Mercedes-SLT-Baureihe Erstmals Actros und Arocs als Basis

Mercedes-SLT-Baureihe – Produktprogramm Foto: Karl-Heinz Augustin 6 Bilder

Die neue SLT-Baureihe von Mercedes geht in mehreren Varianten an den Start und tritt als fast komplette Familie auf. Gänzlich neu ist die Aufteilung in Actros SLT und Arocs SLT.

Wo die Welt des Schwertransports beginnt, ist nicht eindeutig auszumachen. Bei 80, bei 100 oder erst bei 120 Tonnen? Fest steht, dass jenseits der beim Straßentransport erlaubten Tonnagen mindestens zwei Typen von Zugmaschinen die Szene beherrschen, um den Bereich bis 250 Tonnen abzudecken. Bei noch höheren Zuggewichten kommen entweder richtige Spezialfahrzeuge wie von Titan oder Nicolas zum Zuge. Oder aber ein Gespann aus zwei oder gar drei 250-Tonnern. Zwei ziehen und einer schiebt die Fuhre.

Vielfältige Mercedes-SLT-Baureihe

Die zwei vorherrschenden Typen: zum einen die ganz seriennahen Fahrzeuge, die in aller Regel bis 100 oder 120, je nach Hersteller auch 160 Tonnen bewegen dürfen und können. Zum anderen die "Umbauten" auf Basis der Serienfahrzeuge, die für Zuggewichte bis 180 oder auch eben jene 250 Tonnen taugen.

Die neue SLT-Baureihe jedenfalls tritt mit einer Vielfalt auf, die für fast  jeden Geschmack und für fast jede Tonnage gewappnet scheint. Als Basisfahrzeug dient nicht mehr nur allein der Actros (wie bei den SLT-Vorgängern), sondern auch der Arocs. Dies unter anderen, weil der neue Actros grundsätzlich als Straßenfahrzeug konzipiert wurde. Allradantrieb, einen 8x6 oder auch  parabelgefederte Hinterachsen sind hier nicht zu bekommen. Diese Bauarten  freilich wünscht sich so mancher Kunde. Wobei der Arcos SLT als 8x8 für europäische Verhältnisse den Exoten gibt.

Mercedes hat SLT-Programm gesplittet

Grundsätzlich gesplittet hat Mercedes das SLT-Programm folglich in die Baureihen Actros und Arocs. Die wesent­lichen Unterschiede: Den Actros gibt es nur mit zwei angetriebenen Achsen (6x4 und 8x4), die immer luftgefedert sind und sich auf insgesamt acht Luftbälge stützen.  Zwei Fahrerhaus-Varianten mit 2.500 Millimeter Breite und ebenem Boden stehen zur Wahl: Gigaspace und Bigspace – das eine mit knapp 2.000 Millimeter, das andere mit gut 2.100 Millimeter Innenhöhe.

Weitaus vielfältiger zeigt sich der Arocs SLT. Er trägt grundsätzlich Parabelfedern an den Hinterachsen. Die Frage der Fahrerhäuser ist schnell geklärt: Mit zwei angetriebenen Achsen gibt es das 2.500 Millimeter breite Bigspace, alle anderen Arcos tragen die Streamspace-Variante mit 2.300 Millimeter Breite und mit 320 Millimeter hohem Motortunnel. Grundsätzliche Unterschiede finden sich auch beim Fahrgestell: Im Actros gibt es den 834 Millimeter breiten Rahmen in acht Millimeter Stärke, im Arocs sind es nur 744 Millimeter Breite (neun Millimeter stark), weil die Parabelfedern mehr Platz als die Luftfedern beanspruchen.

Gemeinsamer Nenner: Die OM 473-Motoren

Gemeinsamer Nenner aller SLT-Varianten sind die Motoren der Baureihe OM 473 mit bis zu 460 kW (625 PS) und 3.000 Newtonmeter Drehmoment sowie das automatisierte 16-Gang-Getriebe G280-16 und Außenplanetenachsen.  Zwischen Motor und Getriebe hat die Turbo-Retarder-Kupplung (alias Viab von Voith) ihren Platz, die die bekannte Wandlerschaltkupplung (WSK) ersetzt.

Gebaut beziehungsweise umgebaut werden die SLT überwiegend in Molsheim, Frankreich. In dieser kleinen Stadt, wenige Kilometer westlich von Straßburg gelegen, ist Mercedes seit 1967 zu Hause. Seit 1991 entstehen dort spezielle Fahrzeuge auf Basis des Wörther Lkw-Programms. Heute ist das Werk in Molsheim Teil von CTT (Custom Tailored Trucks).

Die Basisfahrzeuge der Schwerlastzugmaschinen laufen in Wörth vom Band und werden dort schon mit der Turbo-Retarder-Kupplung ausgeliefert. In aller Regel sind es 6x4-Fahrgestelle, die mit einer grundsätzlich luftgefederten Vorlaufachse zum Vierachser umgerüstet werden. Ausnahmen dieser Regel sind die Allradfahrzeuge mit drei und vier Achsen sowie der 8x6, der auf einem 6x6 basiert und ebenfalls mit einer Vorlaufachse ausgerüstet wird. Der Arcos 8x8 weicht von diesem Bauprinzip deutlich ab und verfügt wie ein klassischer Vierachser über je zwei Vorder- und zwei Hinterachsen.

Wörther SLT bis maximal 150 Tonnen einsatzfähig

Nicht alle Schwerlastzugmaschinen kommen mit dem kleinen Umweg über Molsheim zu ihren Kunden. Bis 120 Tonnen Zuggewicht sind auch mit den Wörther Fahrzeugen möglich. 150 Tonnen in Ausnahmefällen – also auf flacher Topografie und ohne viel Rangieraufgaben. Was in dieser leichten Klasse freilich fehlt, sind 8x4-Zugmaschinen mit kürzerem Radstand, als Mercedes sie liefert. 3.900 (Arocs) beziehungsweise 4.000 Millimeter (Actros) von der ersten Vorderachse bis zur ersten angetriebenen Achse misst der Radstand. Maximal 3.300 Millimeter aber verlangt so mancher Kunde, weil sich in Kombination mit seinen Tiefladern erst dann jene knapp 23 Meter Gesamtlänge ergeben, die eine Leerfahrt ohne Begleitfahrzeug, ohne Polizei und ohne Genehmigung möglich macht. Einem kürzeren Radstand im Weg steht freilich die voluminöse Abgasreinigung zwischen Vorder- und Vorlaufachse.

Der Umbau vom Wörther Fahrzeug zur 250-Tonnen-Zugmaschine aus Molsheimer Maßfertigung ist äußerst umfangreich. Dazu zählen im Wesentlichen der Anbau der Registerkupplung oder Maulkupplung vorn, der  Schwerlast-Sattelkupplung (auf Wunsch verschiebbar), der Anhängerkupplung (samt verstärktem Bock) sowie die dazu nötigen Verstärkungen am Rahmen. Hinter der Kabine wird der Kühlturm samt 900-Liter-Tank und Hydraulikanlage montiert. Es folgen ein Catwalk vor dem Kühlturm, eine Rahmenabdeckung bis zur Sattelkupplung sowie eine Abdrückplatte am Heck.  Und meistens montieren die Molsheimer schließlich noch die Vorlaufachse. Erst dann ist jener 250-Tonner einsatzbereit, der im Verband mit zwei Kollegen auch bis zu 750 Tonnen ziehen darf.

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