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Emissionsfreie Zustellung von Paketen Alles dreht sich um alternative Antriebe

GLS Zustellfahrer Foto: GLS

Die Stickstoffdioxid-Konzentration in der Außenluft ist in vielen deutschen Städten zu hoch. Dies ist zuletzt durch das Bundesverwaltungsgerichtsurteil im Februar 2018 wieder in den Fokus gerückt, das Städten und Kommunen zubilligt, zur Einhaltung des EU-Grenzwerts Fahrverbote für Dieselfahrzeuge zu verhängen.

Doch Paket- und Expressdienste haben sich die Themen Nachhaltigkeit und emissionsfreie Zustellung längst auf die Fahnen geschrieben – lange vor dem Urteil. "Wir machen mit der ehrgeizigen Umweltstrategie ‚Mission 2050: Null Emissionen‘ weiter Fortschritte", sagt Christof Ehrhart, Leiter Konzernkommunikation und Unternehmensverantwortung bei Deutsche Post DHL Group. Bis 2025 will der Konzern eigene Abholung und Zustellung auf der ersten und letzten Meile zu 70 Prozent mit sauberen Lösungen durchführen. Bereits jetzt liege dieser Anteil bei rund 28 Prozent.

Pakete per Elektroflotte

Das Unternehmen betreibt mit seinen selbst entwickelten und in Eigenregie produzierten Street-scooter-Fahrzeugen sowie rund 10.500 E-Bikes und E-Trikes die größte Elektroflotte in Deutschland. Mittelfristig möchte das Unternehmen im Interesse der Umwelt und der Kunden seine gesamte Brief- und Paketzustellflotte durch Elektrofahrzeuge ersetzen, die mit Strom aus regenerativen Energien betrieben werden. Die Streetscooter stoßen keine CO2-Emissionen und lokalen Schadstoffe aus, auch die Lärm­emis­si­o­nen werden deutlich reduziert. Die Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen macht den Einsatz von Fahrzeugen mit elektrischen Antrieben zudem zu einer zukunftsorientierten und ökonomisch attraktiven Investition.

"Sicherlich ist die Elektromobilität nicht der einzige Weg hin zu einer emissionsfreien Zukunft, aber sie ist ein vielversprechender Anfang", sagt Konzernchef Frank Appel. Zukunftsfähige Mobilität müsse ökologisch, wirtschaftlich sinnvoll und an den Bedürfnissen der Akteure ausgerichtet sein. Diese Bedingungen erfülle die  Elektromobilität bislang nur eingeschränkt. Auch wenn es für Lieferverkehre im innerstädtischen Kurzstreckenbereich schon sehr vielversprechende und alltagstaugliche E-Lösungen gebe, so sind der Nutzung für die breite Masse noch Grenzen gesetzt. "Die Fahrzeugkosten sind in vielen Fällen noch zu hoch und die Speicherkapazität der Batterien für weite Strecken zu gering", fügt er hinzu. Darüber hinaus fehle es sowohl im kommerziellen wie im privaten Bereich an flä­chen­decken­der Ladeinfrastruktur.

Im vergangenen Jahr hat alleine die Deutsche Post täglich rund 4,3 Millionen Pakete an deutsche Haushalte geliefert. Und das Paketvolumen wächst weiterhin signifikant. Mehr Güter dürfen nicht mehr Emissionen bedeuten. Das heißt konkret: "Wir müssen die letzte Meile optimieren und Transporte – wo immer möglich – vermeiden", betont Appel. Das geschehe schon heute über intelligente Routenplanung und neue Auslieferungsmodelle, über Packstationen, private Paketkästen oder durch die Zustellung an Wunschadressen.
Auch Hermes hat sich ambitionierte Umweltziele gesteckt. Bis zum Jahr 2025 will das Unternehmen in allen 80 deutschen Großstädten emissionsfrei zustellen.

Hermes treibt das Programm Urban Blue voran

Unter dem Projektnamen "Urban Blue" treibt Hermes in Deutschland bundesweit ein ehrgeiziges Programm zur Reduzierung von Emissionen und Verkehr voran. Kern ist eine im Mai 2017 beschlossene strategische Kooperation mit Mercedes-Benz Vans. In diesem Rahmen gehen bis 2020 zunächst 1.500 elektrische Zustellfahrzeuge in Betrieb. Erste Vorserienfahrzeuge starten in den kommenden Wochen unter anderem in Hamburg. Ergänzt wird die Partnerschaft mit Mercedes-Benz Vans um zahlreiche weitere Kooperationen und Projekte, die ausdrücklich auch Cargobikes, E-Scooter und andere alternative Zustellmethoden mitdenken. "Die Umstellung kann aber nicht von heute auf morgen erfolgen. Allein der Aufbau von Ladeinfrastruktur für die Elektrofahrzeuge ist eine Aufgabe, die viel Zeit und Investitionen erfordert", erläutert Oliver Lanka, Fuhrparkleiter von Hermes Germany.

Der Paketdienst GLS testet europaweit verschiedene nachhaltige Zustellkonzepte. In Deutschland setzt das Unternehmen zur Versorgung von Innenstädten in erster Linie auf eine Kombination aus E-Fahrzeugen und Mikro-Depots. GLS wertet die Erfahrungen mit allen im Einsatz befindlichen E-Fahrzeugen und Versorgungsansätzen intensiv aus. Sukzessive werden in geeigneten Zustellgebieten weitere elektronisch betriebene Fahrzeuge eingesetzt. "Ziel ist es, für jede einzelne Tour die effizienteste und nachhaltigste Lösung zu finden", sagt Anne Putz von GLS Deutschland. Hierzulande setze GLS mittlerweile E-Bikes in Bochum, Darmstadt, Dortmund, Düsseldorf, Konstanz und Nürnberg ein. Dazu sind drei elektrisch betriebene Vans in Düsseldorf, Dortmund und Unna im Einsatz.

Lösungen für letzte Meile

"Wir haben im vergangenen Jahr sowohl mit dem Test als auch mit der Implementierung einer ganzen Reihe innovativer und nachhaltiger City-Logistik-Lösungen begonnen", sagt Friedemann Nierhaus, Head of Innovation & Strategic Partnerships bei Liefery. Dazu gehöre eine Vielzahl elektrifizierter Fahrzeugkonzepte. Eins der Fokusthemen des Lieferdienstes in diesem Jahr sei der Aufbau einer nachhaltigen Zustellfahrzeugflotte, um den Kunden eine  CO2-neutrale Lösung auf der letzten Meile anbieten zu können.

Aus wirtschaftlichen Gründen und zugunsten des Klimas hat auch UPS bereits vor Jahren die Initiative ergriffen. Seit 2009 hat UPS weltweit mehr als 605 Millionen Euro in Fahrzeuge mit alternativen Kraftstoffen und fortschrittlichen Technologien investiert. Der US-Paketdienst arbeitet ebenso wie seine Wettbewerber intensiv und kontinuierlich an der Umstellung seiner Lieferfahrzeuge von Diesel auf alternative Kraftstoffe. UPS betreibt in seiner Flotte in Deutschland bereits 70 rein elektrisch angetriebene 7,5-Tonner. In Düsseldorf sind beispielsweise bereits 20 E-Transporter im Einsatz und decken weite Teile der Innenstadt ab. Diese Fahrzeuge sind allesamt Umrüstungen älterer 7,5-Tonnen-Dieselfahrzeuge.

Seit April testet UPS in seinen Niederlassungen Hannover und Braunschweig zwei E-Crafter von VW. "Die E-Crafter von VW sind Teil unserer rollenden Labore, mit denen wir emissionsarme und emissionsfreie Antriebe und Technologien auf ihre Tauglichkeit im täglichen Einsatz prüfen", sagt Ralf Eschemann, ­Vice President Automotive Maintenance and Engineering UPS Europa. Bereits 2016 erreichte UPS das selbst gesteckte Ziel, 1,6 Milliarden Kilometer mit seiner Flotte aus alternativen Kraftstoffen und fortschrittlichen Technologien zurückzulegen.

Zudem versteht sich der Dienstleister mit diversen City-Logistik-Projekten als Vorreiter unter den Paketzustellern. In diesen Projekten werden Sendungen in ein Mikro-Depot in der Innenstadt gebracht und von diesem Standort aus per konventionellem oder elektrisch unterstütztem Lastenfahrrad, Sackkarre oder zu Fuß an die Empfängeradressen geliefert. UPS agiert als Partner der Städte und engagiert sich bei der Entwicklung zukunftsfähiger Lösungen.

Test alternativer Antriebe

"Wir investieren regelmäßig in die Erneuerung unseres Fuhrparks, damit die von uns eingesetzten Fahrzeuge möglichst zuverlässig, umweltfreundlich und wirtschaftlich arbeiten können", sagt Wolfgang P. Albeck, Vorsitzender der Geschäftsführung von Trans-o-flex. Auch Trans-o-flex habe seit Jahren die Entwicklung von alternativen Antrieben im Blick und teste immer wieder neue Techniken. Aktuell laufen Erprobungen von Elektro- und Hybridantrieben. "Allerdings gibt es derzeit nach unseren Erfahrungen immer noch keine Fahrzeuge, die anders als mit Dieselantrieb die gestellten Aufgaben erfüllen können", fügt Albeck hinzu. Das gelte insbesondere für die bei Trans-o-flex eingesetzten Fahrzeuge mit aktiver Temperaturführung, bei denen der komplette Laderaum temperiert wird. Denn diese Nutzfahrzeuge sind schwerer und brauchen mehr Energie als Standardfahrzeuge.

Welche Services und Lösungen die Paket- und Expressdienste ansonsten anbieten, sind in der großen Marktübersicht aufgeführt, die zum Download bereitsteht.

Download Marktübersicht (PDF, 0,23 MByte) Kostenlos
Dieser Artikel stammt aus diesem Heft
TA 10 2017 Titel
trans aktuell 10 / 2017
5. Mai 2017
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