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Dachser Food Logistics neu in Erlensee Lebensmittel-Hub für Europa gut gestartet

Foto: Thomas Küppers

Magerquark, Rieslingsekt, Cheddarkäse & Co.: In Erlensee schlägt Dachser Food Logistics Lebensmittel für ganz Europa um. Am 1. April ist der Hubbetrieb für Deutschland gestartet, am 1. Juli für Europa. Eine vergleichbare Anlage für den Lebensmittel-Umschlag hat nach Dachser-Angaben sonst kein Unternehmen. Die Fachzeitschrift trans aktuell hat einen Blick hinter die Kulissen geworfen.

Wo sind die Schoko-Nikoläuse? Wo sind die Pfeffernüsse? Das typi­sche Naschwerk zur Advents- und Weihnachtszeit sucht man im neuen Lebensmittel-Hub des Logistikdienstleisters Dachser in Erlensee (Main-Kinzig-Kreis) in diesen Tagen vergeblich. "Das ist schon längst im Handel", erläutert Mathias Oetter, der das Logistikzentrum Rhein-Main – so die offizielle Bezeichnung – von Dachser leitet. In der Tat sind Zimtschokolade,  Dominosteine und Co. ja bereits seit August in den Supermärkten der Republik zu haben.
Zu Lücken in der 7.000 Qua­dratmeter großen Cross-Docking-Halle führt das aber nicht. Im Gegenteil: Auch ohne Weihnachtsleckereien ist das Lager proppenvoll. Dicht an dicht schmiegen sich die Paletten aneinander. ­Allerdings währt die Ordnung innerhalb des nächtlichen Umschlagbetriebs nie lange: Schon ist das Surren des Staplers zu hören, der sich eine der Paletten greift und an andere Stelle befördert. Statt der vielleicht erwarteten Lebkuchen liefert der Lkw aus Nürnberg in dieser Nacht unter anderem frische Fleischwurst an. Flink beför­dert sie ein Lagermitarbeiter von Relation 13 zu Relation 404. Das neue Ziel heißt Hamburg.

Umschlag von Lebensmitteln zwischen zwei und vier Grad

Die Wurstspezialität hat in dieser Nacht geschmackvolle Gesellschaft: Ob Magerquark, Rieslingsekt, Cheddarkäse, Nuss-Nougat-Creme oder vorgekochte Kartoffeln für die Pfanne – ein Lebensmittelladen auf dem Land wird mit dieser großen Auswahl an Speisen und Getränken kaum konkurrieren können. Innerhalb weniger Stunden wechselt die zwischen zwei und vier Grad gekühlte Ware den Lkw und bricht zu neuen Zielen auf.
Alles ist streng getaktet. Schließlich hat Dachser den Anspruch, das Gut innerhalb von Deutschland binnen 24 Stunden zum Empfänger zu befördern.
Dazu leistet das zum 1. April in Erlensee in Betrieb genommene Hub einen wichtigen Beitrag. Jede Nacht schlagen die mit wärmenden Jacken gekleideten Mitarbeiter dort rund 500 Tonnen Lebensmittel im Rahmen des Hub-Betriebs um. Insgesamt 30 Depots sind Teil des deutschen Netzwerks. Bis auf drei Partner – die Spedition Brummer aus Neuburg am Inn, die Spedition Heidelmann aus Schwalmstadt sowie den Logistikdienstleister Karldischinger aus Ehrenkirchen – handelt es sich um Dachser-Niederlassungen.
Die ersten Kühlauflieger stehen bereits an den Rampen, als die Lagermitarbeiter in dieser nasskalten Nacht um 21 Uhr ihre Schicht antreten. Fünf Stunden vorher haben die Disponenten im Team von Hub-Leiter Andreas Maljak ihren Dienst begonnen und sind dank der Avise der anderen Dachser-Häuser und Netzwerk-Partner über die erwarteten Mengen bereits im Bilde. Die Avise müssen bis 19 Uhr im Dachser-eigenen Outbound-Planning-Tool einlaufen. Zwischen 20.45 und 22.30 Uhr treffen die dazugehörigen Fahrzeuge ein. Wie beim Standardsammelgut muss auch im Frische-Netzwerk der Lkw mit der weitesten Wegstrecke als erster wieder los. Das Berliner Fahrzeug muss spätestens um 23 Uhr starten, sonst verpasst es womöglich die Übergabe an den Nahverkehr am nächsten Tag.

Dachser: Ein solches Lebensmittel-Hub hat sonst keiner

Dank der Avise wissen die Speditionskaufleute auch, welche ausgehenden Lkw überlaufen – also zu viel Ware zugewiesen bekommen. So gilt es kurzfristig zu entscheiden, wo die Überhänge beigeladen oder anderweitig disponiert werden. Diese Arbeitsweise ist beim Umschlag von Standardsammelgut nicht unüblich. In der Lebensmittellogistik ist sie ein Novum – wie der Hubbetrieb an für sich. "Das hat sonst keiner", betont Niederlassungsleiter Oetter. "Weder in Deutschland noch in Europa."
Denn Erlensee hat nicht nur für das Dachser Food-Netzwerk in Deutschland eine herausragende Bedeutung, sondern auch für die Verbindung mit dem restlichen Kontinent. Das Umschlaglager dient seit 1. Juli nämlich auch als Europa-Hub für das European Food Network. Dem vor drei Jahren von Dachser initiierten Netzwerk gehören aktuell 13 Partner an. Zusammen bedienen sie 30 Länder. Sind die Lkw der innerdeutschen Partner auf Tour, kümmern sich die Lagermitarbeiter um die Fahrzeuge der internationalen Partner. Eingetroffen sind sie teilweise schon am Nachmittag. Die Zeit bis zur Ent- und Beladung können die Fahrer als Ruhezeit nutzen.

Freitag in Frankreich abgeholt, Montag in Deutschland angeliefert

Anders als das nationale Ladegut kann das internationale nicht schon nach 24 Stunden beim Empfänger sein. Die längeren Entfernungen lassen das nicht zu. Das heißt aber nicht, dass diese Laufzeit für Mathias Oetter, der seit 26 Jahren für Dachser tätig ist, kein Ansporn wäre. Am Freitag in Frankreich losfahren und am Montag in Deutschland im Handel anliefern – das könne man heute schon. Für verpacktes Kaninchenfleisch wird das bereits regelmäßig praktiziert. "Im gleichen Zeitrahmen können wir aber auch eine Sendung von Spanien nach Polen abwickeln", berichtet Oetter. Etwa 20 Prozent der nachts in Erlensee umgeschlagenen Tonnage entfällt derzeit schon auf das europäische Netzwerk.
So hektisch es in Erlensee jede Nacht auch zugeht – längst haben sich die Mitarbeiter daran gewöhnt. Was für den Hub als Herzstück gilt, trifft auch auf die Anlage insgesamt zu. "Wir fühlen uns hier pudelwohl", bekräftigt Oetter. Das ist angesichts der neuen Möglichkeiten auf dem Gelände des ehemaligen Fliegerhorsts nicht verwunderlich. 70.000 Quadratmeter Fläche stehen Dachser dort zur Verfügung. 27 Millionen Euro hat das Familienunternehmen aus Kempten dort investiert.
Da die Halle "nur" ein Zehntel davon belegt, haben die Fahrer reichlich Platz zum Manövrieren. Subunternehmer finden mehr als 60 für sie vorgesehene und eingezäunte Parkplätze vor. Es gibt eine große Tankstelle mit sieben Zapfsäulen und eine Waschanlage, die mit ihren Möglichkeiten einer qualifizierten Innenreinigung Maß­stäbe bei Dachser setzt.

Dachser: Umzug nach Erlensee war ein Quantensprung

In Offenbach, wo die Food-Niederlassung zuvor beheimatet war, war alles deutlich beengter. Zwar war die Halle mit 5.000 Quadratmeter Fläche nur unwesentlich kleiner. Das Gelände aber fasste insgesamt nur 20.000 Quadratmeter – sodass sich Fahrer häufig außerhalb einen Parkplatz suchen mussten. "Der Umzug war ein Quantensprung", sagt daher auch Speditionsleiter Jens Kleyböcker.
Wo früher Kampfhubschrauber auf ihre Einsätze warteten und in Spitzenzeiten 6.500 Soldaten stationiert waren, finden Unternehmen heute reichlich Platz und Entwicklungsmöglichkeiten vor. Das trifft nicht nur auf Dachser zu. Direkt benachbart sind ein Verpackungsunternehmen und ein Autoveredler. Dachser hatte acht Jahre nach einem entsprechenden Gelände gesucht. In der bevorzugten Lage westlich von Frankfurt sei nichts zu machen gewesen, weshalb die Wahl auf die Konversionsfläche im Nordosten der Metropole fiel. In der 13.000-Einwohner-Stadt ist Dachser bereits mit seiner European-Logistics-Sparte vertreten und ist mit dem zweiten Stützpunkt und weiteren 170 Mitarbeitern nun der größte Arbeitgeber vor Ort.

28.000 Quadratmeter große Logistikhalle geplant

Und kaum angekommen, hat Oetter bereits die nächsten Pläne: Stößt die Cross-Docking-Halle mit ihren 87 Toren an ihre Kapazitätsgrenzen, kann sie um 3.000 Quadratmeter und 35 Rampen erweitert werden. "Dann haben wir für die Zukunft vorgesorgt", sagt der Prokurist. Spruchreif ist bereits ein anderes Projekt auf dem angrenzenden Gelände: Der Logistikdienstleister wird dort in Zusammenarbeit mit dem Immobilienentwickler Panattoni eine 28.000 Quadratmeter große Halle bauen und betreiben, wo Lager- und Logistikaktivitäten geplant sind. Noch ragen erst einzelne Säulen aus dem Boden, doch wird der Bau zügig über die Bühne gehen.
Zu Weihnachten wird man in Erlensee dann zwar weiterhin keine Lebkuchen oder Zimtschokolade vorfinden, wohl aber eine neue Halle – mit der sich die Dachser-Mannschaft dann selbst ein Geschenk macht und ihrer Expansion Ausdruck verleiht.

Dachser bietet neuen Frischeservice am Wochenende an

Frischeprodukte mit sehr kurzer Mindesthaltbarkeit müssen schnellstmöglich in die Kühlregale: Im nächsten Jahr startet Dachser in Erlensee daher den Wochenend-Hub. Ein zusätzlicher Umschlag am Samstag bringt nach Firmen­angaben dann deutlich verbesserte Laufzeiten mit sich: "Wir können am Freitagabend beim Kunden in Frankreich die Ware abholen und am folgenden Montag in Deutschland oder Polen zustellen", heißt es. Das bedeute einen Tag Laufzeitgewinn. In Deutschland könnten die Kunden sogar noch bis zum Samstagvormittag produzieren. Am gleichen Tag werde die Sendung dann zum Hub verbracht und ­umgeschlagen.
Der Wochenendservice richtet sich an Großhändler und Importeure sowie an Hersteller, die an sechs Tagen in der Woche produzieren müssten. "Im Blick haben wir auch Restaurants, Großküchen und Caterer, die frische Vorprodukte und Zutaten schnell verarbeiten oder selbst zügig zu ihren Kunden bringen müssen", erklärt das Unternehmen.

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