Highway Pilot Connect von Daimler Platooning für mehr Sicherheit

Daimler hat auf der Veranstaltung Campus Connectivity die neueste Ausbaustufe des Highway Pilot auf die Straße geschickt.

Mittags auf der A 52 nahe Düsseldorf. Drei Mercedes-Benz Actros im Gänsemarsch – was an sich noch keine Beachtung verdient. Selbst der Abstand von gerade einmal 15 Metern – gesetzlich vorgeschrieben sind rund 50 Meter – gehört (leider) zum täglichen Bild auf Deutschlands Straßen. Doch tatsächlich ist hier alles anders. Die Testfahrt ist Teil der Veranstaltung Campus Connectivity von Daimler in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt.

Dabei hat der Fahrer seine Hände mehr oder minder bequem auf dem Schoß liegen – denn ins Fahrgeschehen muss er noch jederzeit eingreifen können. Des Rätsels Lösung findet sich unter anderem auf den Planen der Trailer. In großen Lettern ist dort Highway Pilot Connect (HPC) zu lesen. Auch weisen wild blinkende gelbe Lichtleisten am Heck jedes Trailers darauf hin, dass es sich hier um keinen alltäglichen Transportvorgang handelt.

Im Cockpit selbst stechen einem zunächst zwei blaue Schalter ins Auge sowie ein Android-Tablet, welches in den Doppel-DIN-Schacht eingebaut ist, aber jederzeit herausgenommen werden kann. Der dunkelblaue Taster dient zum Einschalten des Highway Pilot. Ab dann ist der Actros autonom unterwegs. Bietet sich das Bilden einer Kolonne mittels der elektronischen Deichsel an, wird dies auf dem Tablet angezeigt. Folgt ein Druck auf den hellblauen Schalter kann das Platooning beginnen. Wie von Zauberhand verringert der Lkw daraufhin den Abstand zum Vordermann auf letztlich nur noch 15 Meter.  

Verbrauchsvorteil in drei Stufen

Das bringt zunächst einmal einen Vorteil beim Verbrauch – und zwar für alle am Platoon Beteiligten, wenn auch in unterschiedlicher Intensität. Bei einem Platoon von drei Lkw spart der mittlere rund elf Prozent Diesel. Der hintere ist mit einem Minus von sieben Prozent dabei. Der vordere Lkw profitiert hingegen gerade einmal mit einer Reduktion von etwa zwei Prozent, was den besseren Strömungsverhältnissen am Heck geschuldet ist.
Um jetzt nicht wie die Zugvögel durchwechseln zu müssen – wobei keiner die Kolonne anführen möchte – wird bereits über ein internes Verrechnungsmodell nachgedacht, sodass alle am Platoon beteiligten Fahrzeuge beziehungsweise Fahrer in gleichen Teilen vom Platoon profitieren.

Ebenso wichtig – wenn nicht noch entscheidender – ist das Thema Verkehrssicherheit. Auch wenn das bei einem Sicherheitsabstand von 15 Metern erst einmal abstrus klingt. Tatsächlich steckt an dieser Stelle ein einfaches Rechenmodell dahinter. So hat der Highway Pilot eine Reaktionszeit von gerade einmal 0,1 Sekunden. Bei einer Geschwindigkeit von 80 km/h legt der Lkw folglich gerade einmal 2,2 Meter zurück, bevor er beispielsweise ein Bremsmanöver startet. Bis zum Stillstand wären folglich zwischen jedem Lkw noch 12,8 Meter Platz. Denn das Signal zum Bremsen kommt immer vom Führungsfahrzeug, sodass sich die Reaktionszeit nicht aufsummiert. Selbst bei schlechter bremsenden Fahrzeugen bleibt innerhalb der gesetzlichen Rahmenbedingungen noch genügend Platz. Zudem sieht der Fahrer auf dem Tablet immer den Straßenverlauf vor dem ersten Lkw, wird das Bild doch von dessen Kamera per WLAN an alle anderen Platoon-Fahrzeuge weitergegeben. So kommt nichts gänzlich unvorbereitet auf ihn zu. 
Während der Fahrt gestaltet sich alles unaufgeregt. 

Baustelle: Fahrer muss übernehmen

In einer Baustelle gibt das System die Kontrolle automatisch an den Fahrer zurück. Greift der nicht ein, bremst der Lastzug automatisch bis zum Stillstand runter und schaltet gleichzeitig den Warnblinker ein. In unserem Fall übernimmt der Fahrer umgehend die Hoheit über den Actros und zirkelt ihn durch die Baustelle hindurch. Tatsächlich fehlt an einer Stelle die Fahrbahnmarkierung, sodass der Highway Pilot spätestens an dieser Stelle den manuellen Eingriff des Fahrers verlangt hätte. Bis dahin hält der Lkw jedoch erst einmal zuverlässig die Spur. 

Möglich macht das alles eine ausgefeilte Kamera- und Sensortechnik. So sitzt oberhalb des Armaturenträgers eine Stereokamera, die bis zu 100 Meter vorausblicken kann. Oberhalb des Kfz-Kennzeichens befinden sich gleich zwei Radarsensoren. Die liefern die Abbildungen der Umgebung sowie die Geschwindigkeit des vorausfahrenden Fahrzeugs. Dabei ist ein Sensor für den Ausblick in die Ferne zuständig. Dieser reicht 250 Meter weit mit einem Öffnungswinkel von 18 Grad. Der Sensor für die Nähe arbeitet mit einem Öffnungswinkel von 130 Grad und blickt immerhin noch 70 Meter voraus. Weitere Radarsensoren sind links und recht der Hinterachse des Trailers montiert. Mit einem Öffnungswinkel von 170 Grad und einer Weite von 60 Metern überwachen sie die Rückseite des Fahrzeugs.

Steuergerät als Schaltzentrale

Zusammengeführt werden alle diese Informationen im Steuergerät. Mittels spezieller Algorithmen kann der Bordcomputer hieraus eine entsprechende Fahrstrategie ableiten. Dass diese dann auch ans Getriebe weitergegeben werden können, ermöglicht ein spezielles Lenksystem. Herzstück ist dabei eine hydraulische Lenkung, die mit einer elektromechanischen Lenkunterstützung kombiniert ist.

Doch zurück ins Fahrerhaus: Eine Autobahn-Einfahrt nähert sich und der Lkw vergrößert automatisch den Sicherheitsabstand auf 50 Meter. Kaum ist die Auffahrt vorüber und der eingescherte Pkw auf die mittlere Spur gewechselt, beginnt der Lkw den Abstand wieder auf 15 Meter zu verringern. Gleiches gilt übrigens auch im umgekehrten Fall. Nämlich dann, wenn plötzlich ein Pkw einschert. Auch dann wird der Sicherheitsabstand umgehend angepasst – die Verbindung zum Platoon bleibt jedoch die Ganze Zeit erhalten.

Noch sind die Ereignisse wie die Ein- und Abfahrten speziell für die Teststrecke als Geodaten hinterlegt. In einem weiteren Schritt soll dann HD-Kartenmaterial zum Einsatz kommen, was buchstäblich den Weg über die Teststrecke hinaus frei machen würde.  

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