CCAP von Scania Beschleunigen und Segeln

Scania R 480 CCAP gegen R 480 CC Foto: Jacek Bilski 7 Bilder

Wie hoch ist die Verbrauchseinsparung mit dem neuen Scania-Tempomaten mit Topografie-Erkennung namens CCAP? Scania verspricht bis zu vier Prozent. lastauto omnibus hat nachgemessen.

Am Ende sind es acht Blatt Papier, die der Drucker ausspuckt. Gefüllt mit 376 Zeilen, die in neun Zahlenkolonnen aufgespaltet sind. Macht zusammen exakt 3.384 Zahlen respektive Messwerte. Am interessantesten jedoch sind die Anzahl der Nullen in Spalte sechs. Dort steht der Verbrauch in Liter für den jeweils zuletzt zurückgelegten Kilometer. Der Standard-Tempomat, so dokumentiert es Spalte sechs, kommt auf 26 Nullen. Insgesamt 26 Kilometer der Messstrecke ist der Scania also ohne Verbrauch gerollt. Mit aktiviertem CCAP ­(Cruise Control Active Prediction) addiert  sich die Anzahl der Nullen im nächsten Umlauf auf erstaunliche 35, was 35 Kilometer Fahrstrecke ohne Verbrauch entspricht – bei gleicher Tempomat­einstellung auf gleicher Strecke.

Scania verspricht Verbrauchsvorteile bei den neuen Tempomaten

Bis zu drei oder auch vier Prozent Verbrauchsvorteil verspricht Scania für den neuen Tempomaten, den die Schweden Ende vergangenen Jahres vorgestellt haben und der sich keineswegs sklavisch an die vom Fahrer eingestellte Geschwindigkeit hält. Er nutzt vielmehr die im Bordcomputer gespeicherten Topografie-Daten, um mit der Bewegungsenergie des Lastzugs zu "spielen". Hinterlegt im Bordrechner sind rund 95 Prozent der westeuropäischen Fernstraßen (zumeist Autobahnen, aber auch Bundesstraßen). Die jeweils kommenden drei Kilometer nutzt der Tempomat für seine vorausschauende Strategie.

Und diese Strategie ist effektiv und simpel gleichermaßen: Vor jeder Steigung beschleunigt CCAP den Lastzug, um mehr Schwung mit in den Berg zu nehmen. Das spart Zeit und mitunter auch eine Schaltung. Der Verbrauchzuschlag ist minimal und betrug beim Test zwischen 0,03 und 0,05 Liter. Naht das Ende des Anstiegs, beschleunigt  CCAP die Fuhre nur zaghaft und nur bis zu einer Geschwindigkeit, die acht Prozent unter dem vom Fahrer vorgegebenen Marschtempo liegt. Um dann, bevor der Fahrer das nahende Gefälle überhaupt erkennt, ganz vom Gas zu gehen. Genau an solchen Stellen erscheinen dann die zusätzlichen Nullen in Spalte sechs des Testprotokolls. Eingeschaltet wird CCAP automatisch mit dem Aktivieren des Tempomaten und startet seine Aktivitäten oberhalb von Tempo 60 und pendelt mit minus acht respektive plus vier Prozent um den eingestellten Tempomat-Wert.

Mit eingeschaltetem CCAP nur 29 Sekunden länger unterwegs

Um den Versprechungen auf den Grund zu gehen, sammelte lastauto omnibus mit zwei  nahezu identischen Lastzügen die  erwähnten 3.384 Daten auf einer hügeligen Autobahn westlich von Koblenz. Der eine war mit (abschaltbarem) CCAP ausgerüstet, der andere diente als Referenz-Lastzug, um eventuelle Wettereinflüsse während der Messfahrten aufzuzeichnen.

Kurz: Das Wetter spielte den ganzen Tag mit, der Referenzlastzug spulte die Strecke zweimal mit fast identischen Ergebnissen ab. Nicht aber der andere Lastzug. Im ersten Umlauf – ohne CCAP – brauchte er gut drei Prozent mehr Diesel als im zweiten Umlauf mit eingeschaltetem CCAP, war aber auf knapp 100 Kilometer nur 29 Sekunden länger unterwegs.

Eine genaue Strecke Erkennung durch den CCAP-Rechner

Die verlorene halbe Minute, die sich in marginal abweichenden Durchschnittstempi zeigt (84,0 statt 84,6 km/h), ist dabei weitaus leichter zu verschmerzen als so manch böser Blick überholender Kollegen, die partout nicht verstehen, warum der CCAP-Lastzug mitunter so trödelt. Dabei macht er eigentlich nichts anderes als das, was ein guter Fahrer machen sollte: nämlich vorausschauend fahren. Und genau dies kann CCAP auf hügeligen und leicht bergigen Strecken perfekt. Es erstaunt immer wieder, wie genau der CCAP-Rechner jenen Punkt auf der Strecke erkennt, an dem er das Gas zurücknehmen kann, ohne den unteren Wert (also minus acht Prozent vom Tempomat-Wert) zu unterschreiten.

Letztlich ist es genau diese Vorausschau,  die die Verbrauchseinsparung ausmacht. Mal spart CCAP durch rechtzeitiges Gaswegnehmen 0,05 Liter, mal jedoch 0,15 Liter, was sich im Laufe der knapp 100 Kilometer langen Messstrecke auf 1,15 Liter addiert und Verbräuche von 38,1 respektive 36,9 Liter pro 100 Kilometer ergibt und einer Einsparung von etwas über drei Prozent entspricht. Demgegenüber steht ein recht bescheidener Aufpreis von knapp 500 Euro für CCAP. Bei drei Prozent Einsparung rechnet sich diese Investition im günstigsten Fall binnen weniger Monate. Günstig heißt hier: Beim Vergleich von Standard-Tempomat (CC) mit CCAP, ohne Eingriffe des Fahrers. Schließlich kann ein guter, geschulter Fahrer die gemessenen CC-Werte durch gezielte Eingriffe durchaus deutlich unterschreiten. Die Bescheidenheit beim Aufpreis mag aber auch daran liegen, dass CCAP je nach Topografie eben nicht immer drei Prozent spart. Auf Relationen wie Basel–Frankfurt oder Kassel–Hamburg tendiert der Vorteil gegen null. Um zu sparen, braucht CCAP viele kleine Anstiege, wie es sie etwa in den deutschen Mittelgebirgen oder auf Strecken wie Nürnberg–München gibt. Erst dann addieren sich die Nullen im Verbrauchsprotokoll zu ansehnlichen Einsparungen.

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