Fahrer-Talk Fernfahrer diskutieren mit Verkehrsminister

Winfried Herrmann3 Foto: Volker Hammermeister 8 Bilder

Winfried Hermann, Minister für Verkehr und Infrastruktur in Baden-Württemberg, lud am 15. Februar Lkw-Fahrer zum Gespräch ins Ministerium ein.

Gedämpfte Erwartungen

Gut 40 Kollegen folgten der Einladung, trotz gedämpfter Erwartungen. Das zeigte beispielsweise die Stimmungslage im Forum der Truckerfreunde vor dem Termin: "Wenn etwas  Nützliches dabei herauskommt, ist das ja gut. Vielleicht will sich der Minister nur wichtigmachen." "Ich verspreche mir nicht viel." "Gespräche mit einem Grünen sind sowieso umsonst. Die sind doch sowieso gegen uns; bestimmt auf Stimmenfang." Doch welche Überraschung. Die Veranstaltung fand im Innenhof des Verkehrsministeriums statt und folgte einer klaren Linie in zwei Blöcken mit den Themen Infrastruktur und Arbeitsbedingungen.

Wo drückt der Schuh?

Gleich zu Beginn machte Hermann klar, dass der Dialog mit den Profis der Landstraße Teil einer Veranstaltungsreihe ist, die alle Verkehrsteilnehmer im Blick hat. Es kamen bereits Fahrrad- oder Taxifahrer zu Wort. Hermann will von "den Alltagsexperten wissen, wo ihnen der Schuh drückt." Er möchte aus dem Dialog etwas mitnehmen und schrieb fleißig sein Notizbuch mit den Anregungen aus dem Publikum voll.

Transportbranche ist ein Wirtschaftsmotor

Nach Meinung des Ministers wird der Lkw auch in der Zukunft eine wichtige Rolle spielen, vor allen Dingen auf kürzeren und mittleren Distanzen. "70 Prozent des Güterverkehrs rollt auf der Straße. Dafür fehlt der Bahn jede Kapazität." Die Logistikbranche sei gerade in Baden-Württemberg ein wichtiger Wirtschaftsmotor. "Hier leben rund 110.000 Menschen von dieser Branche." Herman hat „höchsten Respekt“ vor dem Beruf des Lkw-Fahrers. "Das ist ein harter Job." Das Publikum fühlte sich verstanden. Themen wie schlechtes Fahrerimage, miese Bezahlung, Nachwuchsproblematik, strikte Lenk- und Ruhezeiten, fehlende Parkplätze, Autobahnbaustellen, eingefrorene Spesensätze oder Umweltzonen wurden leidenschaftlich diskutiert, immer wieder unterbrochen von Zwischenrufen. Hermann zeigt sich kooperativ, verwies aber auch in vielen Angelegenheiten auf die Zuständigkeit von Behörden außerhalb seines Einflussbereiches, etwa bei der Regelung der Lenk- und Ruhezeiten. "Der Widerspruch zwischen der Regelung der Lenk- und Ruhezeiten und dem Mangel an Parkplätzen ist für mich ein Beispiel des Politikversagens."

Geiz ist asozial

Andererseits gab Hermann den Lkw-Fahrern auch ein paar Hausaufgaben mit auf den Weg. "Sie können sagen, Sie üben einen wichtigen Beruf aus." Aber das Problem des Fahrerimages gehe auch jeden einzelnen an. "Das fängt schon damit an, wie Sie persönlich auftreten." Niedrige Frachtraten sieht der Minister im Zusammenhang mit einer Billig-Mentalität. "Geiz ist nicht geil, sondern asozial." Die preiswerten Produkte aus dem Ausland drücken auch die Preise im Transport. "Da kann nur Dumping bei rauskommen." Die Alternative: Mehr Produktion im Inland, verbunden mit der Bereitschaft der Konsumenten, für regionale Ware auch mehr zu bezahlen. Außerdem müssten die Kosten eingerechnet werden, welche die Gesellschaft für den Transport zahlt, etwa in Form von Umweltschäden.

Respekt der Verkehrsteilnehmer

Die Zukunft des Verkehrs sieht der Minister in einem fairen Dialog und gegenseitigem Respekt der Verkehrsteilnehmer. "Wir streben eine bessere Umwelt-, Klima- und Menschenverträglichkeit an." Die Umwelttechnik habe inzwischen bei Lkw einen technischen Stand erreicht, den man "kaum noch verbessern kann". Jetzt gehe es darum, die Verkehrsströme noch effizienter zu gestalten "mit weniger Leefahrten, weniger Stau und alternativen Antrieben".

Zukunft des Berufskraftfahrers

Die Zukunft des Berufskraftfahrers beurteilt Hermann optimistisch. Im Zuge des demoskopischen Wandels werden weniger Kollegen für den Job zur Verfügung stehen. "Die Speditionen werden um sie werben." Damit könnten auch die Löhne steigen. Und noch etwas legt der Minister den Lkw-Fahrern ans Herz. "Die Politik kann nur einen Rahmen zur Verfügung stellen. Bestimmte Sachen müssen Sie aber selber auf die Beine stellen." Hermann denkt dabei an Verbände, die die Interessen der Lkw-Fahrer vertreten. "Warum gibt es in Ihrer Branche keine Tarifverträge?" Da traf es sich gut, das Jochen Dieckmann die Initiative "Hand-in-Hand" vorstellen konnte. Und auch Vtop war vor Ort.

 

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