Wer in die Gesundheit seiner Mitarbeiter investiert, spart unterm Strich sogar. Eine Online-Befragung von Dekra zeigt, wo noch Nachholbedarf besteht.
Mitte November hat die Prüforganisation Dekra zum dritten Mal ihr Arbeitssicherheitsbarometer vorgestellt. 800 Unternehmen aus Industrie, Handel und Verwaltung - davon rund 100 Transportunternehmen - haben sich den 16 Fragen der Online-Befragung zum Arbeits- und Gesundheitsschutz gestellt. Dr. Clemens Mayr, Dekra-Bereichsleiter Industrie, Bau und Immobilien, freute sich über "sehr gute Resonanz". Abgefragt wurden die Zahl und Art der Unfälle, Ziele, Gründe und Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitspolitik, Unfallrisiken und -verhütung sowie Organisation und Partner.
Arbeitsschutz ist oft Chefsache
Besonders in kleineren Betrieben ist der Arbeitsschutz Chefsache. "n neun von zehn Betrieben sind die Führungskäfte eingebunden", erklärt Dekra-Gesundheitsexpete Fatih Yilmaz. Traurig sei dagegen, dass in den Personalabteilungen bislang das Thema nicht angekommen sei.
Dabei hat der Gesundheitsschutz viele Facetten, die auch sie betreffen würden. Mit dem demografischen Wandel rückt die Arbeitskraft älterer Mitarbeiter stärker in den Fokus. Diese zu erhalten wird zur zentralen Aufgabe. Dabei greifen die befragten Unternehmen auch auf externe Hilfe zurück. Wichtigste Partner hierbei sind Arbeitsmediziner (70 Prozent), gefolgt von Sicherheitsingenieuren, Kassen und Berufsgenossenschaften.
Als größtes Unfallrisiko sehen die Unternehmen ihre Mitarbeiter: deren Verhalten und Unkenntnis sowie der zunehmende Druck werden als Hauptunfallrisiken genannt.
Arbeits- und Gesundheitsschutz kostet nicht nur, "er bringt auch bares Geld", sagt Dekra-Experte Yilmaz. Angesicht von 460 Millionen Arbeitsunfähigkeitstage im Jahr 2012 und 80 Miliarden Euro Verlust an Produktivität sei der wirtschaftliche Nutzen groß. Es lohnt sich, aktiv zu werden. Hinzu kommen die gesetzlichen Vorschriften. "Jedes Unternehmen ist verpflichtet, eine Fachkraft für Arbeitssicherheit zu bestellen", betont Yilmaz. Pro Mitarbeiter werden je nach Betrieb zwischen 0,5 und 2,5 Arbeitsstunden fällig. Doch bei kleinen Betrieben sei das Thema noch gar nicht angekommen, fasst er zusammen. Große Unternehmen seien bei Organisation und Umsetzung vorbildlich, während im Mittelstand kein eindeutiges Bild vorherrsche.
Zahl schwerer Arbeitsunfälle auf Tiefststand
Ein postiver Trend: Die Zahl schwerer Arbeitsunfälle ist laut Yilmaz auf einem Tiefststand angekommen. Doch künftig müsse die Belegschaft stärker eingebunden und über das Ziel von Schutzmaßnahmen informiert werden. Den Betriebsärzten komme eine stärkere Rolle als Gesundheitsberater zu. Krankheitstage entstünden wieder zunehmend durch Rückenerkrankungen. Auch altersgerechtes Arbeiten sei ein Thema, das es in Zukunft zu meistern gebe. Hier müssen Unternehmen die Arbeitsplätze und -belastungen passend gestalten, damit eine spätere Rente überhaupt möglich ist.