Scania R 620 von Jani Kivi Pkw-Transporter als Supertruck

Scania R 620 von Jani Kivi, Pkw-Transporter Foto: Otto Miedl 17 Bilder

Dass auch ein schnöder Pkw-Transporter durchaus das Zeug zu einem Supertruck haben kann, zeigt das Arbeitsgerät von Jani Kivi.

Für Jani Kivi ist die Welt schon halbwegs in Ordnung, wenn er das Blubbern seines V8-Motors unter sich spürt. Der alleinfahrende Unternehmer aus Rajamäki, einer finnischen Kleinstadt 40 Kilometer nördlich von Helsinki, ist stolz auf seinen zweiten eigenen Lastzug, den er im Sommer 2012 fertigstellte. Der 620 PS starke Scania ist die Haupteinnahmequelle und wichtigste Stütze der Familie, bestehend aus Jani selbst, seiner Frau Mia und den beiden Töchtern Janina und Jinna.

Auftraggeber SE Makinen

Versehen mit einem Transportaufbau des französischen Fahrzeugbau-Spezialisten Lohr und einem dreiachsigen Anhänger, ebenfalls von Lohr, transportiert Jani Kivi hauptsächlich Personenkraftwagen sowie kleinere Transporter und Nutzfahrzeuge für das fin­nische Logistikunternehmen "SE Makinen". Jani Kivi hat gut zu tun. Von Montag bis Freitag ist er unterwegs und residiert getrennt von Frau und Kindern ausschließlich in der kleinen Scania-Hütte. 600 bis 800 Kilo­meter Fahrtstrecke gilt es jeden Tag zu absolvieren. Sein Einsatzgebiet erstreckt sich auf ganz Finnland.

Seit 13 Jahren ist der 33-jährige Finne schon als Lkw-Fahrer tätig, über zehn davon ausschließlich in der Autotransportbranche. Normalerweise transportiert Jani Kivi pro Tour zehn Fahrzeuge. Es passen aber auch mal elf Modelle auf den Zug, wobei das Transportgut dank der erlaubten Gesamtlänge von üppigen 25,25 Metern so gut wie nicht ineinander gestapelt werden muss.

"In den letzten zehn Jahren dürfte ich so gut und gerne 25.000 Autos durch die Gegend gefahren haben", rechnet Jani Kivi sein bisheriges Transportvolumen zusammen. Das bedeutet aber, dass er nicht nur 25.000 Autos durch die Gegend kutschiert, sondern sie auch aufgesperrt, gestartet, auf den Transporter gezirkelt und anschließend ordnungsgemäß verstaut und verzurrt hat. Diese Tätigkeiten müssen sogar noch mit dem Faktor zwei multipliziert werden, da die Fahrzeuge ja auch irgendwie wieder vom Transporter runterkommen müssen.

Winter in Finnland: Beladen ist kein Zuckerschlecken

In Jani Kivis Rechnung wird außerdem unterschlagen, dass er einen großen Teil dieser Fahrzeuge auch vom Schnee befreien muss, denn die Winter in Finnland sind hart und lang. Viele seiner zu transportierenden Fahrzeuge rollen überdies auf Sommerreifen und dank Temperaturen jenseits von minus 30 Grad Celsius gehört auch die eine oder andere Fremdstartprozedur zu seinen Lade­tätigkeiten im weitesten Sinne. Rechnet man ­schließlich alles zusammen, so ist das Be- und Entladen unter den winterlichen Bedingungen kein ­Zuckerschlecken und Janis Transport­volumen bekommt gleich eine ganz andere Bedeutung.

"Du musst in diesem Job wirklich sehr akkurat, manchmal sogar etwas pedantisch deine Arbeit verrichten! Fehler werden hier selten verziehen", bringt Jani Kivi die ­Arbeitsqualität auf den Punkt, die die wertvolle und sperrige Fracht regelmäßig von ihm fordert. "Dadurch erübrigt sich meistens auch die Suche nach kurzfristigen Aushilfskräften oder einer Urlaubsvertretung", fügt Jani Kivi noch hinzu. Wenn er mit seiner ­Familie in Urlaub geht, dann bleibt der ­Scania eben stehen.

Jani ist in der Scania-Hütte zuhause

Obwohl die Scania-Hütte nicht gerade ein Raumwunder ist – zumal ihr ein ordentliches Stück vom Dach fehlt –, bezeichnet Jani Kivi den Truck dennoch als sein zweites kleines Heim. Im Inneren ist alles untergebracht, was er unter der Woche zum Leben benötigt. Mikrowelle, Kühlschrank, Gefrierschrank, Computer, Radio, Fernseher, DVD-Player und eine anständige Musikanlage von Infinity sind vorhanden. Noch dazu ist die gute Stube schön eingerichtet. Zusammen mit seinen Kumpels stattete er das Fahrerhaus mit zahlreichen belederten Elementen in den Farben Beige, Dunkelbraun und Weiß aus. Zudem schaffen viele in Weiß, Dunkelbraun und Beige lackierte Originalteile noch mehr Gemütlichkeit im Eigenheim Nummer zwei.

Der weiß-gelbe Scania aus Südfinnland ist sein zweites eigenes Fahrzeug, seit Jani Kivi im Mai 2007 den Schritt in die Selbstständigkeit wagte. Das Vorgängermodell, ein Scania 124 L 420 aus dem Jahr 2004, befindet sich in lackierter Weise noch auf der Beifahrerseite des jetzigen Trucks.

Mehr als 200 Arbeitsstunden werkelte der Airbrushkünstler Perttu Papunen aus ­Parkano im Juni 2012 an dem schönen Gefährt. Wie bei Papunen üblich kamen nicht nur die Sprühpistole, sondern auch andere Lackiertechniken wie beispielsweise das ­Verwischen der noch nicht getrockneten ­Farbe mit einer Plastiktüte zum Einsatz. ­Feine Linierungen untermalen an der Front die hervorstechenden Elemente des Kühlergrills und an den Seiten markiert ein aufwendiges Tribal-Muster den Übergang vom weißen Fahrerhaus zum komplett gelben Transportaufbau. Die dunklen Partien des Tribal-Musters erinnern überdies gewollt in ihrer Beschaffenheit an schwarzen Marmor, da in der finnischen Sprache Janis Fami­lienname "Kivi" nichts anderes als "Stein" bedeutet.

Truck gleicht innen einem Familienalbum

Ansonsten ist der Truck wie ein Familienalbum mit den wichtigsten Menschen in ­Janis Leben. Die Fahrerseite zeigt seinen ­Vater Rauno Kivi in jungen Jahren. Er war ebenfalls Fernfahrer. Einen schönen Scania-Hauber, ein ehemaliges Fahrzeug seines
Vaters, ließ Jani von Perttu Papunen gleich mit auf das Fahrerhaus lackieren. Auf der Beifahrerseite tummeln sich Janis Töchter Janina und Jinna sowie besagtes Vorgängermodell zu diesem Scania.

Mit einer üppigen Außenbeleuchtung, ein paar schönen und filigran gearbeiteten Zubehörelementen aus Edelstahl sowie der "SE Makinen-Folierung" am Trailer und an den Seitenverkleidungen des Scania dauerten die Umbauarbeiten fast zwei Monate.
Janis Frau Mia ist übrigens auf dem Truck ebenfalls abgebildet – allerdings nur angedeutet und in einer nicht ganz jugend­freien Darstellung. Während der Lackierphase ­hatte Perttu Papunen überlegt, wie er auch Janis Frau mit ins Spiel und auf den Scania bringen konnte. Das Resultat kann jetzt hinter der Windschutzscheibe des „Vorgängerfahrzeugs“ betrachtet werden. Mia Kivi hat es mit Humor getragen und Perttu Papunen diese kleine künstlerische Entgleisung auch nicht sonderlich übel genommen. Wenigstens ist die Kivi-Familie jetzt komplett auf dem Truck vertreten!

Truck: Scania R 620 V8
Erstzulassung: 07.07.2011
Leistung: 620 PS/456 kW
­Laufleistung: 250.000 km
Eigentümer: Kuljetus J. Kivi Oy, Rajamäki, Finnland
Fahrer: Jani Kivi, Rajamäki, Finnland
Artwork: Perttu Papunen, Parkano, Finnland
Transportaufbau: Autotransportaufbau von Lohr, Frankreich
Anhänger: dreiachsiger Autotransportanhänger von Lohr, Frankreich (Baujahr 2005)
Aufgabengebiet: Transport von Fahrzeugen aller Art (hauptsächlich Personenkraftwagen sowie kleinere Transporter und Nutzfahrzeuge) in ganz Finnland

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