Der Vito 4x4 ist neu im Mercedes-Programm. Im nordschwedischen Arjeplog – dem Winter-Testmekka der Autobauer – muss er sich auf Schnee und Eis beweisen.
Sieben Uhr morgens, minus zehn Grad. Gestärkt durch Kaffee und Filmjölk – eine Schüssel Haferflocken mit Sauermilch – trauen wir uns raus in die eisige Kälte, schlittern vorsichtig über den spiegelglatten Parkplatz von unserer Holzhütte rüber zum Vito. Zündschlüssel rum, der 2,1-Liter-Diesel brummt unaufdringlich. Wir drücken den Lenkrad-Wählstock der Siebenstufen-Wandlerautomatik runter auf D und geben sanft Gas. Die 17-Zöller mit 225er-Bereifung walzen knisternd über den harten Schnee und der Vito rollt zielsicher und unbeirrt vom schlüpfrigen Untergrund die Waldsträßchen entlang. Verantwortlich für den lässigen Spaziergang ist die von den 4Matic-Pkw-Modellen übernommene elektronische Traktionskontrolle 4ETS. Sie arbeitet zusammen mit ESP und ASR, bremst schlüpfrige Räder individuell ab und verlagert die Antriebskräfte auf die Räder mit Grip. Damit ersetzt 4ETS gleich drei Differenzialsperren. Bei normaler Fahrt bekommt man hinterm Steuer von den Elektronik-Eingriffen nichts mit. Der Vito agiert so souverän, dass wir uns nach ein paar Kilometern trotz hüfthoher Schneemassen am Straßenrand auf trockenem Asphalt wähnen.
Wir müssen den Vito schon auf einem zugefrorenen See zu engen Pirouetten zwingen, damit das orange ESP-Symbol im Instrumentenfeld warnend aufflackert und das System die Räder spürbar einbremst.
Kontrollierte Anfahrt auf steilen Hängen
Den Allradantrieb bietet Mercedes für alle Karosserievarianten an (3.300 Euro Aufpreis inklusive Automatik). Zunächst beschränkt man sich aber auf den 119 Bluetec. 440 Nm stemmt er nahezu gleichmäßig (45 : 55) auf Vorder- und Hinterachse. Eine per Tellerfeder permanent vorgespannte Zweischeiben-Lamellenkupplung am Zentraldifferenzial leitet bei besonders rutschigem Untergrund bis zu 70 Prozent der Antriebskraft auf Vorder- oder Hinterachse. Die Antriebskraft des Vito wird dann allerdings auf 50 Nm gedrosselt. An steilen verschneiten Hängen fährt der Kastenwagen somit kontrolliert aus dem Stand an. Rutschige Wege runter bewältigt er dank der serienmäßigen Bergabfahrhilfe DSR ohne Ausrutscher.
Bodenfreiheit und Fahrzeughöhe entsprechen dem hinterradgetriebenen Vito. Der Allradler bleibt also künftig unter der tiefgaragentauglichen Zwei-Meter-Marke. Das interessiert zwar in der schwedischen Wildnis weniger, Unternehmer hierzulande umso mehr.
Vor- und Nachteile
- Test Pluspunkt 1
- Test Pluspunkt 2
- Test Pluspunkt 3
- Test Pluspunkt 4
- Test Pluspunkt 5
- Test Minuspunkt 1
- Test Minuspunkt 2
- Test Minuspunkt 3
- Test Minuspunkt 4
- Test Minuspunkt 5