Die Kooperationen in Deutschland erwarten nur ein leichtes Wachstum. Als Herausforderung sehen sie die häufigen Marktschwankungen, aber auch die als unzureichend empfundene Preissituation an.
Die Bäume werden in diesem Jahr nicht in den Himmel wachsen. Das trifft auf die Gesamtwirtschaft, aber auch auf die Logistik im Allgemeinen und das Segment Stückgut im Besonderen zu. Die führenden Wirtschaftsweisen haben die Erwartungen für 2013 bereits im Herbst gedämpft. Sie sagen, wie im Übrigen auch die Bundesregierung, nur ein Plus von 0,8 Prozent aus. Immerhin geht es aber wieder aufwärts, wenn auch nur moderat. Denn der Tiefpunkt der wirtschaftlichen Dynamik war nach Auffassung der Ökonomen bereits im vierten Quartal 2012 erreicht.
Zwei der großen Kooperationen in Deutschland erwarten Sendungszahlen auf Vorjahresniveau
Lässt sich die Prognose von 0,8 Prozent Wachstum auch auf die Stückgutaktivitäten übertragen? Eine Umfrage von trans aktuell zeigt, dass dieser Wert durchaus im Rahmen der Erwartungen liegt. Zwei der ganz großen Kooperationen in Deutschland, 24plus und Cargoline, sind noch etwas vorsichtiger. Sie gehen davon aus, dass sich die Sendungszahlen nur auf Vorjahresniveau bewegen werden. Die anderen erwarten maximal zwei oder drei Prozent Wachstum. Den größten Optimismus verbreiten die Verantwortlichen von ILN aus Sinzig, die mit einem Zuwachs von fünf Prozent rechnen.
Mit einer Prognose dürften sich die Kooperationen aber ähnlich schwertun wie die Wirtschaftsweisen. "Aufgrund der finanz- und währungspolitischen Unsicherheiten sowie der aktuellen Entwicklungen der Weltwirtschaft ist die Tendenz im Stückgutmarkt nur schwer einzuschätzen", heißt es zum Beispiel von dem Bündnis Online aus Paderborn. "Momentan gehen wir für 2013 von einer konstanten Entwicklung und somit von den Sendungs- und Tonnagezahlen von 2012 aus." Doch auch bei ILN wird die Zuversicht durch einen Faktor getrübt: die Erlössituation. "Als Hauptproblem ist ein wieder einsetzender Preisverfall erkennbar", erklärt die Kooperation.
Unkalkulierbare Schwankungen am Markt
24plus-Geschäftsführer Peter Baumann sieht dagegen eher die häufigeren und unkalkulierbaren Schwankungen am Markt als Herausforderung an. Ein sinnvolles Instrument, um diese abzufedern, sei ein breit gefächerter Mix in der Kundenstruktur. Daneben gelte es auch weiter, an der Effizienz zu arbeiten – sowohl nach innen als auch nach außen. "Der konsequente Ausbau der IT- und Kommunikationsinfrastruktur sorgt intern für Kosteneffizienz und kundenseitig für ein hohes Niveau der Leistungsqualität", sagt er. Auch die Mitarbeiter müssten auf der Höhe der Zeit sein, weshalb die Kooperation auf ihre neue 24plus-Academy und in dem Zusammenhang auch auf ihre IT-gestützten Schulungen setzt.
Innerhalb des Branchenmixes gibt es wiederum besondere Hoffnungs- oder Wachstumsträger. Drei der befragten neun Stückgut-Allianzen nennen explizit die Konsumbranche als diejenige mit dem höchsten Potenzial. Das sind die großen Akteure Cargoline und IDS, die 2012 je mehr als elf Millionen Sendungen beförderten, aber auch System Alliance als Nummer drei mit rund 9,5 Millionen abgewickelten Sendungen. IDS baut daneben zudem auf eine wieder anziehende Baubranche. Unabhängig von irgendwelchen Segmenten gehen nach Einschätzung der Stückgutexperten auch von Osteuropa oder Asien wichtige Impulse aus. "Das mittlerweile gemäßigte, aber stabile Wachstum in China stimmt optimistisch", sagt Cargoline-Geschäftsführer Jörn Peter Struck.
Die Kooperation CTL aus Homberg
Sein Unternehmen setzt wie auch die anderen großen Kooperationen stark auf Direktverkehre. Bei Cargoline, IDS oder System Alliance wird nur ein einstelliger Prozentsatz der Sendungen im Hub umgeschlagen, bei 24plus ist es immerhin schon ein Fünftel. Die kleineren Bündnisse benötigen diese Umschlaglager in stärkerem Maße, um ihre Fahrzeuge besser auszulasten. Die Kooperation CTL aus Homberg (Efze) tanzt hier etwas aus der Reihe: Sie betreibt als Einzige keinerlei Direktverkehre – auch aus Überzeugung.
CTL zweifelt an der Wirtschaftlichkeit dieser Transporte. "Das Problem an Direktverkehren: Unterschiedlich versandstarke Gebiete führen zu Unpaarigkeit und Auslastungsschwankungen", erklären die CTL-Verantwortlichen. Die Folge seien unwirtschaftliche Linien. Das Bündnis fragt daher provokativ: "Ist der Direktverkehr noch der Königsweg im Stückgut?" CTL unterhält neben dem Zentralhub in Homberg noch vier regionale Umschlagpunkte. "Durch das Mehr-Hub-System können wir Güterströme ohne Auslastungsrisiko wirtschaftlich bündeln."
Die großen Akteure dürften diese Einschätzung wahrscheinlich nicht teilen. Ganz von der Hand zu weisen ist der Hinweis auf die Vorteile der Hubs aber nicht. Denn planbar sind die Mengen bei den Direktverkehren nicht immer, Überhangfahrten kennt praktisch jede Kooperation. Und für die Big Player stehen die Hubs aus guten Grund auch nicht zur Diskussion. Sie bieten immer auch eine Rückfalloption, sollten Direktfahrten unwirtschaftlich werden – zum Beispiel, weil die Konjunktur doch stärker einbricht als befürchtet. Dafür aber gibt es derzeit glücklicherweise keine Anzeichen.