Mercedes Zetros 1833 Im Rausch der Tiefe

Mercedes Zetros 1833 Foto: Frank Hausmann 6 Bilder

In mehr als 500 Meter Tiefe eines Schachts schleppt ein Mercedes Zetros Brauchwasser zu Entnahmestellen.

Der neue Mercedes Zetros des Salzlieferanten Esco hatte keine Wahl. Kaum dass der Hauber vom Wörther Montageband gerollt war und der 6.000-Liter-Wassertank auf seinem Rücken Platz genommen hatte, setzten auch schon Rückbauprofis ihr Werkzeug zur Demontage und zum Zerteilen des Lkw-Rahmens an.

Mercedes Zetros gelangt in zwei Teilen in die Tiefe

Der rabiate Eingriff war nötig, um den fast acht Meter langen und acht Tonnen schweren Koloss in zwei Teilen in das mehr als 500 Meter tiefe Steinsalz-Bergwerk Bernburg herabzulassen. In einem Stück hätte die gerade einmal 2,9 mal 2,5 Meter messende Schachtanlage den Zweiachser nicht verkraftet.

Unten angekommen schweißten die Techniker das gute Stück in der Esco-eigenen Werkstatt wieder zusammen, verstärkten den Rahmen an der Trennstelle und fixierten den Edelstahltank. Drei Tage dauerte die Prozedur. Dann konnte der Einsatz als Wassertransporter beginnen.

Ein IFA W50 4x4 aus DDR-Produktion der 80er-Jahre übernahm bis dato diesen Job. Nach mehr als 30-jähriger Dienstzeit im Bergwerk musste Ersatz her und der fand sich in jenem allradgetriebenen Mercedes-Benz Zetros 1833. "Um die Kosten im Zaum zu halten, suchten wir kein spezielles Bergwerk-Fahrzeug, sondern einen Serien-Lkw, der unser hohes Anforderungsprofil erfüllt", erklärt Volker Grzeschuchna, Leiter Technik unter Tage. Der Neue musste über Allradantrieb, hohe Bodenfreiheit, enorme Geländegängigkeit und mindestens sieben Tonnen Nutzlast verfügen. Zudem war eine kompakte Bauform Bedingung. Nur bei einer Gesamthöhe von höchstens 2,98 Metern sei ein ungehinderter Einsatz in den teils engen Grubengängen unter Tage gewährleistet. Viel Auswahl habe es nicht gegeben, doch im Zetros von Mercedes habe das Unternehmen schließlich die Lösung gefunden, sagt Grzeschuchna. Allein der Ansaugtopf am Zetros musste tiefer gesetzt werden, um unter 2,98 Metern zu bleiben.

Eingewöhnung war notwendig

"Etwas Eingewöhnung war nötig, um mit dem Hauber hier unten gut zurechtzukommen", erzählt Thomas Weilbeer. Der 47-Jährige ist Bergmann, Sprenghauer und Großgeräte-Instrukteur. Von ihm lernen die Kumpels, wie man mit den Fahrladern, Bergbaumaschinen, Kran-, Bohr- und Sprengfahrzeugen umgeht. Den Zetros dürfen fünf Bergleute bedienen. So stellt Esco sicher, dass der Allrader in jeder Schicht Wasser verteilen kann.

Die Wege unter Tage können lang sein. Das erschlossene Salzfeld unter der Stadt Bernburg erstreckt sich nach nunmehr 100-jähriger Abbauzeit über ein Gebiet von 7,5 mal 3,5 Kilometern. Nur an wenigen Stationen gibt es Wasserstellen. Hier befüllen Weilbeer und seine Kollegen den Wassertank des Zetros. Von dort aus steuern sie alle Betriebspunkte unter Tage an und füllen die diversen Wasserbehälter mit dem kühlen Nass auf.

Salzstaub dringt in jede Pore

Die Kumpel brauchen das Wasser, um sich und Arbeitsgeräte vom allgegenwärtigen Salzstaub zu befreien. Der dringt in jede Pore von Mensch und Material, weshalb die Technik über Tage keine Chance mehr hätte. In Verbindung mit der Luftfeuchtigkeit auf der Erdoberfläche würden die Fahrzeuge innerhalb weniger Monate wegrosten. Zudem sprüht der Zetros regelmäßig Wasser auf die Fahrwege, die teils Steigungen und Gefälle bis 25 Prozent aufweisen, damit bei Produktion und Transport des Steinsalzes keine zu starken Sichtbehinderungen auftreten. 

Bis zu 75 Bergleute arbeiten pro Schicht im Bergwerk. 13.000 Tonnen Salz fördern sie am Tag nach oben. Förderbänder bringen das Steinsalz zum Schacht und an die Oberfläche. Hier wird es gemahlen, gesiebt, in verschiedenen Körnungen verarbeitet, teils mit Zuschlagstoffen versehen, verpackt und zwischengelagert oder gleich per Bahn oder Lkw verschickt.

Natriumchlorid wird in vielen Branchen benötigt

Zu 70 Prozent wird das hochreine Natriumchlorid als Streusalz für vereiste Straßen verwendet. Andere Abnehmer sind die chemische Industrie, die Pharmaindustrie, die Nahrungsmittelindustrie oder auch Fleischereien, Bäckereien, Gerbereien und Fischereibetriebe. Beim Verbraucher landen die Produkte aus dem Salzwerk meist als Speise- oder Geschirrspülersalz.

"Das Bernburger Steinsalzvorkommen ist bis zu 115 Meter mächtig. Unser Abbauhorizont beträgt aber nur 28 bis 43 Meter. 70 Meter Salz müssen als schützende Decke stehen bleiben", erklärt Grubenleiter Rolf Wallbraun. Die Abbaukammern sind heute jeweils 20 Meter breit und 
35 Meter hoch. Zwischen ihnen bleibe immer eine dicke Stützwand stehen – aus Sicherheitsgründen. Trotzdem seien noch mindestens etwa 50 bis 70 Millionen Tonnen vom "weißen Gold" im Berg vorhanden. Das reiche für die kommenden 35 Jahre. So lange muss vermutlich auch der neue Mercedes Zetros durchhalten.

Das Unternehmen in Zahlen

Esco (European Salt Company) mit Stammsitz in Hannover ist mit einer Jahreskapazität von rund acht Millionen Tonnen Stein-, Siede- und Meersalz sowie Sole der größte Salzlieferant in Europa. In den drei deutschen und vier europäischen Produktionsstätten stellt das Unternehmen eine vollständige Palette an Salzprodukten – von Pharmasalzen über Speise-, Gewerbe-, und Industriesalz bis hin zu Auftausalz für den Winterdienst – her. Der Jahresumsatz beläuft sich auf rund 500 Millionen Euro. Das größte Steinsalzvorkommen von Esco beherbergt das Salzbergwerk im sachsen-anhaltischen Bernburg. In 450 bis 600 Meter Tiefe verfügt die Produktionsstätte über eine Jahreskapazität von etwa 2,5 Millionen Tonnen Steinsalz. Zusätzlich gewinnen die 450 Mitarbeiter dort bis zu 1,4 Millionen Tonnen Sole und 280.000 Tonnen Siedesalz. Insgesamt beschäftigt Esco circa 1.300 Mitarbeiter. Das 2002 gegründete Unternehmen ist eine 100-prozentige Tochter der K+S Gruppe.

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