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Streetscooter Tüftler für eine saubere Zustellung

Streetscouter Foto: Grube 6 Bilder

Die Zukunft visionär gestalten, statt nur darauf zu reagieren. Dieses Ziel verfolgt die Deutsche Post-Tochter DHL. Der beim Start-up-Unternehmen Streetscooter in
Auftrag gegebene Elektro-Lieferwagen ist fast schon Realität.

Am Innovation Day gehört den Tüftlern und Denkern alle Aufmerksamkeit. Ein solcher ist StreetScooter-Geschäftsführer Dr. Achim Kampker. Der 37-jährige Professor für Produktionsmanagement am Werkzeugmaschinenlabor der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen will bezahlbare und effiziente Elektroautos herstellen und bereits diesen Sommer mit der Produktion starten. Er setzt dabei auf ein Netzwerk mittelständischer Zulieferer und Produktionsexperten. Gemeinsam bilden sie eine Technologie- und Kommunikationsplattform. Warum sie mitmachen? "Alle wollen selbst mehr über Fahrzeugentwicklung erfahren", erklärt der Unternehmer. 20 Ingenieure waren an der Entwicklung beteiligt. Den  Prototyp seines Elektro­autos "3+1" hat Kampker 2011 auf der IAA vorgestellt und sogar die Kanzlerin zum Testsitzen überredet.

Ziel ist ein auf die eigene Brief- und Paketzusteller zugeschnittenes Flottenfahrzeug

Im Jahr 2012 präsentierte Streetscooter, nur zwei Jahre nach der Firmengründung, auf der IAA Nutzfahrzeuge einen Lieferwagen auf Basis des Kleinen – und fand mit DHL bereits einen zahlungskräftigen Kunden. Gemeinsam entwickelten beide in einem Jahr die Grundversion weiter. Das Ziel: ein bezahlbares, wirtschaftliches und speziell auf die Bedürfnisse der 20.000 eigenen Brief- und Paketzusteller zugeschnittenes Flottenfahrzeug. Beim DHL Innovation Day hat Kampker jetzt den Prototyp des postgelben Elektro-Lieferwagens vorgestellt. Für dessen Entwicklung ist Streetscooter mit dem Betriebsrat und 150 Zustellern eine 100-Punkte-Liste durchgegangen. Wichtig waren ein leichter Einstieg, ein gutes Blickfeld, ein günstiger, aber effizienter Motor und mehr.  Sitzhöhe, Türgriffe, Innenraum, Kupplung – alles ist auf die Zusteller abgestimmt, die bis zu 200 Mal pro Tour (im Durchschnitt 80 Kilometer) aus- und einsteigen müssen, die Ladeklappe öffnen und schließen. Dass der robuste und wendige DHL-Streetscooter von einem Elektromotor angetrieben wird, hat laut Streetscooter-Technikvorstand Dirk Morche mehrere Vorteile: wartungsfreier Antrieb, keine Kupplung, keine Flüssigkeiten, keine Abgasanlage, kein Partikelfilter, der sich im Stop-and-go-Verkehr setzt. Auch DHL ist von der Fahrzeugschmiede aus Aachen überzeugt: "Das Fahrzeug passt exakt zu unseren Bedürfnissen", sagt DHL-Sprecherin Christina Müschen.

Dekra hat den Homologationsprozess begleitet

Dekra hat als Sicherheitspartner den Homologationsprozess vom Anfang bis zur Testproduktion der ersten 50 Fahrzeuge diesen Sommer begleitet. "Dekra war mein persönlicher Wunschpartner", erklärt Morche. Denn die Sicherheitsexperten aus Stuttgart sind laut Morche sehr flexibel und bieten in Klettwitz die geforderte Kompetenz an einem Ort – von der Gurt- und Sitzprüfung bis zum Crashverhalten.
Was ist denn nun so anders am Streetscooter? Schließlich fahren bereits 4.000 E-Autos auf deutschen Straßen. "Wir haben den Streetscooter von Grund auf als Elektrofahrzeug konzipiert", betont Morche. Alle anderen Elektroautos seien Umbauten.
Für die Kleinserie hat Streetscooter am Firmensitz in Aachen eine kleine Werkstatt eingerichtet, in der ab Mai bis zu 15 Mitarbeiter diese in der Endmontage in rund zehn Stunden aus je 230 Bauteilen zusammensetzen. Für die ersten Fahrzeuge plant Produktionsleiter Oliver Bachem dagegen 70 bis 80 Arbeitsstunden ein, bis die Handgriffe sitzen.

3.000 Fahrzeuge sollen bis 2016 gebaut werden

Bis 2016 sollen laut Kampker 3.000 Fahrzeuge pro Jahr gebaut werden. "Ab 1.000 Stück wird es profitabel." Danach sollen es doppelt so viele sein. Die Prozesse sind durchkalkuliert. Die Entscheidung für den Produktionsstandort trifft die Geschäftsleitung in den nächsten Wochen – was angesichts eines Investments von rund 20 Millionen Euro nicht leichtfällt. Für ein Fahrzeug muss der Kunde dann rund 30.000 Euro investieren. Die laufenden Kosten für sechs Jahre bei einer Leistung von 15.000 Kilometern pro Jahr sind hier eingerechnet. In Schweden hat der Lieferwagen den Kältetest bei minus 20 Grad bestanden und im Dekra Crash Test Center Klettwitz seine drei Sicherheitssterne kassiert. "Wir erwarten in der Praxis keine größeren Probleme", sagt Technikchef Morche.
Ab Sommer setzt DHL die 50 Fahrzeuge deutschlandweit im Praxistest ein. "Wenn der Versuch gut läuft, ist die Post fest entschlossen, mehr Fahrzeuge einzusetzen", ist Morche überzeugt.

Ende 2014 soll der Streetscooter in Serie gehen. Kampker zeigte sich zuversichtlich, dass es klappt: "Wir sind im Zeitplan", sagt er nicht ohne Stolz. Für sein E-Fahrzeug sieht er eine große Zukunft voraus: "Das Potenzial ist riesig." Allein die deutschen Kirchen verfügen über einen Fuhrpark mit einer Million Fahrzeuge, die, wie bei DHL, fast gänzlich für Kurzstrecken eingesetzt werden. Auch die Stadtwerke seien als Kunde denkbar. Dabei hat Kampker auch den nordeuropäischen Markt im Visier. Jeder Tüftler braucht eben Visionen, um zum Ziel zu kommen.


 

Das Unternehmen

und eines Konsortiums aus rund 80 Gesellschaftern, strategischen und assoziierten Partnern aus der Automobilindustrie und verwandten Branchen von Geschäftsführer Prof. Dr. Achim Kampker gegründet worden.
Der DHL-Prototyp Streetscooter B14 in Zahlen
Maximale Zuladung: 650 Kilo oder vier Kubikmeter
Reichweite: 120 Kilometer
Länge: 4,60 Meter
Motor: ABM-Asynchronmotor (30/45 kW)
Batterie: Lithium-Ionen von Omt,
Lebensdauer: 6.000 Ladezyklen oder zehn Jahre
Preis: rund 30.000 Euro pro Fahrzeug für sechs Jahre bei
15.000 Kilometer Laufleistung/Jahr inklusive Batteriekosten

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