Bernhard Schmitz im Gespräch „Ich freue mich auf das, was kommt!“

Ford-Nutzfahrzeugechef Bernhard Schmitz Foto: Thomas Küppers 6 Bilder

Ford will in den kommenden zwei Jahren das Nutzfahrzeugangebot rundum neu gestalten und kräftig Marktanteile gewinnen. Dazu soll auch der Transit Custom beitragen, Nachfolger der leichten Transit-Modelle. Nutzfahrzeugchef 
Bernhard Schmitz verrät weitere Details. Das Gespräch führte Thomas Rosenberger.

Ford will in den kommenden zwei Jahren die Nutzfahrzeugpalette vollständig erneuern. Das erste neue Fahrzeug war im vergangenen Jahr der Pick-up Ranger, Anfang März stand in Genf der Nachfolger von Europas Bestseller Transit. Wie haben Sie sich bei der Präsentation gefühlt?

Schmitz: Stolz! Und ich freue mich auf das, was noch kommt.

?: Erzählen Sie doch mal!

Schmitz: Was in Genf zu sehen war, ist der Vorbote des leichten Transit mit Gesamtgewichten von 2,5 bis 3,1 Tonnen und Nutzlasten um eine Tonne. Diese Modelle haben alle Frontantrieb. Von den Abmessungen her fällt die Baureihe etwas kompakter aus als der heutige Transit, aber die Fahrzeuge sind immer noch größer als beispielsweise der VW T5. In diesem Segment bieten wir fortan zwei Radstände und zwei Dachhöhen an.

?: Wie genau werden sich die Abmessungen verändern?

Schmitz: Der kurze Radstand ist identisch mit dem bisherigen, der lange entspricht dem mittleren Radstand des heutigen Transit. Die Fahrzeughöhe wird sich etwas verringern. Wir sind jetzt bei 1,97 Meter, das ist Parkhaus-tauglich. Die Breite verringert sich um rund zehn Zentimeter, was vor allem durch ein neues Design der Außenspiegel erreicht wird. Die Außenlänge wird von 4,86 Meter auf 4,97 Meter verlängert. Beim langen Radstand gehen wir von 5,23 auf 5,34 Meter.

?: Wie positionieren Sie den Transit preislich?

Schmitz: Das Preis-Leistungs-Verhältnis bleibt, wie es ist, also hervorragend.

?: Sie bieten mehr, wollen also dafür auch mehr Geld?

Schmitz: Wir haben bereits ab Werk eine sehr gute Aus­stattung. Dafür müssen wir auch etwas mehr verlangen. Der neue Transit wird also ein bisschen teurer als der vergleichbare ­Vorgänger, bietet aber auch mehr.

?: Wie ist es um die Branchenmodelle bestellt?


Schmitz:
Wir behalten das bisherige bewährte Angebot. Somit bleibt der sehr beliebte Service Line im Programm ebenso wie übrigens auch das Sondermodell Sport.

?: Wie ist es um die Karosserievarianten bestellt?

Schmitz: Es wird Kästen und Kombis in allen Varianten geben.

?: Was passiert in den Gewichtsklassen darüber?

Schmitz: Darüber sitzt der große Transit, den wir auf der IAA Nutzfahrzeuge in Hannover vorstellen werden.

?: Das ist eine grundlegende Änderung der Produktphilosophie.

Schmitz: Das Anforderungsprofil der Kunden in den Ein- und Zwei-Tonnen-Nutzlast-Segmenten hat sich in den vergangenen Jahren deutlich verändert. Im Ein-Tonnen-Nutzlast-Segment bieten wir somit künftig ein neues, eigenständiges Produkt an.

?: Wie werden die Fahrzeuge heißen – immer noch Transit?

Schmitz: Ja. Das schwerere Fahrzeug wird weiterhin Transit heißen, die leichtere Variante erhält zur besseren Unterscheidung den Beinamen Custom, also Ford Transit Custom.

?: Werden sich die Fahrzeuge auch optisch unterscheiden?

Schmitz: Wir haben die beiden Transit-Versionen bewusst auch optisch unterschiedlich positioniert. Der "Große" ist schon äußerlich auf Nutzfahrzeug und Nützlichkeit getrimmt und wirkt sehr bullig. Der "Kleine" soll Handwerker, die das Auto beruflich und privat nutzen, sowie Privatleute gleichermaßen ansprechen. Das Fahrzeug wirkt schlanker, soll Vertrauen auch bei Personen wecken, die zuvor vor den Abmessungen des Transit zurückschreckten. Die Unterscheidung setzt sich konsequent im Inneren fort. So wird der kleine Transit ein Cockpit bekommen, das dem des Ford C-MAX sehr ähnlich ist.

?: Bleibt es bei der bisherigen Euro-5-Motorenpalette?

Schmitz: Ja, nur die Kalibrierung wird sich geringfügig ändern. Der 140er wird zum 155er. Er bekommt also mehr PS und mehr Drehmoment. Zudem wird die mittlere, 125 PS starke Motorisierung für Fahrzeuge mit Frontantrieb auf 350 Newtonmeter Drehmoment aufgewertet.

?: Wie wird sich der Verbrauch entwickeln?

Schmitz: Die homologierten Verbrauchsangaben liegen noch nicht vor. Aber die Aerodynamik wird besser sein, außerdem haben wir nun ein Start-Stopp-System serienmäßig an Bord. Ich gehe daher davon aus, dass wir den Verbrauch der neuen Modelle nochmals senken können, den wir mit den Ende des vergangenen Jahres eingeführten Euro-5-Motoren erzielen.

?: Wie ist es um die Sicherheit bestellt?

Schmitz: Wir werden da einiges anbieten, allerdings nicht alles aus dem Pkw-Bereich eins zu eins übertragen. So gibt es zum Beispiel für den neuen Transit einen Fahrspur-Assistenten. Auch im Hinblick auf die passive Sicherheit bieten die künftigen Modelle deutlich mehr, etwa eine ganz neue Crashstruktur und zusätzliche Seiten- und Kopf-Schulter-Airbags.

?: Welche Händler und Servicepartner übernehmen das Geschäft mit dem Transit?

Schmitz: Jeder Transit-Kunde kann grundsätzlich von jedem Ford-Händler betreut werden. Es ist uns wichtig, dass unsere Kunden kurze Wege haben. Darüber hinaus gilt: Die besonders anspruchsvollen Standards für gewerblich genutzte Transporter erfüllen in Deutschland derzeit 220 sogenannte Nutzfahrzeug-Kompetenzhändler. Zu diesen Standards zählen entsprechende Öffnungszeiten, Reparaturannahmen und Verfügbarkeit von Ersatzfahrzeugen. Wir bleiben übrigens mit dem neuen Modell beim langen Serviceintervall von 50.000 Kilometern oder zwei Jahren.

?: Basieren großer und kleiner Transit auf der gleichen technischen Plattform?

Schmitz: Ja. Im Kern bauen der kleine und der große Transit auf einer Plattform auf.

?: Sie können als Einzelkämpfer neben den großen Kooperationen wie Mercedes-VW oder PSA und Fiat bestehen?

Schmitz: Wir sind im Gegensatz zu diesen Kooperationen weltweit stark aufgestellt und nicht auf Märkte in einzelnen Regionen oder Kontinenten fixiert. Der Transit war auch 2011 wieder der meistverkaufte Transporter in Europa. Für uns ist der neue Transit ein Fahrzeug, das sich als heckgetriebene Variante auch in den USA in größeren Stückzahlen verkaufen lässt.

?: Und wie gut entwickelt sich der Pick-up Ranger?

Schmitz: Die offizielle Einführung des Ranger hat sich wegen des Hochwassers in Thailand verschoben, obwohl die Produktion aus Südafrika kommt. Einige Pressteile werden jedoch in der Fabrik in Thailand gefertigt und die stand komplett unter Wasser. Die Verzögerung ist sehr bedauerlich, weil wir nun längere Lieferzeiten haben. Wir haben die Jahresproduktion schon komplett verkauft. Allein 1.300 Bestellungen aus Deutschland liegen vor. Offizielle Markteinführung ist nun im Mai.

?: Was ist eine übliche Absatzgröße in diesem Segment?

Schmitz: Wir haben 2008 bis 2010 durchschnittlich um die 1.400 Ranger pro Jahr verkauft. Der Markt für Pick-ups in Deutschland ist etwa 14.000 Fahrzeuge groß.

?: Bemerken Sie den VW Amarok als starken Wettbewerber?

Schmitz: Wir haben 2011 rund 2.400 Ranger verkauft und unser Marktanteil hat im vergangenen Jahr stark zugelegt, nämlich um fünf Prozent – trotz des Amaroks. Und der neue Ranger hat bereits vor seiner Markteinführung für Aufsehen gesorgt: Mit fünf Sternen wurde der neuen Modellgeneration beim Euro-NCAP-Crashtest die höchstmögliche Bewertung verliehen – weltweit wurde zuvor kein anderer Pick-up mit fünf Euro-NCAP-Sternen ausgezeichnet. Hinzu kommt: Der neue Ranger bietet eine Anhängelast von 2,4 Tonnen und eine Wattiefe von 800 Millimetern – mit Abstand die beste im Umfeld.

?: Was wollen Sie mit dem Ranger erreichen?

Schmitz: Wir streben einen Segmentanteil von 20 Prozent an. Wir wollen also unseren hohen Anteil zumindest halten.

?: Wie würden Sie die wirtschaftliche Entwicklung der Nutzfahrzeugsparte von Ford im vergangenen Jahr beurteilen?

Schmitz: 2011 war für Ford, was den Marktanteil angeht, das beste Nutzfahrzeugjahr seit 1998. Wir haben laut Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) von 7,6 auf 8,7 Prozent zugelegt. Das war das vierte Wachstumsjahr in Folge.

?: Der Grund dafür waren auch Kunden, die unbedingt noch Euro-4-Transporter wollten. Bei all den vorgezogenen Verkäufen – haben Sie da nicht Angst, dieses Jahr abzufallen?

Schmitz: Wir wollen den Marktanteil halten. Wir haben mit unserem Angebot viele Kunden des Wettbewerbs angelockt, die Euro-4-Fahrzeuge kaufen wollten. Das waren also keine vorgezogenen, sondern vom Wettbewerb abgezogenen Verkäufe.

?: Das heißt in absoluten Zahlen?

Schmitz: Ich gehe davon aus, dass die Industrie gleich stark bleibt, dass der Absatz stabil ist und wir die Zahlen, die wir vergangenes Jahr erreicht haben, auch 2012 wieder erzielen.

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