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Firmentreue 20 Jahre für Schuon unterwegs

Foto: Rathmann 2 Bilder

Fahrer sind wie Nomaden. Früher oder später brechen sie ihre Zelte ab und ziehen weiter. So jedenfalls lautet ein gängiges Klischee. Die Spedition Schuon aus Haiterbach im Landkreis Calw kann es entkräften. "Rund 90 Prozent unserer Fahrer sind Stammfahrer, die seit vielen Jahren bei uns sind", berichtet Geschäftsführer Theo Schuon.

Groß sei die Fluktuation nur am Anfang. "Man muss zehn Fahrer einstellen, bis man zwei behält", sagt der Spediteur. Das liege daran, dass sich die neuen Mitarbeiter erst einmal mit dem Unternehmen vertraut machen müssten. Nicht jeder komme mit den hohen Anforderungen klar. "Die Fahrer müssen die Lenk- und Ruhezeiten einhalten, sollen unfallfrei und Kraftstoff sparend fahren, müssen sich mit dem digitalen Tachografen und der Telematik auskennen, die Ladung richtig sichern und dann noch einen guten Eindruck bei den Kunden hinterlassen", zählt Schuons Tochter Sandra Grimm auf, die den Bereich Marketing leitet. Das seien schon eine Menge Ansprüche.

Doch wer in den ersten Monaten mit diesen Dingen klarkommt, bleibt in der Regel länger dabei. Siegward Pippel und Rolf-Joachim Schiller sind die besten Belege hierfür. Beide feiern dieses Jahr Jubiläum – genauso wie trans aktuell: Auch sie können auf 20 Jahre zurückblicken, auf 20 Jahre im Dienste der Spedition Schuon.

Der Umgangston bei Schuon stimmt

Warum sie dem Unternehmen so lange treu geblieben sind? "Es herrscht ein ordentlicher Ton, und das Geld ist immer pünktlich gekommen – das ist keine Selbstverständlichkeit", sagt Schiller. Der Fuhrpark sei modern, und er habe immer sein eigenes Fahrzeug gehabt. "Jetzt habe ich mein fünftes Auto innerhalb von 20 Jahren – das wird vermutlich auch mein Letztes sein", sagt der 61-Jährige. In zwei Jahren gehe er in Rente. Schiller ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Für seinen Arbeitgeber hat der Fahrer auch Opfer gebracht. Er kommt aus Eichenberg in Thüringen und konnte daher nur am Wochenende nach Hause. Das gelang nicht immer – doch die Disposition habe sich immer für ihn ins Zeug gelegt. Schiller hatte als Imker und Rinderzüchter gearbeitet, ehe er 1992 bei Schuon in der damaligen Niederlassung Weißenfels in Sachsen-Anhalt begann. Als die Spedition den Stützpunkt 1994 auflöste, wechselte er zur Zentrale nach Haiterbach.

20 Jahre im Fernverkehr

Ähnlich machte es Siegward Pippel, der ebenfalls seit 20 Jahren an Bord ist. Auch er wollte zunächst in Weißenfels anheuern. Die Spedition empfahl ihm aber, zunächst ein Vierteljahr im Fernverkehr Erfahrungen zu sammeln. "Aus diesem Vierteljahr sind 20 Jahre geworden", erzählt Pippel. Auch er fühlt sich bei Schuon gut aufgehoben. Wie sein Kollege Schiller hebt auch Pippel die immer pünktliche Bezahlung und die moderne Flotte hervor. "Und wenn man einmal ein Problem hat, wird es immer gleich geregelt." Nach einem anderen Arbeitgeber habe er sich nicht umgeschaut. "Andere Kollegen sind gegangen und ein halbes Jahr später reumütig wieder zurückgekehrt."

Wie Schiller kommt auch Pippel aus einer anderen Branche und hat erst später am Lkw-Fahren Gefallen gefunden. Der 57-Jährige war ursprünglich als Agrartechniker tätig. Auch er ist seit vielen Jahren Pendler und in Reichardtswerben in Sachsen-Anhalt zu Hause. Dort erwarten ihn am Wochenende seine Frau und drei Kinder.

Schuon lobt seine Fahrer

"Beide Fahrer sind so, wie man sich gute Mitarbeiter wünscht", lobt Firmenchef Schuon. Sie seien absolut zuverlässig und noch nie in einen größeren Unfall verwickelt gewesen. Doch Pippel und Schiller sind nicht mehr die Jüngsten – das sagen sie auch selbst. Daher engagiert sich das Unternehmen seit Jahren stark in der Nachwuchsarbeit – sowohl im kaufmännischen als auch im gewerblichen Bereich. Über alle drei Lehrjahre hinweg sind derzeit 22 Auszubildende bei Schuon beschäftigt.


Der bisher wohl größte Kraftakt in Sachen Ausbildung: 2008 hatte die Firma gemeinsam mit den Speditionen Große-Vehne aus Schwieberdingen und Benzinger aus Friolzheim eine eigene Klasse für angehende Berufskraftfahrer in Schorndorf auf die Beine gestellt. Inzwischen hat sich das Projekt etabliert. Schuon stellt jedes Jahr fünf bis sechs neue Lehrlinge. Das bringt aber nicht nur Arbeit, sondern auch eine Entlastung: "Wenn fünf Auszubildende auf einmal fertig werden, ist das für die Disposition in jedem Fall eine große Hilfe", sagt Schuon.

Der Nachwuchs trifft auf ein modernes Unternehmen, das sich auf Volumentransporte in Europa spezialisiert hat. "Das Geschäft läuft auf gutem Niveau", erzählt Theo Schuon. Neu sind seit anderthalb Jahren auch Aktivitäten im Bereich Logistik. Inzwischen stehen in Haiterbach dafür 5.000 Quadratmeter Lagerfläche zur Verfügung.
Doch so rund lief es nicht immer. Die wohl schmerzhafteste Zeit machten der Unternehmer, aber auch Fahrer wie Siegward Pippel und Rolf-Joachim Schiller 2003 und in den Folgejahren durch. Das Unternehmen war in die Insolvenz geraten und musste harte Einschnitte hinnehmen. "Das war der herbste Rückschlag in der Firmengeschichte", bilanziert Schuon. Doch habe er seine Zuversicht nie verloren.

190 Jumbofahrzeuge fahren für Schuon

So gelang es dem Unternehmen nach seiner konsequenten Neuausrichtung, auch wieder zu wachsen. Statt 110 Einheiten sind inzwischen 190 eigene Jumbofahrzeuge für Schuon unterwegs, 60 davon sind am ungarischen Standort Veszprém stationiert. "Die Insolvenz ist überstanden und abgehakt", sagt Schuon. Seine Kinder, die für die dritte Generation des Unternehmens stehen, haben ihn in der schwierigen Zeit unterstützt. Das sind neben den Töchtern Sandra Grimm (37) und Bianca Schuon (31), die im Kundenservice arbeitet, auch Sohn Alexander Schuon (33), der die Speditionsgeschäfte leitet.

Auch die Mitarbeiter haben mitgezogen – so wie die beiden Jubilare Pippel und Schiller. Klar hätte er auch die Möglichkeit gehabt, sich einen anderen Arbeitgeber zu suchen, berichtet Fahrer Schiller. "Doch warum wechseln, wenn es mir hier gefällt?"

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