National Truck Driver Appreciation Week Anerkennung für die Berufskraftfahrer

Logistik-Freunde Hamburg Foto: Logistik-Initiative Hamburg

Vom 10. bis 16. September ehrt man in den USA während der National Truck Driver Appreciation Week die Arbeit der Berufskraftfahrer. Ein Vorbild für Deutschland? Wir haben Parteien, Gewerkschaften und Verbände gefragt, ob so eine Aktion auch hierzulande angebracht wäre.

In Deutschland gab es laut der aktuellen Marktbeobachtung des Bundesamtes für Güterverkehr genau 546.459 sozialversicherungspflichtig beschäftigte Berufskraftfahrer im gewerblichen Güterverkehr. Sie vollbringen ihre Arbeit unter immer schwieriger werdenden Bedingungen, auf teilweise restlos überfüllten Autobahnen mit großer Staugefahr und wenigen Parkplätzen. Sie arbeiten in einer Art Parallelwelt, denn die Konsumenten nehmen sie kaum war – und wenn doch, dann als störendes Element im Straßenverkehr.

Lob gibt es selten in der Branche, die bislang einzige Ausnahme bildet die Logistik-Initiative Hamburg, die nun bereits zum zweiten Mal am Vortag des "Tags der Logistik" als Dank für die tolle Arbeit rund 6.000 Franzbrötchen an die Lkw-Fahrer, die für Hamburgs Wirtschaft so wichtig sind, verteilt hat. Der traditionelle “Tag der Logistik“ der Bundesvereinigung Logistik selbst versucht immerhin, die Bedeutung der Logistik im Allgemeinen der breiteren Bevölkerung mit verschiedenen Veranstaltungen näher zu bringen.

In den USA gibt es auf Anregung der Dachgewerkschaft American Trucking Association (ATA) vom 10. bis 16. September die National TruckDriver Appreciation Week, also auf gut Deutsch eine ganze Woche lang Wertschätzung für die Lkw-Fahrer. Wir vom FERNFAHRER halten das für vorbildlich und auch in Deutschland längst angebracht. Deshalb haben wir kurzfristig bei Verbänden, Gewerkschaften und den Parteien im Wahlkampf nachgefragt, ob sie sich so eine Aktion auch für Deutschland vorstellen könnten.

Die Resonanz fällt einstimmig aus. Ja, mehr Achtung für die Fahrer wäre angebracht. Umstritten ist dagegen, ob es dafür einen speziellen Tag braucht. Enttäuschend und wohl der heißen Phase des Wahlkampfs geschuldet: Von den großen politischen Parteien haben sich nur die SPD und DIE LINKE geäußert. Die CDU hat sich wenigstens die Zeit genommen, um eine Absage wegen Zeitmangels zu formulieren. Gar keine Antwort kam bis Redaktionsschluss AFD, FDP und den GRÜNEN. Dagegen haben sich alle angefragten Interessensvertreter der Transportbranche mit ausführlichen Statements gemeldet.

Die Statements der Parteien

Hier die Antworten der einzelnen Parteien und Interessensvertreter:

„Vielen Dank für ihre Anfrage an die Bundeskanzlerin, aber aus zeitlichen Gründen müssen wir leider absagen“.
Pressestelle der CDU


"Ich stelle den Respekt vor der Lebensleistung jedes Einzelnen in den Mittelpunkt meines politischen Denkens und Handelns. Der Busfahrer, der morgens um 6 Uhr fünfzig Leute befördert oder der Lkw-Fahrer, der zum Beispiel wichtige Güter unter hohem Zeitdruck von A nach B bringt, haben genauso den Respekt und die Anerkennung der Gesellschaft verdient, wie der Chirurg, der Organe transplantiert.“
Martin Schulz, SPD
 


 "Die Stützpfeiler unseres wirtschaftlichen Erfolges sitzen hinter den Lenkrädern der Lkw auf unseren Autobahnen. Anerkennung und Wertschätzung erhalten die Fahrenden dafür viel zu wenig. Im Gegenteil, ihre Arbeit hat unberechtigt ein schlechtes Ansehen. Deshalb stimmt es, Respekt verdienen die Berufskraftfahrerinnen und -fahrer jeden Tag. Aber ich will ehrlich sein: „National Truck Driver Appreciation Week“ klingt für mich ein wenig nach Tag des Metallurgen, Tag des Lehrers, Tag der Internationalen Brigaden. Wir brauchen keinen Tag und keine Woche der Transportwerker. Was wir brauchen sind gute Arbeitsbedingungen, gute Löhne und ein fairer Wettbewerb im Transportgewerbe. Dafür setze ich mich gerne ein, denn ich denke auch nicht nur am Muttertag an meine Mutter.“
Udo Schiefner, SPD


"Ich bedanke mich herzlich bei allen Berufskraftfahrern, die harte Arbeit leisten um uns mit allem Nötigen zu versorgen! Sie tragen große Verantwortung und Ihre Arbeit sollte stärker geschätzt werden. Aber warme Worte reichen nicht: Lassen Sie uns gemeinsam für bessere Löhne und Arbeitsbedingungen in der Logistikbranche kämpfen! Wir brauchen bessere Gesetze, einen Mindestlohn von zwölf Euro und mehr Kontrollen, damit das massive Lohndumping in der Branche aufhört.“
Sahra Wagenknecht, DIE LINKE

Die Statements der Verbände

"Dank und Anerkennung sind das eine, konkrete Verbesserungen das andere. Klar ist, der Erfolg des Speditions- und Logistikgewerbes sowie der Kurier-Express-Paketdienste-Branche ist ohne motivierte und sachkundige Fahrerinnen und Fahrer undenkbar. Schon heute haben wir einen enormen Bedarf bei gut ausgebildeten Berufskraftfahrern – mit Sicherheit kein Job, den man mal eben nebenbei machen oder erlernen kann. Die wachsenden Nachwuchssorgen haben gerade auch mit den schlechten Rahmenbedingungen zu tun. Angefangen bei der zu geringen Vergütung über die Tatsache, dass man auf einem mobilen Arbeitsplatz nicht immer den Feierabend in seinem privaten Umfeld verbringen kann bis zu der Tatsache, dass die Auswirkungen auf die Gesundheit unserer Kolleginnen und Kollegen enorm sind. Hier seien nur der Terminstress und das Übernachten in der Fahrerkabine in Autobahnnähe erwähnt – allesamt Arbeitsumstände, die sehr belastend sind. Gleichwohl machen unsere Kolleginnen und Kollegen diesen Job sehr engagiert und begeistert, weil sie Berufskraftfahrer aus Überzeugung sind. Ihnen gebührt unser Dank, dass sie „unser Land am Laufen halten“. ver.di will sich auch weiterhin mit den bei uns organisierten Beschäftigten dafür einsetzen, dass die Einkommens-, Arbeits- und Lebensbedingungen besser werden. Die zuständigen Politiker auf Bundes- und Landesebene aber sind in der Verantwortung, wenn es darum geht, die Rahmenbedingungen zu verbessern, damit der Job des Berufskraftfahrers attraktiver als bisher gestaltet werden kann.“
Jan Jurczyk, Pressesprecher, Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di)


"Die Berufskraftfahrer sind ein wichtiger Baustein in der Versorgungskette mit Gütern des täglichen Bedarfs. In allen wichtigen Bereichen des Handels ist der Transport auf der Straße unverzichtbar. Gerade auf der letzten Meile zu den Geschäften oder dem Transport zwischen Produzenten und Zentrallagern des Handels leisten die Fahrerinnen und Fahrer einen erheblichen Beitrag zur Versorgung der Geschäfte und damit auch der Verbraucher. Dabei ist die zeitkritische Zustellung von besonderer Bedeutung, da logistische Prozesse heute eng ineinander greifen. Die Belieferung der Filialen im Handel muss also abgeschlossen sein, wenn Kunden einkaufen wollen. Dafür sorgen unsere Fahrerinnen und Fahrer im Handel und seinen Dienstleistern, ihnen gebührt großer Dank."
Ulrich Binnebößel, Logistikexperte des Handelsverbandes Deutschland - HDE e.V.


"Öffentliche Anerkennung und Lob für unsere Lkw-Fahrer sind überfällig. Sie erfüllen eine wichtige Funktion, sie sorgen für unsere Gesellschaft. Ohne sie wäre Stillstand und Leere allerorten. Ihre Arbeit ist mit hohen Belastungen verbunden: Stets volle Konzentration, Termindruck und häufige Abwesenheit von zuhause. Als Vielreisender weiß ich, wie es sich anfühlt, mehrere Tage pro Woche von der Familie getrennt zu sein."
 Prof. Dr.-Ing. Thomas Wimmer, Vorsitzender der Geschäftsführung, Bundesvereinigung Logistik (BVL) e.V.
 
 
"Wir halten diese Aktion, mit der die für Wirtschaft und Bevölkerung unverzichtbaren Leistungen der Lkw-Fahrer gewürdigt werden, für mehr als angebracht. Aber warum nur sieben Tage? Mit unserem YouTube-Film ‚Was ist eigentlich Logistik?‘ zollen wir den tollen Leistungen, die Lkw-Fahrer und andere Arbeitskräfte in unserer Branche täglich erbringen, schon seit mehr als 1.000 Tagen unseren Respekt. Nicht-gecastete Logistiker, die im Film bei ihrer alltäglichen Arbeit zu sehen sind, verleihen den Bildern natürliche Ausdrucksstärke, Authentizität und Emotion und zeigen sichtbar das Selbstbewusstsein und den Stolz der Menschen auf das, was sie Tag für Tag leisten. Die Logistikberufe werden dabei filmisch wiedergegeben, wie sie wirklich sind: herausfordernd, verantwortungsvoll, abwechslungsreich und zukunftssicher. Davon konnten sich bereits über 40.000 YouTube-User überzeugen. Auf einen wesentlichen Unterschied zwischen Nordamerika und Deutschland/Europa möchten wir Sie beim Betrachten der Bilder aus den USA hinweisen: Im Gegensatz zu den USA liegen die Lkw-Fahrer leider den EU-Verkehrspolitikern nicht sonderlich am Herzen. Während sich in Nordamerika die gesetzlich maximal zulässigen Fahrzeuglängen lediglich auf den Ladungsbereich beziehen, beziehen sie sich in Europa auf das Gesamtfahrzeug. Dies hat zur Folge, dass die Trucker in Nordamerika über wesentlich größere und komfortablere Führerhäuser verfügen, die bei Fernverkehrs-Trucks regelmäßig mit eigener Duschkabine ausgestattet sind. Davon können europäische Lkw-Fahrer nur träumen. Es hat sich leider noch nicht überall herumgesprochen, dass erholte Lkw-Fahrer sichere Lkw-Fahrer sind. Zudem ermöglicht die nordamerikanische Längenregelung den Einsatz von ‚Haubern‘. Dabei geht es nicht allein um optische Vorlieben von Truckern – wie viele Lkw-Fahrer könnten noch leben, wenn sie im Falle des Falles eine Knautschzone vor sich gehabt hätten."
Prof. Dr. Dirk Engelhardt, Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL)
 
 
"'Das Wichtigste ist, den Fahrer nicht allein zu lassen.'" Das Zitat stammt von Petra Schmid. Sie ist Service Agent und meldet sich am anderen Ende der Leitung, wenn ein Fahrer die Pannenhotline 0800 524 8000 wählt. Berufskraftfahrer fahren für jeden von uns. Ohne viel Aufhebens machen sie professionell ihren Job und ernten dafür nur selten Wertschätzung. Wir unterstützen die Initiative des FERNFAHRER nicht aus  Sentimentalität oder weil man nicht Nein sagen kann, wenn man gefragt wird, eine  Berufsgruppe zu loben, ohne die keiner von uns seinen Lebensstil hätte. Wir alle beim ADAC TruckService sind der Meinung unserer Kollegin Petra Schmid und glauben daran, dass ein starkes Netzwerk der Anfang jeder Verbesserung.“
Stephanie Mayer, ADAC Truck Service

"In den Vereinigten Staaten, aber auch in anderen europäischen Ländern wie den Niederlanden erfährt der Lkw-Fahrer eine wesentlich höhere Wertschätzung als in Deutschland – frei nach dem Motto 'we are driving America forward' oder 'without trucks America stops'. Hiervon können wir Deutsche uns durchaus eine Scheibe abschneiden. Es besteht Nachhol- und Aufklärungsbedarf! Daher halte ich einen solchen Tag durchaus für eine gute Idee, um der Bevölkerung die Bedeutung des Straßengüterverkehrs und der Berufskraftfahrer für die deutsche Wirtschaft einerseits und die Versorgung der Bevölkerung andererseits vor Augen zu führen! Um eine Gedenktagsinflation für alle möglichen wichtigen Berufe in unserer Gesellschaft zu vermeiden und somit am Ende nicht wirklich etwas zu erreichen, hielte ich aber eine Integration dieser Anerkennung des Fahrerberufes in den Tag der Logistik für sinnvoll."
Christian Labrot, Bundesverband Wirtschaft, Verkehr und Logistik (BWVL)
 


"Seit 2016 widmet Hamburg den Berufskraftfahrern einen ganzen Tag und sagt Danke. Immer am Tag der Logistik im April werden an zahlreichen Standorten im Stadtgebiet und in der Metropolregion Hamburg 6.000 Franzbrötchen an Berufskraftfahrer verteilt. Gemeinsam mit 55 Unternehmen und Organisationen organisiert die Logistik-Initiative Hamburg mit Unterstützung des Hamburger Senats diese Aktion - mit überragender Resonanz. Die durchweg glücklichen Gesichter der Fahrer beweisen, dass längst die Zeit für ein solches Zeichen gekommen ist. Durch breite Pressebeteiligung erreicht „Hamburg sagt Danke“ auch die Bürgerinnen und Bürger. Eine Ausweitung der Initiative auf ganz Deutschland würden wir ausdrücklich begrüßen. Es müssen ja nicht überall Franzbrötchen sein. Lokale Spezialitäten hat jede Region. Darüber hinaus hat die Logistik-Initiative Hamburg 2016 das Projekt „Fair Truck“ initiiert, das gute Arbeitsbedingungen und den fairen Umgang mit Berufskraftfahrern zum Ziel hat. Basis von „Fair Truck“ ist eine Selbstverpflichtungserklärung für die Zielgruppen Verlader (Industrie/Handel), Logistikdienstleister und Fuhrunternehmen. Um die Glaubwürdigkeit dieser freiwilligen Selbstverpflichtung zu gewährleisten und die Einhaltung der in einem Codex festgehaltenen Grundsätze regelmäßig zu prüfen, wurde eine Plattform geschaffen, in der Berufskraftfahrer/innen die Möglichkeit haben, die gemachten Angaben - für den „Fair Truck“-Partner anonym - zu bewerten beziehungsweise sich im Falle von Verstößen zu beschweren. Möglich ist dies über ein Internetportal, über eine Smartphone-App sowie telefonisch. Der Fahrerberuf muss attraktiver werden, Fahrer sollen sich wertgeschätzt fühlen. Auch dafür setzt sich die Logistik-Initiative Hamburg ein. Es wäre wünschenswert, dass auch dieses bundesweite Projekt flächendeckende Unterstützung findet."
Werner Gliem, Logistik-Initiative Hamburg

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