Scania R500 Ecolution Grüne Welle

Scania R500 Ecolution Foto: Karl-Heinz Augustin 14 Bilder

Die Scania-Formel für wenig Verbrauch heißt Ecolution. Ein R500 mit Highline-Kabine sollte im Test zeigen, dass Ecolution-Konzept und großer V8-Zylinder durchaus zusammenpassen.

Not macht erfinderisch. Und gebiert in teuren Diesel-Zeiten sogenannte Eco-Lkw, die mit Hilfe verschiedener Zutaten eines besonders gut können sollen: nämlich Kraftstoff sparen. Heraus kommen dabei in aller Regel Sattelzugmaschinen mit allerlei Spoilern sowie langen Achsen, eingeschränkter Motorleistung und Automatikgetrieben mit eingeschränkten Funktionen.

Ecolution ist vielseitig einsetzbar

Mit Ecolution geht Scania einen etwas anderen Weg und offeriert dieses Sparpaket gleichermaßen für Straßen-, Baustellen- und Kommunalfahrzeuge sowie Stadtbusse. Im Vordergrund steht dabei das Konzept, für jede Transportaufgabe die richtige Spezifikation zum Sparen zu finden. Und diese Aufgabe kann durchaus so beschaffen sein, dass zum Ecolution-Paket eben auch ein V8 gehört. Wer ausschließlich Kraftstoff und Kosten sparen will, käme nie auf die Idee, einen Achtzylinder auf die Reise zu schicken.

R500LA4x2MNA Highline heißt die Sattelzugmaschine mit vollem Namen, die Scania zum Test nach Deutschland schickte. Um zu beweisen, dass V8 und Ecolution doch besser zusammenpassen, als es der erste Eindruck vermittelt. Von den bei Scania verfügbaren V8-Motoren ist der 500er der „schwächste“ und der meistverkaufte zugleich. Rund 1.000 V8 verkauft Scania pro Jahr in Deutschland, 75 Prozent davon tragen ein R500 auf dem Kühlgrill. Gegenüber einem R480 gibt es bei gleichem maximalen Drehmoment 20 zusätzliche PS und eine etwas fülligere Leistungskurve zum kleinen Aufpreis. V8-Feeling inklusive.

Ecolution-Paket kostet 8.500 Euro

Bei identischer Ausstattung beträgt die Preisdifferenz weniger als einen Tausender, das Ecolution-Paket steht in beiden Fällen mit rund 8.500  Euro in der Preisliste. Der V8 kostet allerdings 350 Kilogramm Nutzlast und – Ecolution hin oder her – auch den einen oder anderen Liter Diesel zusätzlich, wie der Test zeigt. Grundsätzlich besteht das Ecolution-Paket aus folgenden Bausteinen: verbrauchsoptimierte Spezifikation, Fahrertraining sowie Eco-Wartung. Es umfasst zudem verschiedene Dienstleistungen des Scania Fleet Managements einschließlich des Telematiksystems Communicator C200.

Beim Test von Eco-Lkw hat sich immer wieder gezeigt, dass die Verbrauchseinsparungen fast nicht zu finden sind, weil auch herkömmliche Test-Lkw generell umfangreich ausgestattet sind und mit allen Zutaten antreten, die einen niedrigen Verbrauch versprechen. Im Wesentlichen zählen dazu Spoiler und Seitenverkleidungen und auch Reifen mit geringem Rollwiderstand, Automatikgetriebe sowie die Beschränkung auf 85 km/h. Hinzu kommt im Fall des Scania R500 eine extrem lange Achsübersetzung (2,59 zu 1), die sich mit den Kräften des V8 bestens, mit kleineren und vor allen Dingen schwächeren Motoren aber nur selten verträgt. Auch das montierte Highline-Fahrerhaus (Innenhöhe 1.910 Millimeter) dürfte aerodynamisch etwas besser abschneiden als das noch höhere Topline-Fahrerhaus (2.230 Millimeter).

Fahrerschulung wichtiger Bestandteil des Sparpakets

Oder anders: Jeder Käufer konnte sich sein persönliches Sparpaket schon immer zusammenstellen, bekommt es aber jetzt zum reduzierten Paketpreis und kombiniert mit Fahrertraining, spezieller Wartung (etwa Kontrolle der Spureinstellung) und anderen Zutaten. Denn unabhängig von der Spezifikation des Lkw hat sich längst gezeigt, dass die Höhe des Verbrauchs in aller Regel vom Geschick des Fahrers abhängt. Fahrerschulung und Verbrauchskontrolle via Monitoring bringen also oft mehr als die optimierte Fahrzeugtechnik. Die Addition all dieser Bausteine und ein auf 85 km/h reduziertes Tempo führen zielstrebig zum gewünschten  Ergebnis: weniger Verbrauch.

Zurück zum R500, der die bergige Messrunde mit vertretbaren 36,7 Litern auf 100 Kilometer abspulte. Das entspricht einem Zuschlag von zwei bis drei Prozent gegenüber einem R480 mit dem 12,7 Liter großen Sechszylinder, aber ansonsten gleichem Triebstrang. Diese Differenz resultiert aus dem höheren Teillastverbrauch – eine Konzession an den deutlich größeren Motor, der vor allen Dingen dann, wenn er nur leicht arbeiten muss, mit schlechterem Wirkungsgrad als ein kleinerer Motor läuft. Bergauf finden sich bei zumeist identischem Tempo dagegen fast keine Verbrauchsunterschiede.

Ecocruise: Algorithmen erkennen Streckenverlauf

Das ist teilweise dem Tempomaten namens Ecocruise zu verdanken. Der ist Teil des Ecolution-Pakets, verfügt zwar längst nicht über das Know-how des unlängst vorgestellten CCAP-Systems, das die Topografie der folgenden drei Kilometer kennt, versucht aber anhand von Algorithmen den Streckenverlauf zu erkennen. Was letztlich dazu führt, dass der R500 beim Herausbeschleunigen aus Steigungen eher verhalten zur Sache geht. Er nimmt das Gas etwas zurück und beschleunigt nur zaghaft auf Reisegeschwindigkeit. Und zwar in der Hoffnung, dass ein anschließendes Gefälle für kostenlose Beschleunigung sorgt. Das klappt allerdings nicht immer, weil nicht jeder Berg so verläuft, wie es im Rechner hinterlegt ist. Wenn es aber klappt, dann spart Ecocruise pro Steigung den einen oder anderen Zehntel Liter, verspielt aber auch ein wenig Zeit. Was letztlich erklärt, dass der 500er auf der Teststrecke nicht ganz das Durchschnittstempo des 480ers erreicht.

Mit Blick auf die Eckwerte müsste der V8 etwas besser gehen als ein 480er – nicht nur wegen der zusätzlichen 20 PS Nennleistung. Er erreicht die Nenndrehzahl 100/min früher, der konstante Bereich des Drehmoments ragt 50/min weiter nach rechts, die Leistung im mittleren Drehzahlbereich fällt folglich etwas höher aus.

Höchstgeschwindigkeit bei 85 Stundenkilometern

Ein fester Bestandteil fast aller Sparpakete ist die Limitierung auf 85 km/h. Allein das, also 85 statt 89 km/h, bringt eine Menge und senkt den Verbrauch um drei bis fünf Prozent. So hält es auch Ecocruise – auf mehr als Tempo 85 lässt sich der Tempomat nicht einstellen. Nur per Gaspedal ist mehr möglich. Mittlerweile hat Scania den Ecocruise-Tempomaten durch CCAP ersetzt, was den Preis des Ecolution-Pakets um 150 Euro erhöht. Mit Blick auf den Verbrauch macht das durchaus Sinn, kann CCAP auf hügeliger oder leicht bergiger Topografie doch immerhin drei oder auch vier Prozent Diesel sparen. Das schafft Ecocruise nicht mal ansatzweise. Wohl aber die Kombination aus dem Standard-Tempomaten und einem guten Fahrer.

Genau an dieser Stelle schließt sich der Kreis wieder – ein guter Fahrer ist der Schlüssel zum Erfolg, sprich: zu möglichst geringem Verbrauch. Ohne den ist alles nichts. Wie man aus schlechten gute Fahrer macht, dabei helfen solche Dienstleistungen wie Ecolution, indem sie stark auf Fahrerschulung und Monitoring setzen.

Von Ecolution abgesehen ist dieser R500 ein ganz typischer Scania. Mit vielen Stärken und recht wenigen Schwächen. Zu den Stärken zählen das tadellose Fahrverhalten, die narrensichere Bedienung, die guten Fahrleistungen, der hohe Fahrkomfort, der für einen so großen Motor doch recht gute Verbrauch und die ordentliche Nutzlast. Die Schwächen sind schnell aufgezählt und betreffen die Liegen, die Wartungsintervalle, die geringe Motorbremsleistung und auch den Kaufpreis, der immer etwas höher als beim Wettbewerb ist.

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