktionsfirma der Sendung angesprochen – die war wegen der breit aufgestellten Geschäftstätigkeit auf die Unternehmensgruppe aufmerksam geworden. Denn das Mineralöl-Produktions- und Handelsunternehmen aus Visselhövede betreibt eigene Tanklager sowie ein Tankstellennetz mit  170 Stationen und zehn Autohöfen und beliefert mit 750 eigenen Fahrzeugeinheiten Kunden mit Heizöl, Dieselkraftstoff, Flüssig- und Propangas, technischen Gasen, Adblue sowie Schmierstoffen. Strom und Erdgas runden das Portfolio ab.

Seit vier Jahren Mitglied der Geschäftsleitung


Thomas Hoyer ist geschäftsführender Gesellschafter in dem Familienunternehmen, das mehr als 1.500 Mitarbeiter an 105 Standorten und Betriebsstätten beschäftigt. Der 32-Jährige hat nach der Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann und dem Fachabitur mehrere Jahre bei anderen Firmen im Bereich Mineralöl- und Rohstoffhandel gearbeitet, unter anderem auch in den USA, bevor er in das Familienunternehmen eintrat und die Niederlassung Bremen aufbaute. Seit rund vier Jahren ist er Mitglied der Geschäftsleitung. "Wir haben uns daher im Vorgespräch mit der Produktionsfirma auf Standorte und Jobs geeinigt, wo ich generell nicht so präsent bin", sagt Hoyer im Gespräch mit trans aktuell. Keinesfalls sollte er etwa einem Außendienstmitarbeiter begegnen, der ihn als Teil der Geschäftsleitung enttarnen könnte.

Bevor sich Hoyer im Sommer 2016 auf geheime Mission begab, stand außerdem die Schaffung ­eines gestellten Lebenslaufs an. Er ließ sich ein Oberlippenbärtchen stehen und bekam eine Dauerwelle sowie eine Brille verpasst und sollte sich als gescheiterter Auswanderer namens Jens Olschewski vorstellen. "Natürlich mussten wir auch die Kameras argumentieren. Drei Personen – Kamera, Tontechniker und Moderator – haben mich ja auf Schritt und Tritt begleitet." Vorgetäuscht wurde also ein neues RTL-Showformat zur Integration von Arbeitslosen in die Berufswelt .

Fünf Tage, fünf Standorte


Hoyer panierte auf dem Autohof Cloppenburger Land in Emstek Schnitzel, schob auf dem Autohof Hamburg Süd in Rade Toiletten- und Putzdienst, wusch in der Lkw-Waschstraße des Autohofs Mecklenburg in Neustadt-Glewe Fahrzeuge per Hand. Er war in Itzehoe mit dem Tankwagen bei der Dieselbelieferung dabei und half im Großtanklager am Elbe-Seiten-Kanal in Wittingen beim Löschen der Schiffe, kommissionierte Waren und belud Lkw. Dabei musste er auch Kritik einstecken: In der Küche war er beim Kartoffelschälen zu langsam, beim Putzen der Duschkabinen übersah er ein Haar.

"Ich musste mich komplett in die Rolle einleben", sagt er. Rutschten die Gespräche ins Private ab, musste er besonders aufpassen, um seine falsche Vita nicht zu enttarnen. Doch gleich beim ersten Einsatz wurde es brisant. Am Morgen begrüßte ihn der Teamleiter der Lkw-Waschstraße noch mit: "Nimm mal die Hände aus der Hosentasche, das sieht scheiße aus!" Später sprach er ihn auf die Ähnlichkeit mit der Hoyer-Familie an – als ehemaliger Aufklärer bei der Armee sei ihm das aufgefallen. Thomas Hoyer nahm ihm das Versprechen ab, den Kollegen nichts zu verraten.
Der "Praktikant" übernachtete in kleinen Pensionen und versuchte abends, sich mental für den nächsten Tag vorzubereiten. "Man geht auf einmal viel nachdenklicher durch die Welt", sagt er. Jeder Tag ein neuer Job, neue Menschen, auf die man sich einlassen muss – "auf die ein oder andere Art war das ganz schön anstrengend."
Interessant waren alle Aufgaben, sagt er – und die Erfahrungen unbezahlbar. Und er zog auch Konsequenzen nach der Rückkehr in sein "altes" Leben, ließ etwa an einem Standort ein neues Regalsystem anbringen oder investierte in den Autohöfen in effizientere Industrie-Waschmaschinen.


Davor stand aber noch das "Aufdecken": Alle Hoyer-Mitarbeiter, die mit Jens Olschewski zusammengearbeitet hatten, wurden in die Zentrale berufen und standen erstmals Thomas Hoyer gegenüber. Für ihn war das  befreiend: "Ehrlichkeit ist mir sehr wichtig – es war gut, gegenüber den Mitarbeitern endlich die Katze aus dem Sack zu lassen." Sein Fazit: : "Wir haben tolle Menschen, die gemeinsam für unser Unternehmen einen tollen Job machen."

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