Läppische 130 Tonnen sind ja eigentlich keine besondere Herausforderung für den signalroten Terex AC 500, das dickste Ding im Fuhrpark der Scholpp Kran & Transport GmbH aus Stuttgart. Trotzdem kommt der über 17 Meter lange Achtachser zum Einsatz, als das Scholpp-Team am 18. Juni in Richtung Stuttgarter Kreuz ausrückt, um das erste Segment einer neuen Stahlbrücke über die Autobahn A 8 einzuheben. Während das Gewicht des 40,5 Meter langen und sieben Meter hohen Bogenbauteils kein Problem darstellt, geht es vielmehr um die nötige Auslage. Denn die Last muss von der anderen Seite der Autobahn über die Mittelleitplanke gehiev und gedreht werden und sollte dabei natürlich nicht am zukünftigen Mittelpfeiler hängen bleiben.
"Darum entschieden wir uns für einen Tandemhub in Kombination mit unserem zweitgrößten Mobilkran, dem Tadano Faun ATF 400G-6", erklärt Einsatzleiter Thomas Reck. Gesagt, getan – doch bis es um 0.30 Uhr in der Nacht zum Sonntag mit dem Anschlagen des Brückensegments losgeht, ist noch ein bisschen Vorbereitung nötig.
17 Mann starke Truppe für den Einsatz
Die beginnt um 15 Uhr am Samstagnachmittag, als die Polizei einen Teil des Rastplatzes Sindelfinger Wald sperrt, beziehungsweise räumt. Den Lkw-Fahrern, die stehen bleiben dürfen, wird ab 18 Uhr etwas geboten, denn da kommen die beiden Großkrane samt sieben Ballast- und Zubehörtiefladern an. Dazu ein weiterer Tieflader, der die Mastabspannung für den Terex mitbringt, sowie ein Tadano Faun ATF 80-4, ein kleinerer Mobilkran, der die Konstruktion einhebt. Sie wiegt rund 13 Tonnen und wird an den 56 Meter langen Hauptmast montiert, um die Tragkraft bei weiter Auslage zu erhöhen. Nach abgeschlossener Vorrüstung gibt es eine finale Einsatzbesprechung für die 17 Mann starke Truppe. "Unsere Jungs sind eingespielt von A bis Z, jeder weiß, was er zu tun hat, und packt mit an.
Für solche außergewöhnlichen Aufträge melden sich auch viele freiwillig, obwohl Wochenende ist," lobt Thomas Reck die Mannschaft. Gegen 21:30 Uhr rollen die Sattelschlepper mit den knapp 140 Tonnen Ballast für den Tadano auf die jetzt einseitig gesperrte A 8. Ihnen folgt der Kran. Als Drittes bringt sich der Terex in Stellung. Das macht er im Rückwärtsgang, weil im Baustellenbereich der Platz nicht zum Wenden reicht. Die Tieflader mit seinem Ballast und seiner Ausrüstung kommen ebenfalls rückwärts daher. Während sich auf der alten Brücke, die noch steht, schon die ersten Schaulustigen versammeln, fährt der 500-Tonnen-Kran an der endgültigen Position seine Stützen auf fast zehn Meter Breite aus. Als er ausnivelliert ist, bauen die Arbeiter ihn komplett zusammen und er bepackt sich selbst die Ballastbrücke mit 180 Tonnen Gegengewicht.
Die ganze Aktion verläuft reibungslos
Nachdem das erste übergroße 3D-Puzzle fertig in den Nachthimmel ragt, fährt der zweite Kran an seinen Platz. Auch bei seiner Installation sitzt jeder Handgriff in den Technikbaukasten und um 24 Uhr ist die Sache durch. Das Brückenbauteil kann kommen. Die A 8 ist darum jetzt auch für einige Stunden voll gesperrt. Selbstfahrende Module bringen die riesige Konstruktion, die in den Wochen zuvor auf einem Rastplatz an der Gegenseite zusammengeschweißt wurde, zur Baustelle und die Brückenbauer von Schachtbau Nordhausen beginnen damit, die Aufnahmen für die Stahlseile an dem Segment zu befestigen – eine kleine Pause für die Scholpp-Truppe, bis sie um 1.40 Uhr mit ihrer eigentlichen Aufgabe loslegen kann.
Die Kranaggregate beginnen zu dröhnen und die Last hebt sich ganz langsam Meter für Meter, wobei das Kranduo sie vorsichtig zwischen sich hindurch schwenkt und an die Ankerpunkte auf dem Mittelpfeiler und in der Böschung heranführt. Die ganze Aktion verläuft reibungslos und der Abbau der Kräne in der Morgendämmerung ist nur noch reine Routine. Thomas Reck lächelt zufrieden: "Das ist eben perfektes Teamwork."