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Emission Grünen Fußabdruck einfach berechnen

Lkw und Pkw auf einer Autobahn Foto: Alev Atas/ETM

Wie viel CO2 beim Transport entsteht, lässt sich mit einem Kalkulator auf Excel-Basis der TU Dortmund einfach und kostenfrei errechnen. Davon sollen kleine Logistiker profitieren.

Das Bewusstsein in der Gesellschaft für Klimafragen nimmt zu, was angesichts von schmelzenden Gletschern und Extremwetterphänomenen auch notwendig ist. Die Transportbranche hat die Thematik in vielen Bereichen aufgegriffen – auch aus der Notwendigkeit heraus, Energie- und Treibstoffkosten zu sparen. Versandhäuser wie Otto fordern in Ausschreibungen von ihren Transportpartnern eine CO2-Bilanz. DHL und andere Paketdienste bieten ihren Kunden klimaneutrale Transporte. Die Supermarktkette Tesco hat mehr als hundert Produkte mit CO2-Label in den Regalen. Doch wie lässt sich der Schadstoffausstoß vergleichbar berechnen?

Kalkulationsmodelle sind für viele Speditionen zu komplex

Viele Kalkulationsmodelle sind mittlerweile auf dem Markt. "Doch die meisten Modelle zur Errechnung der CO2-Bilanz von Transportketten sind für den Einsatz in kleinen Speditionen zu komplex oder zu teuer", sagt Nils Luft, Mitarbeiter am Lehrstuhl für Fabrikorganisation der TU Dortmund, die Kritik von Branche und Politik. "Kleine Unternehmen können es sich nicht leisten diese Werkzeuge  anzuschaffen oder verfügen nicht über Mitarbeiter, die sich intensiv mit der komplexen Software auseinandersetzen können", erklärt Luft.

Gemeinsam mit seinem Schwester-Institut für Transportlogistik hat der Lehrstuhl im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie das Forschungsprojekt CO2-Methodenbaukasten auf den Weg gebracht. Für knapp 235.000 Euro an Projektmittel der Allianz Industrieforschung entwickeln die Experten in 18 Monaten einen ersten praxisnahen Kalkulator. Die Ergebnisse liegen im Herbst vor. Ein Nachfolgeprojekt zur Weiterentwicklung ist geplant. Der Rechner soll es kleinen und mittleren Speditionen ermöglichen, selbstständig ihre Treibhausgas-Emissionen zu berechnen.

Christiane Geiger ist die Projektleiterin am Institut für Transportlogistik

Damit die Lösung praxisnah und unkompliziert ist, wählten die Forscher mit Excel ein Programm, das in jeder noch so kleinen Spedition vorhanden ist. Die Kosten für den Erwerb eines neuen Programms und Mitarbeiterschulung entfallen dadurch. Das Ziel lautete: "Der Anwender soll durch wenige Eingaben eine Aussage zu den CO2-Emissionen seiner Prozesse bekommen", sagt Christiane Geiger, die Projektleiterin am Institut für Transportlogistik ist. Auf Grundlage aktueller Forschungen werden Ergebnisse in CO2-Äquivalenten ausgewiesen und in Einzeltransporte, nach bestimmten Kunden oder Verkehren des Unternehmens heruntergebrochen.

Im Testbetrieb leistet der neue CO2-Rechner bei dem kleinen Startup-Unternehmen Mountaintop Sports in Dortmund gute Dienste. Die Lösung passe hervorragend zur Firmenphilosophie des Herstellers für Outdoor- und Treckingprodukte, sagt dessen Geschäftsführender Gesellschafter André Rogalski. Die Natur erleben und bewahren ist für die Eiger-Kunden meist selbstverständlich. Rogalski achtet nach eigenen Angaben bei seinen Lieferketten auf soziale Belange ebenso wie auf Ressourceneffizienz. Um den internationalen Warenverkehr zwischen der Fertigung in Asien und dem Zielort in Europa CO2-neutral zu gestalten, hat Rogalski mit der indonesischen Regierung ein Aufforstungsprojekt auf Java gestartet. Zu den 200.000 gepflanzten Bäumen in 2011 sollen dieses Jahr eine Millionen hinzukommen, erzählt er nicht ohne Stolz.

Ein neuer CO2-Methodenbaukasten

Mit dem neuen CO2-Methodenbaukasten kann Rogalski die komplette Emissionsbelastung eines Produkts berechnen – und die nötige Ausgleichsmaßnahme veranlassen. Dafür wählt er auf der Excel-Maske verschiedene Treibstoffe, Transportwege, Gewichte und mehr aus. »Alle variablen Daten sind mit Formeln hinterlegt und am Ende steht relativ schnell eine konkrete Zahl«, sagt Rogalski. "Eine wunderschöne Lösung – einfach einzusetzen und mit schnellen Ergebnissen", lobt der Manager. Dreht er an den Stellschrauben, ändert sich auch der CO2-Ausstoß. So lässt sich der Transportweg auch nachhaltig verbessern. 

Auch für Luft liegen die Vorteile des Methodenbaukastens klar auf der Hand: "Unternehmen können ihre Fortschritte überprüfen, Trends aufzeigen und an entsprechenden Ausschreibungen teilnehmen."

Für das Forschungsprojekt konnte die TU Dortmund einige Betriebe gewinnen, die den Kalkulator mit Zahlen aus der Praxis füttern. Es werden aber immer noch Teilnehmer gesucht.

Die Daten basieren auf dem Normverbrauch

Hellmann Worldwide Logistics ist mit 10.000 Mitarbeitern und mehr als 15 Millionen jährlichen Sendungen weltweit alles andere als ein Branchenzwerg. Das Thema CO2-Einsparung ist auch dort ein Dauerbrenner. Beim Austausch mit der TU Dortmund wurde für den zuständigen Qualitäts- und Umweltmanager Tobias Jüchter schnell klar, dass es für die Datenmengen des Logistikunternehmens einer umfassenderen Software bedarf. Man habe viel ausprobiert und nun eine ausgewählt, die ab Juli zum Einsatz kommt, berichtet Jüchter. Ein Haken sei aber zum Beispiel der Dieselverbrauch: "Die Daten basieren auf dem Normverbrauch – der reale Dieselverbrauch kann noch nicht berücksichtigt werden". Daran werde noch gearbeitet. "Unsere Kunden fordern explizit die Ausweisung von CO2-Werten und erwarten klare Nachweise, wie sich Hellmann Worldwide Logistics beim Klimaschutz entwickelt", ergänzt Jüchter.

Die Entwicklung des Methodenbaukastens hat Hellmann mit einem Probedatensatz unterstützt. Der Rechner ist nun so weit abgeschlossen, dass eine erste Version für kleinere Verlader ab September vorliegt. Wer Interesse hat, kann sich an die TU Dortmund wenden. Die Software kostet nichts und ist für kleinere und mittlere Unternehmen geeignet. Spätere Anpassungen durch kontinuierliche Updates werden diese aber später selbst vornehmen müssen.

Mitmachen erwünscht

Interessierte Unternehmen können noch in das bis August 2012 laufende Forschungsprojekt der TU Dortmund einsteigen. Gesucht werden drei bis fünf kleine bis mittel-
große Logistik- und Transportbetriebe mit Interesse an einer CO2-Auswertung ihrer Verkehre.


Fragen zum Projekt 
und Anmeldung an:

Christiane Geiger

TU Dortmund, 
Fakultät Maschinenbau,
geiger@itl.tu-dortmund.de

Tel.: 0231 755-7341

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