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Fahrner Logistics Diversifizierung mit Methode

Fahrner Logistics Fuhrpark Foto: Fahrner

Die Fahrner Logistics Gruppe aus Dornstetten hat ihr Angebot in sieben Geschäftseinheiten aufgeteilt. Die neueste heißt Sicherheit und umfasst Bewachung sowie Geld- und Werttransporte.

Bald muss der Qualitätsmanager der Fahrner Logistics Gruppe seinen Platz räumen und einen anderen Schreibtisch beziehen: Das große Büro mit Blick ins Grüne, das er sich mit Kollegen der Fahrner Academy teilt, wird mit neuen Arbeitsplätzen ausgestattet und soll künftig den Umschülern zum Selbststudium dienen. Ab September können Besitzer von sogenannten Bildungsgutscheinen der Arbeitsagentur sich hier nach einer entsprechenden Eignungsprüfung zum Berufskraftfahrer oder zur Fachkraft für Lagerlogistik umschulen lassen.

"Wir haben durch unser Konzept überzeugt – wer hat schon einen Bildungsträger, der den praktischen Bereich gleich im Hause hat?", sagt Geschäftsführer Sven Wolter. Nach einer Zusatzzertifizierung gemäß der Akkreditierungs- und Zulassungsverordnung Arbeitsförderung (AZAV) darf die Fahrner Academy jetzt loslegen. Im Angebot sind 24-monatige Umschulungen sowie auf sechs beziehungsweise neun Monate verkürzte Umschulungen zur Fachkraft für Lagerlogistik und zum Berufskraftfahrer. Die Fahrner Academy ist eine von sieben Geschäftseinheiten, die seit diesem Jahr als eigenständige Gesellschaften unter dem Dach der Fahrner Logistics Gruppe vereint sind.

Der bisherige Name Spedition Fahrner wird noch für das Kerngeschäft des Familienunternehmens – Transportdienstleistungen – fortgeführt. "Wir wollten bei unseren Kunden nicht immer nur als Spedition auftreten", erklärt Sven Wolter die neue Struktur und den neuen Namen, "wenn Neukunden das Wort Spedition auf der Visitenkarte lesen, wird man oft auf den Bereich Transport reduziert. Mit der Umstrukturierung ist unser Angebot wesentlich transparenter." Kunden falle es so leichter, sich die Dienstleistungen herauszupicken, die sie benötigen. "Etwa lässt der Kunde bei uns seine Mitarbeiter den Gabelstaplerschein machen – und gleichzeitig vergibt er an unseren Bereich Consulting einen Drei-Tages-Auftrag, die Versandabteilung zu überprüfen."

Neu im Angebot: Fahrner Security Services

Betriebswirtschaftlich ergebe die Umstrukturierung ebenfalls Sinn: "Jede GmbH ist aufgebaut als eigenes Profitcenter – eine Quersubventionierung findet also nicht statt." Zudem sei es damit leichter, "Löcher" gleich zu erkennen und deren Ursache zu beheben. Entsprechend angepasst ist auch die Managementstruktur: Der geschäftsführende Gesellschafter Dieter Fahrner, der das Familienunternehmen in dritter Generation führt, teilt sich die Geschäftsleitung mit vier Mitarbeitern – darunter Sven Wolter –, die als Geschäftsführer die sieben Gesellschaften verantworten.

Das neueste Geschäftsfeld ist die Fahrner Security Services. "Ein Kunde aus der Kontraktlogistik, für den wir im eigenen Lager Inhouse-Outsourcing machen, hat uns darauf gebracht", erzählt Wolter. Eigentlich ging es darum, ob der Logistiker nicht nur Arbeiten im Lager, sondern auch außerhalb – sprich Pförtnerdienste und Objektschutz – übernehmen könnte. Gesagt, getan. Dann kam eine zusätzliche Anfrage eines Kunden aus dem Lebensmitteleinzelhandel. Für den holen Fahrner-Security-Mitarbeiter künftig Bargeld aus den Filialen ab, zählen es und übergeben es an die Bankhäuser. "Zusätzlich bieten wir auch Kurierdienste und das Aufschalten von Alarmanlagen an", sagt Wolter.

50 Prozent des Umsatzes macht Fahrner außerhalb des Transportbereichs

Für den Aufbau des Bereiches haben die Schwarzwälder einen Branchenexperten eingestellt, der sich um das Operative kümmert – etwa die Beschaffung der entsprechenden Fahrzeuge, die Einweisung der Mitarbeiter und um den Vertrieb. "Von selber wären wir nicht auf die Idee gekommen", gibt Wolter zu, "aber weil wir in unserer Struktur schlank aufgestellt sind, können wir solche Ideen schnell umsetzen." Im Gegenzug seien die Kunden aufgrund der meist langjährigen Beziehungen auch sehr interessiert, wenn es eine neue Dienstleistung gebe. Rund 50 Prozent des Umsatzes generiert Fahrner inzwischen durch seine Aktivitäten außerhalb des Transportbereichs. "Die Diversifizierung hat unserem Unternehmen gutgetan ", sagt Wolter.

Dennoch bleiben die klassischen Transport- und Logistikdienstleistungen ein wichtiger Pfeiler. Historisch gewachsen – Dornstetten liegt im Nordschwarzwald – ist der Fokus auf Kunden aus den Bereichen Druck, Papier und Verpackung. "Weil hier aber der Wettbewerbsdruck sehr hoch ist, ist das Thema Diversifizierung auch eine Risikominimierung, weil es in den Bereichen noch ganz andere Wachstumschancen gibt als im reinen Transportbereich", sagt Wolter.

Ein weiterer Schwerpunkt des Unternehmens liegt auf Kunden aus dem Bereich Solar, Solarthermie und Fotovoltaik. Auch hier braucht es laut Wolter mehr als den klassischen Transport palettierter Ware. So bietet das Unternehmen für die importierten Teile aus Fernost ein eigenes Zolllager an oder kümmert sich etwa um die Kommissionierung von Kleinteilen wie Haken oder Dachträger. Weil andererseits viele der Module inzwischen so groß und die benötigten Aluschienen zur Befestigung mit einer Länge bis zu sechs Metern zuweilen sehr unhandlich sind, bietet Fahrner auch ein Zwei-Mann-Handling an. "Außerdem haben wir etwa für einen Kunden eine IT-Lösung entwickelt, die es uns ermöglicht, die Module in unserem Lager nicht nur palettenweise, sondern auch einzeln per Barcode zu erfassen und zu kommissionieren", erklärt Wolter. Das heißt, dass aus einer Lieferung auch gezielt ein oder mehrere bestimmte Teile herausgenommen werden können. So wird etwa bei der Belieferung einer Baustelle nachvollziehbar, welches einzelne Modul geliefert und eingebaut wurde – was etwa eine Gewährleistung des Herstellers bei Nichtfunktionieren des Moduls vereinfacht.

Wachstumschancen für das Unternehmen sieht der Logistiker noch im Bereich Automotive, etwa in der Kanban-Versorgung. "Die Margen, die hier gezahlt werden, machen einen Riesenunterschied zu dem, was ein Wellpappe-Hersteller bieten kann", erklärt Wolter. Auch der Maschinenbau biete noch einiges an Potenzial. Aktuellstes Beispiel dafür ist das Unternehmen Homag aus dem benachbarten Schopfloch, das Maschinen zur Holzverarbeitung fertigt. Seit April übernimmt Fahrner die Produktionsversorgung und -entsorgung, die Shuttle-Verkehre sowie Lager- und Kommissionierdienstleistungen. "In diesen Bereich wollen wir auf jeden Fall tiefer rein – der Maschinenbau ist auch mittelständisch geprägt wie wir, da passt einfach die Denke."

Das Unternehmen Fahrner Logistics

Die Fahrner Logistics Gruppe ist heute neben dem Unternehmenssitz in Dornstetten mit Niederlassungen in Neuss, Werdohl, Hamburg und Schwandorf sowie in Barcelona (Spanien), Straßburg (Frankreich), Nýrany (Tschechien) und Prevalje (Slowenien) vertreten. Das Unternehmen beschäftigt rund 550 Mitarbeiter und hat eine jährliche Tonnage von rund 950.000 Tonnen. Gegründet wurde die vormalige Spedition Fahrner 1925 als Transportunternehmen, heute bietet die Gruppe neben den Transportdienstleistungen Kontraktlogistik (Fahrner Logistics Services), Fort- und Weiterbildung (Fahrner Academy), Arbeitnehmerüberlassung (Fahrner Network), Beratung (Fahrner Consulting), Fahrzeugvermietung (Fahrner Rental Solutions) sowie Bewachung und Werttransporte (Fahrner Security Services) an.

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