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Time Matters Services vollständig digitalisiert

Foto: Time Matters

Time Matters hat 2016 knapp 70 Mio. Euro umgesetzt. Das ist gegenüber 2015 ein Plus von neun Prozent. Im Gespräch mit KEP aktuell erläutert Time Matters-Chef Franz-Joseph Miller, warum die Plattform seit Jahren auf Wachstumskurs ist.

KEP aktuell: Herr Miller, wie lautet Ihr Erfolgsgeheimnis?


Franz-Joseph Miller: Wir sind davon überzeugt, dass das an unserem Geschäftsmodell liegt. Damit meine ich den Mix aus Technologieplattform und unserem Fokus auf Service-Excellence. Wir sind mit dem Net Promoter Score von über 70 einzigartig in der Logistik unterwegs. Wir wachsen, weil unsere Kunden extrem zufrieden sind. In 2017 wachsen wir auch schon wieder deutlich zweistellig.


Was hat es mit dem Net Promoter Score auf sich?


Diese Bewertung stammt aus Amerika und kommt auch in Europa immer mehr zum Tragen. Man stellt dabei dem Kunden nur eine einfache Frage, nämlich, ob er Time Matters einem Freund oder Bekannten empfehlen würde. Dieser bewertet auf einer Skala von 0 bis 10. Werte von 0 bis 6 sind die sogenannten Detraktoren. Als Promotoren werden nur Kunden gewertet, die eine 9 oder 10 vergeben. Die mit 7 oder 8 antworten gelten als unschlüssig oder neutral. Am Ende werden die Detraktoren von den Promotoren abgezogen und so ein Wertebereich zwischen plus und minus 100 erzielt. Wir liegen bei 70 und damit gleichauf mit Ritz Carlton Hotels, Apple oder Google.


Welches sind die strategischen Schwerpunkte von Time Matters?


Wir haben in den vergangenen zwei Jahren unser Netzwerk sehr stark ausgebaut, indem wir weitere Airlines an die Plattform angebunden haben. Damit ist es für Kunden in den verschiedenen Ländern deutlich einfacher Time-Matters-Services zu nutzen, die wir vielleicht früher eher über Deutschland geroutet haben. Jetzt gibt es viel mehr Direktverbindungen. Wir haben außerdem für bestimmte Industrien in einem Baukastensystem Sonderlösungen entwickelt, immer mit dem Fokus auf taggleiche Zustellung, hohe Qualität und extrem schnell zu sein. Aus dieser Entwicklung heraus haben wir zudem ein paar große Kunden dazu gewonnen. Nicht zu vergessen, dass wir von bedeutenden großen Kunden mit Awards ausgezeichnet wurden.


2017 setzen Sie den Fokus auf die weitere Digitalisierung. Was genau haben Sie vor?


Time Matters ist im Wesentlichen eine Technologieplattform, die weltweit Transportpartner angebunden hat. Wir greifen demnach auf im Markt verfügbare Kapazitäten zu. Daraus entwickeln wir ein hoch performantes Produkt für unsere Kunden mit Prozessen, die unsere Transportpartner auch nur für uns bereitstellen. Wir stellen durch unser Netzwerkmanagement die Qualität sicher. Diese Plattform wollen wir weiter ausbauen und es gleichzeitig unseren Kunden immer einfacher machen. Wir wollen die Systeme unserer Kunden direkt an unser Order-Management-System anbinden, sodass es selbst bei Notfallaufträgen möglich ist, kontaktlos mit uns zu arbeiten. Je mehr wir unsere Leistungen digitalisieren, umso besser und zuverlässiger werden unsere Services.


Wie sehen denn Sonderlösungen konkret aus?


Wir sind auf Industrien wie Automotive, Hightech und Halbleitertechnik, Life and Health sowie Luft- und Raumfahrt fokussiert. Gerade die Halbleiterindustrie will in Echtzeit wissen, wo sich ihre Komponenten befinden. Wir liefern die Transparenz über den Sendungsverlauf. Die Luft- und Raumfahrtindustrie benötigt beispielsweise häufiger Lieferungen an den Flughafen, wir erledigen die aufwendigen Zollanforderungen für sie. Im Baukastensystem schauen wir dann, ob wir bereits für einen Kunden entwickelte Lösungen für andere Kunden zur Verfügung stellen können. Damit machen wir sie skalierbar und effizienter. Wir sind damit in der Lage, uns preislich von Mitbewerbern abzuheben, die manuelle Notfalllösungen im Portfolio haben.


Sie haben eine neue Plattform "airmates" entwickelt. Wie funktioniert sie?


Der On-Board-Kurier-Service für besonders sensible oder dringende Sendungen gehört schon lange zum Angebot von Time Matters. Neu ist die vollständige Digitalisierung des Services, sowohl für Kunden als auch für Kuriere. Auf der Plattform können Kunden ihre Sendungsdaten eingeben und erhalten in weniger als einer Minute ein vollständiges und sofort online buchbares Angebot, inklusive Fahrtkosten für die Strecke zum Flughafen über Ticket- und Kurier- bis hin zu Hotelkosten.


Wie entwickelt sich das erst vor ein paar Wochen live gegangene Angebot?


Der On-Board-Kurier-Markt ist extrem fragmentiert, es gibt viele kleine Player. Dadurch waren die Prozesse sehr manuell. Bislang haben Kunden bei verschiedenen Anbietern angerufen und man musste nach dem entsprechenden Kurier suchen und ein Angebot machen. Das war aufwendig und kostete 30 bis 90 Minuten Zeit. Jetzt haben wir eine komplett automatisierte, vernetzte Kurierdatenbank mit vollautomatischer Flugsuche. Noch vor zwei Jahren hatten wir 150 Kuriere in unserer Datenbank, davon die meisten in Deutschland. Jetzt haben wir 5.400 registriert, davon sind bereits 1.300 komplett verifiziert, sodass wir die Qualität garantieren können. Wir können über die Datenbank einen Faktor x an Wachstum realisieren. Es ist einfacher, schneller und günstiger.


Seit August 2016 gehört Time Matters komplett zu Lufthansa Cargo. Inwiefern profitieren Sie davon?


Lufthansa Cargo hat Time Matters übernommen, wir agieren jedoch weiterhin komplett eigenständig. Und wir profitieren beide davon. Wir sind zum einen deshalb für LH Cargo extrem attraktiv, weil wir seit 2006 pro Jahr durchschnittlich mit 14 Prozent gewachsen sind. Für Time Matters ist es sehr interessant, da wir das globale Lufthansa-Netz nutzen können. Damit ist es leichter, in interkontinentalen Märkten wie USA, Mexiko und Asien/Pazifik aktiv zu werden und dort Niederlassungen aufzubauen. Zudem verfügt die Lufthansa über Kundenbeziehungen, die wir gegebenenfalls nicht hätten. Lufthansa Cargo war auch früher schon an uns beteiligt, die Zusammenarbeit ist dadurch sehr leicht und wir kennen uns gut.


Sie selbst sind Mitbegründer und Beiratsvorsitzender des Same-Day-Spezialisten Liefery, der jetzt komplett zu Hermes gehört. Wie bewerten Sie dessen Entwicklung?


Hermes hat bei Liefery im Rahmen einer signifikanten Kapitalerhöhung die Mehrheit der Anteile übernommen. Wir sind als Gründer weiter maßgeblich an Liefery beteiligt und für die Geschäftsentwicklung voll verantwortlich. Wir sind in Deutschland derzeit der führende Player für taggleiche Lieferungen und haben eine einzigartige Technologieplattform entwickelt. Ich bin überzeugt, dass wir in zwei bis drei Jahren in Zehn-Minuten-Zeitfenstern, vor allem abends, zustellen werden. Liefery kann das heute schon anbieten. Mit Hermes als Partner und der Otto-Gruppe dahinter können wir deutlich mehr Wachstumspotenzial realisieren. Hermes bringt extrem wertvolle Erfahrung aus der Logistik und eine super attraktive Infrastruktur und wir als Startup Innovationskraft, Technologie und Dynamik mit. Das ist für Kunden und Händler extrem attraktiv.

ZUR PERSON

Franz-Joseph Miller ist Geschäftsführer und Gründer von Time Matters mit Sitz in Neu-Isenburg sowie Gründer und Beiratsvorsitzender von Liefery. Miller übernahm 2001 bei der Lufthansa Cargo die Leitung der taggleichen "Top-Speed"-Kurierservices. 2002 führte er sie in das unabhängige Tochterunternehmen Time Matters, das er 2007 zusammen mit Investoren übernahm und deutlich ausbaute. 2016 verkaufte er Time Matters an Lufthansa Cargo. Miller war zudem früher einige Zeit im Management verschiedener internationaler Unternehmen tätig. Der studierte Jurist ist verheiratet und hat vier Kinder.

UNTERNEHMEN

  • Time Matters ist Spezialist für zeitkritische
  • Logistik weltweit
  • Gegründet 2002 aus der Lufthansa Cargo
  • Gesellschafter ist Lufthansa Cargo
  • Das Unternehmen beschäftigt
  • 160 Mitarbeiter
  • Es versendet rund 500.000 Sendungen pro Jahr
  • Und bietet seine Services rund um die Uhr
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