Fahrbericht Fiat Ducato Der hat was auf dem Kasten

Fiat Ducato Foto: Jecek Bilski 12 Bilder

Als Basis für Wohnmobile hat sich der Fiat Ducato längst bewährt. Ob es nur an den Qualitäten seines Laderaums liegt, klären wir in einem Test der etwas anderen Art.

Da steht er nun auf unserem Testwagenparkplatz, der Ducato Kastenwagen. Was machen wir jetzt mit ihm? Beladen und auf unsere Verbrauchsrunde schicken? Das ist Standard. Beschleunigung, Bremswege und Lautstärke in der Kabine messen? Sowieso. Nein, um herauszufinden, wie sich der kurze und niedrige Ducato mit dem 115 PS starken Diesel im Alltag schlägt, wollen wir einmal einen anderen Ansatz wagen.

Ein Test der etwas anderen Art

Wir packen Isomatte, Schlafsack und Wanderutensilien ein und starten Richtung österreichische Alpen. Dort, wo sonst Paletten und Werkstattausrüstung Platz finden, wollen wir nach unserer Bergtour zu zweit schlafen.

Der geeignete Parkplatz dafür ist schnell gefunden. Einzige Bedingung: Das Heck muss Richtung Westen zeigen, damit am Morgen die ersten Sonnenstrahlen durch die beiden Türscheiben in den Laderaum fallen.

Rustikale Nachtruhe

2.500 Höhenmeter und zwei anstrengende Wandertage später freuen wir uns auf die rustikale Nachtruhe. Platz haben wir ja in Hülle und Fülle. Wo normalerweise drei Europaletten Platz finden, liegen jetzt zwei Isomatten nebeneinander.

Selbst zwischen den Radkästen, an der engsten Stelle des Laderaums, bleiben uns fast 1,50 Meter, was den ungeduschten Bergkameraden ungewolltes Kuscheln erspart. Und bei 2.67 Meter Länge bleibt im Laderaum des Ducato Kastenwagen 30 trotzdem eine Menge Platz für unser Gepäck.  Die sechs Verzurrpunkte am Boden bleiben in dieser Nacht ungenutzt. Sie stören uns auch nicht weiter, schließlich hat Fiat sie sinnvollerweise mit Plastikkappen abgedeckt.

Universeller Laderaum

Vor dem Einschlafen stellt sich dann noch die Frage, wie nachts Luft in die acht Kubikmeter Laderaum kommt. Die Fenster in den Heckdrehtüren lassen sich nicht öffnen, die Schiebetüre ist verblecht. Bleibt nur das kleine Schiebefenster in der Trennwand zur Fahrgastzelle.

Das dient sonst während der Fahrt der freien Sicht über den Innenspiegel nach hinten. Doch schon auf der Herfahrt haben wir bemerkt: Bei Tageslicht ist das Fenster hilfreich, in der Dunkelheit aber spiegelt sich das Licht des Gegenverkehrs so stark in der Scheibe, dass es vom Fahren ablenkt.

Das kann man besser lösen. In der Nacht entpuppt sich diese Art der Belüftung dann zudem als wenig effektiv. So treibt uns die Hitze um zwei Uhr hinaus ins Freie zu einem kleinen Spaziergang unter dem österreichischen Sternenhimmel.

Herausnehmbare Taschenlampe im Laderaum

Als ob die Ingenieure es geahnt hätten, haben sie in die Laderaum-Beleuchtung eine herausnehmbare Taschenlampe integriert. Die können wir für unserer Nachtwanderung gut gebrauchen. Die Lampe in die Halterung wieder reinzufummeln ist allerdings nicht ganz einfach – oder liegt das nur an unserem Schlafdefizit?

Die frische Luft jedenfalls hat geholfen, wir dösen, bis uns die Sonne weckt. Jedoch nicht wie erhofft mit ihren hellen Strahlen. Vielmehr treibt uns die Hitze aus unserem Schlafgemach nach vorne in die Kabine. Wie gut, dass der Testwagen eine Klimaanlage (1.350 Euro) hat.

Überhaupt liegen im Fahren die wahren Qualitäten des Fiat. Und natürlich im Lasten transportieren. Rund eine Tonne Ladung packt die Variante 30 des Ducato. Oder 28.500 Müsliriegel für die ganz extrem lange Bergtour. Wer mehr Nutzlast braucht, bekommt den Wagen sogar mit zulässigen Gesamtgewichten von 3.300 und 3.500 Kilo.

Kein Dynamikwunder

Schon auf der Herfahrt die Pässe hoch haben wir festgestellt: Ein Dynamikpaket ist der 115 PS starke Zweiliter-Motor nicht. Aber wenigstens sparsam. Voll beladen verbrauchte er auf der 200 Kilometer langen Norm-Testrunde im Schnitt 7,9 Liter. Hier in den Bergen gurgeln aber bis zu zehn und mehr Liter aus dem 120-Liter-Tank (50 Euro) in die vier Zylinder.

Der Wert könnte etwas besser sein, würde Fiat auch dem kleinsten Euro 5-Motor ein Sechsgang-Getriebe verordnen. Das brächte auch eine bessere Elastizität. Von 80 auf 120 km/h braucht der 115 Multijet im lang übersetzten fünften Gang 21,5 Sekunden.

Um nicht erst an der Tankstelle zu erfahren, wie gut oder schlecht die Verbrauchswerte sind, bietet die Instrumententafel auch einen Reiserechner. Verlassen sollte man sich darauf aber nicht: Jedenfalls blieb auf der Rückfahrt die prognostizierte Reichweite im Tempomat-Betrieb gut 50 Kilometer lang auf 62 Kilometer stehen.

Ducato liegt satt auf der Straße

Das funktioniert beispielsweise im Scudo besser. Dafür malträtiert das Fahrwerk unsere müden Rücken nicht allzu sehr. Obwohl der Ducato kaum beladen ist, liegt er auch auf den vom Frost gebeutelten Bergstraßen einigermaßen satt, ohne dass die Räder von Schlagloch zu Schlagloch hüpfen.

Wir sind dennoch froh, als wir endlich die Autobahn erreichen und Gas geben können. Denn auch da zeigt sich der Fiat von der angenehmen Seite und hält ordentlich im Rückreisverkehr mit. Experiment gelungen, Ducato getestet.

Wir haben gelernt: Fürs Reisen sollte man doch besser auf ein echtes Wohnmobil auf Ducato-Basis zurückgreifen. Für den täglichen professionellen Einsatz aber ist der Kastenwagen dank den ordentlichen Verbrauchswerten und hilfreichen Details bestens geeignet.

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